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Beginn des ] ahres 1939 Exempel dafür statuiert, daß die neuenMachthaber gegenüber jenen, die die Ideologie des produktivenFunktionierens bis dahin nicht verinnerlicht hatten, keine Gnadekannten. So wurden die Arbeitslosen Franz P. und ]ohann P.,beide ob ihrer Alkoholkrankheit stadtbekannt, harmlose Schwadroneuream Wirtshaustisch, Mostbettler bei Bauern, beide in denschwierigen dreißiger ] ahren aus dem Geleise bürgerlicherArbei tsmoral geworfen, am 27.1.1939 nach Dachau deportiert (DÖW15.602). ]ohann P. wurde dort am 5.2.1939 zu Tode gebracht (DÖWo. Nr.). Kurze Zeit danach wurde auch der Dornbirner OswaldSch., kaum 20 Jahre alt, in Dachau umgebracht (I: Weiß A.). Erwar wegen kleinerer krimineller Delikte mehrmals straffälliggeworden und deshai b in die Gruppe der "Unverbesserlichen"eingereiht und "beseitigt" worden.Neben der Gestapo - wie es bei den genannten Personen derFall war - verfolgten auch die Landräte sogenannte "Arbeitsscheue".Das Landratsamt Bregenz beispielsweise verfügte eineganze Reihe von Einweisungen in "Arbeitshäuser" (vgl. GeBBr).Die dritte Schiene, auf der besonders gegen kriminelleRückfalltäter verfahren wurde, war die Blut justiz. Die BregenzerinAnna Guttenberger (vgl. Kapitel "Individuelle Opposition") ,diewegen einer Lappalie in Feldkirch zum Tode verurteilt wurde, istkein Einzelfall.Wer allerdings annimmt, daß durch solche drakonischenMaßnahmen die Kriminalität - besonders im Bereich der EigentumsundSexualdelikte - ausgemerzt wurde, unterliegt einer schwerenTäuschung. Die Strafakten beim Landgericht Feldkirch und beiden damaligen Amtsgerichten Bregenz, Dornbirn, Bludenz undSchruns sprechen eine andere Sprache. Wenn heute noch mancheglauben, "das hätte es unterm Hitler nicht gegeben", dann sindsie ein Opfer der Propaganda, die vorgab, mit Gewalt eingesellschaftliches Problem zu lösen, das tatsächlich in keinerWeise bewältigt war. Diese Propaganda konnte so nachhaltigwirken, weil das NS-Regime die Tätigkeit seiner Justiz undVerwaltung den Blicken der Öffentlichkeit weitgehend entzog.Da gerade "Asoziale" oder Straffälliggewordene oft ohneAngehörige waren oder sich diese von ihnen distanzierten, istauch nach 1945 kaum über sie gesprochen worden. Die Genanntensollen hier für manchen anderen stehen, dessen "Verschwinden"kaum jemanden berührte. Ebenso wird die Internierung vonHomosexuellen in Konzentrationslagern bis heute tabuisiert. AusVorarlberg ist uns bisher ein solcher Fall bekannt. Recht kann205

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