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herunterladen - Hackländer, Friedrich Wilhelm Ritter von

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25 HACKLÄNDER: REISE IN DEN ORIENTDa wir am andern Tag das Dampfboot verlassen wollten, um unsern Weg zuLand durch die Türkei fortzusetzen, so beschäftigten wir uns heute damit, unserGepäck zu teilen, um das Wichtigste, was wir an Wäsche und sonstigen Sachenbrauchten, mit uns zu nehmen und die schweren Koffer auf dem Dampfbootnach Konstantinopel gehen zu lassen. Wir hatten in Wien kleine lederne Koffergekauft, die dazu eingerichtet waren, um sie wie Tragkörbe rechts und links anein Pferd hängen zu können. Diese, sowie unsere leichteren Nachtsäcke, wurdenmit den nötigsten Sachen angefüllt.Früher einmal hatte die Lady Londonderry den Wunsch geäußert, die Reisedurch die Wallachei und Rumelien ebenfalls zu machen und erst unseren dringendenVorstellungen, sowie denen des Herrn Gemahls und der Schiffsoffiziere,daß dort oft nicht einmal an gute Wege für Saumtiere, geschweige an einen Wagenzu denken sei und daß die Pässe im Balkan in dieser Jahreszeit mit Schneeund Eis bedeckt und <strong>von</strong> Räubern unsicher gemacht seien, gab sie endlich nachund ihr Vorhaben auf, mit uns zu reiten. Ihr junger Landsmann dagegen schloßsich als ein sehr willkommener Reisegesellschafter uns an.Die Sonne, welche heute freundlich untergehend, auf morgen einen gutenTag versprach, hielt uns nicht Wort. Denn als ich am folgenden Morgen <strong>von</strong>meiner Bank, auf der ich die Nacht über gelegen, durchs Fenster sah, war derHimmel mit dunklen Wolken überzogen, die uns eine Stunde darauf einen anhaltendenRegen herabsandten, der bis zur Nacht fortdauerte, wo wir bei Giorgewoanlegten.Der Abend vereinigte unsere ganze Gesellschaft noch einmal in der großenKajüte, wo wir bei einem Glas Punsch die vergnügten Stunden durchgingen,welche wir in den Tagen genossen hatten, die wir zusammen auf dem Boot zugebracht.Es tat uns Leid, <strong>von</strong> so angenehmer Gesellschaft scheiden zu müssen,<strong>von</strong> so guten Menschen, die wir vielleicht nie wieder sehen werden.Kapitel 2Ritt durch die europäische TürkeiWenn man in zivilisierten Ländern über Reisebeschwerden klagt, so verstehtman darunter ein paar Nächte, die man vielleicht im bequemen, dicht verschlossenenWagen zubringen mußte, oder eine holperichte Straße, eine Station aufder man unbeschreiblich schlecht zu Mittag gespeist oder wo der knauserndeWirt so boshaft langsam serviert, daß einen das zur Abfahrt mahnende Horndes Schwagers schon aus den angenehmen Rindfleischträumen reißt und mandie Herrlichkeiten des Bratens usw. nur in Gedanken genießt. Das schlimmste,was passieren kann, ist das Umschlagen des Wagens, oder ein überfüllter Gasthof,wo nur die Barmherzigkeit des Oberkellners dem unglücklichen Ankömmlingirgendein Winkelchen zuweist. Wem schon solche Kleinigkeiten überlästigvorgekommen sind, der unterstehe sich ja nicht, zu Lande nach Konstantinopelzu gehen, oder auch nur eine kurze Strecke im Innern der Türkei zu reisen, sondernbleibe <strong>von</strong> Wien auf dem Dampfboot, wo er eine reinliche Kajüte, ziemlichgutes Essen und am Abend weiche Matratzen hat.Die türkische Posteinrichtung befindet sich noch in der unmündigsten Kindheit.Man kann zu Wagen reisen, was etwas bequemer, indeß nur im hohen Sommerüberhaupt möglich ist, wo die Heiden, über welche meistens der Weg geht,<strong>von</strong> der Sonnehitze fest getrocknet sind. Das Fuhrwerk ist ein Leiterwagen, mitMatten bedeckt und mit Stroh gefüllt, auf dem sich der Reisende ausstreckt undes dann der Vorsehung und dem in vollem Galopp dahinbrausenden Postillonüberlassen muß, ob er überhaupt und mit ganzen Gliedern nach dem Ort seinerBestimmung kommt.Die auch beim heißesten Wetter in ihre dicken Pelze gehüllten Burschen –ich spreche jetzt hauptsächlich <strong>von</strong> der Wallachei, da in Bulgarien und Rume-

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