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verschleppen (OF IVa-168/188) und so das Leben seines Klientenzu retten. Das Beispiel der Familie Hercher macht augenscheinlich,wie genau di~ neuen Machthaber des März 1938 ihre erstenAktionen gegenüber bestimmten Personen geplant hatten.Ohne daß hier weiter in die durch die Arbeit von MargitSchönherr entfachte Diskussion (vgl. Lingenhöle, 1983; Burmeister ,1983) eingegriffen werden soll, sind zur allgemeinen Stimmung indiesen ersten Tagen des neuen Regimes einige grundsätzlicheFeststellungen zu treffen:1) Widerstand im Sinne politischer Aktionen der alten gegen dieneuen Machthaber hat es in Vorarlberg wie im übrigenÖsterreich nicht gegeben. Die kämpferischen Naturen unter denChristlich sozialen blieben mit ihrem Zorn weitgehend isoliert.2) Der Komplex des "inneren Widerstandes" (vgl. Lingenhöle,1983) ist gewiß nicht zu vernachlässigen, bisweilen aber imnachhinein überzeichnet und vor allem von der Quellenlage herschwer überprüf- und meßbar.3) Das Begriffspaar Angst und Anpassung kennzeichnet die Stimmungunter den bis zum März 1938 herrschenden Elitenwohl am zutreffendsten. Daß die neuen Herren mit eInIgenmilder und mit anderen brutaler umgingen, hing meist nichtvom Verhalten beim Einmarsch und den darauffolgenden Tagen,sondern vom politischen und persönlichen Verhalten in denvorausgegangenen Jahren christlichsozialer Alleinherrschaft ab.Was die Nazis als "schwarze Gehässigkeit" bezeichneten, warin vielen Fällen der persönliche Mut gewesen, den Illegalendie Stirne zu bieten, bisweilen aber auch eher lieblosePflichterfüllung , die ohne besondere Gewissensnöte auch jetztwieder geleistet wurde. Die praktischen Resultate dieser Angstwaren meist Rückzug oder Anbiederung. Die Grundsatztreuerenversuchten in zurückgezogener Unauffälligkeit zu leben, umdamit von Strafmaßnahmen oder beruflichen Sanktionen verschontzu bleiben. Dies war umso gebotener, als die neuenStaats- und Parteibehörden gerade die ehemaligen Funktionsträgermit besonderem Argwohn beobachteten. Den Nationalsozialistenwar jedenfalls auch in den späteren Jahren durchausklar, wer "schwarz" geblieben war und dem Staat nur dennotwendigsten Tribut zollte, um einigermaßen ungeschoren zubleiben. Wenige nur hatten den Mut, ihre christliche beziehungsweise"vaterländische" Gesinnung auch außer halb dereigenen vier Wände nicht zu verhehlen. Die zum Teilpeinlichen Fälle von politischer Anbiederung an die neuenMachthaber sollen im Rahmen dieser "Widerstandsarbeit" nicht83

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