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PDF suchbar 26,8 MB - Johann-August-Malin-Gesellschaft

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esteht zwar ein staatlicher Verfolgungsanspruch, der auch mitder Todesstrafe verwirklicht werden kann - die Austrofaschistenhaben dies nicht zuletzt mit den Hinrichtl,lngen nach denFebruarkämpfen des Jahres 1934 demonstriert. Doch gibt esgrundsä tzlich keinen Vernichtungsanspruch gegenüber"rassisch", politisch oder sozial - "lebensunwertem" Leben. Dasmarkiert, neben wesentlichen anderen Faktoren (vgl. Talos, 1984),die entscheidende Grenze zwischen Austrofaschismus und Nationalsozialismus.In der Behandlung des Nationalsozialismus haben sich dieVorarlberger Historiker geringere Beschränkungen auferlegt als inder Analyse des Austrofaschismus den wenigstens Bilgeri inseiner Geschichte der Stadt Bregenz als Schrittmacher desNa tionalsozialismus identifiziert (Bilgeri, 1980: 570); doch scheinenin der landesgeschichtlichen Literatur über die NS-Zeit imwesentlichen nur Widerständler und Verfolgte auf, die demchristlichsozialen Lager zugerechnet werden können. Angehörigeanderer Lager Kommunisten und Sozialdemokraten - und die"einfachen Leute" generell blieben weitestgehend unerwähnt. IhrSchicksal wurde genauso wenig beachtet wie jenes der vielenTausend Fremdarbeiter und Kriegsgefangenen, der meisten rassistisch Verfolgten, der Antimilitaristen: verdrängt, vergessen.Diese Verdrängung ist nur ein Teil des viel umfassenderenProzesses, der die nationalsozialistische Herrschaft und ihre Auswirkungenzu einer über das Land hereingebrochenen Na turka tastropheumgeformt hat (Pichler, 1982/ b). Der Logik einer Wahrnehmungvon Katastrophen entspricht es, daß nur ihr Anbrechenund ihr Ende im Gedächtnis haften bleiben. Genau das ist dieSicht, mit der sich die Vorarlberger Landesgeschichtsschreibungbisher dem Nationalsozialismus genähert hat. Ein bodenständigerAnteil am Funktionieren des NS-Systems hat in einer solchen Perspektivekeinen Platz. Nur wenige (etwa Welti, 0.].) haben diekritische Distanz gehabt zu erkennen und zu schreiben, daß sichdie nationalsozialistische Ideologie auch in alemannischen Köpfenfestgesetzt und daß der deutsche Faschismus hierzulande - nichtzuletzt wirtschaftlich - mächtige einheimische Förderer und Unterstützergefunden hat.Über die Bedingungen, unter denen dieses System rund siebenJahre im Vorarlberger Alltag bürokratisch funktionieren konnte,ist überhaupt völliges Stillschweigen bewahrt worden. Denn hätteman sich dem alltäglichen Faschismus zugewandt, und nicht nurden dramatischen Akten des Beginns und des Endes, dann hätteauch die alltägliche Verfolgung zur Sprache kommen müssen, die19

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