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herunterladen - Hackländer, Friedrich Wilhelm Ritter von

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49 HACKLÄNDER: REISE IN DEN ORIENTnation anzusehen, die schon wegen des Ramasan, aber zu Ehren der neugeborenenPrinzessin heute doppelt glänzend war. Auch versprach er, uns womöglichnoch diesen Abend dem Pascha vorzustellen.Wir zogen aus, vor und hinter uns Kawaschen (Wachen) und Diener mitgroßen Laternen und Stöcken, fanden aber, nachdem wir durch ein paar Straßengegangen, die Illumination äußerst armselig. Außer farbigen Laternen undBlechlämpchen, die einzeln an den Häusern hingen, sahen wir hie und da auf einemkleinen Platz eine Pechfackel, bei deren rotem Schein die Türken lärmendirgendein Backwerk verzehrten. Nur bei dem Palast des Pascha, zu dem wirbald gelangten, war es lebhafter.Das Gebäude hatten wir schon diesen Morgen vom Minaret der Moscheeaus gesehen, <strong>von</strong> wo aus es einer deutschen Kaserne glich: ein beinahe viereckigerBau, der einen Hof umschließt, mit regelmäßigen Fenstern ohne dievielen Erker und Schnörkel der übrigen türkischen Häuser. Die Fassade war mitLämpchen aufs beste herausgeputzt. Sie stellten Sterne und Halbmonde, auchNamenschiffren vor, nur lief alles bunt, ohne Symmetrie durcheinander. AmTor standen mehrere zerlumpte Burschen mit Pechpfannen und hier wogte einegroße Menschenmasse aus und ein.Auch wir folgten dem Strom mit Hilfe unserer Kawaschen, welche uns mitihren Säbeln überall Luft machten und fanden im Hof ein seltsames Treiben undLeben. Auf den ganzen Platz waren Pechpfannen in die Erde gesteckt, welchedie Menschenmassen ringsum ziemlich beleuchteten. In der Mitte saß eine Musikbandeauf dem Boden und machte mit einigen Violinen, Zithern, Querpfeifenund Trommeln einen heillosen Lärm. Indessen hielten sie bei aller Disharmonievortrefflich Takt, zu dem in der Mitte des großen Kreises, den das Volk bildete,zehn bis fünfzehn Tänzer die groteskesten Sprünge machten und eine sich immerwiederholende Melodie mit näselndem Ton sangen. Das Ganze gab beimflackernden Licht ein eigentümliches Bild: die zerlumpten Tänzer, die gellendeMusik, das Jauchzen der Menge, die Häuser umher, die bei den vielen Lampenund Pechpfannen im Feuer zu stehen schienen.Der Konsul führte uns in das Wohngebäude des Pascha und vorerst in dieZimmer des Muazil, des Ministers oder ersten Beamten, die sehr reich mit Divansund Teppichen geschmückt waren. Man setzte eine Menge Wachslichterauf den Boden hin und brachte uns eiskaltes Wasser in Glasgefäßen, sowie unendlichlange Pfeifen. Bald waren wir und einige andere Herren, die sich eingefundenhatten, wie der griechische, sardinische und preußische Konsul und eini-KAPITEL 2. RITT DURCH DIE EUROPÄISCHE TÜRKEI 50ge angesehene Beamte und Kaufleute in voller Arbeit und erfüllten das Zimmermit dem Dampf des sehr guten Tabaks. Da erschien der Muazil, ein wohlbeleibter,freundlicher Mann <strong>von</strong> etwa vierzig Jahren. Er ging gegen die Gewohnheitder Türken äußerst schnell, reichte rechts und links seine Hände zur Begrüßunghin, dann hüpfte er in die Ecke des Divans, schlug die Beine unter und fingdurch den Dolmetscher an, sich mit uns zu unterhalten. Unter anderem sagteer, der Pascha lasse sich für den Augenblick entschuldigen, weil er in seinemHarem sei. Endlich erschien ein Diener des Pascha. Der Muazil erhob sich undwir folgten ihm durch mehrere Gänge, durch eine Unzahl Diener und Wachen,die in allen Zimmern standen, bis zu einem sehr kleinen Gemach, in welchemder Pascha saß, ein schon ältlicher Mann mit ergrautem Bart, aber <strong>von</strong> äußersteinnehmendem, freundlichem Äußeren.Wir lagerten uns auf den Divans umher. Der Baron mußte sich neben denPascha setzen und dieser ließ ihm durch den Dragoman erklären, er habe wegendes zweifelhaften Wetters für heute die Feierlichkeiten draußen abbestellt, unszu Ehren aber wollte er Feuerwerk und Lustbarkeit in doppeltem Glanz auflodernlassen. Er sprach leise zu einem der Diener, der sofort, die Hand auf derBrust tief sich neigend, rückwärts hinausging.Der Pascha klatschte darauf dreimal in die Hände und eine ganze Reihe <strong>von</strong>Dienern erschien, jeder mit einer Pfeife in der Hand. Vor jedem der Gäste bliebein solcher Pfeifenträger stehen, und auf einen Wink drehten alle die Röhren,welche sie bisher über die rechte Schulter gelehnt und steckten uns die Spitzenin den Mund.Dies gleichförmige Präsentieren der Pfeife geschieht dann, wenn der Wirtden Rang seiner Gäste nicht genau kennt. Jetzt brachte man auch des PaschasNargileh, woran er mächtigt zog und es dann dem Nebensitzenden bot, wasfür eine große Freundschaftsbezeugung gilt. Man brachte uns schwarzen Kaffeein kleinen türkischen Tassen ohne Henkel, die man mittels eines metallenenTellers (Zarfe) hält und wir schlürften den beliebten Sorbeth aus halbkugeligenKristallgefäßen. Mehrere Male wurden hierbei die Pfeifen gewechselt, mitdenen der Pascha, wie es schien, reichlich versehen war.Der sardinische Konsul, welcher neben mir saß, erzählte mir, welch’ unglaublicherLuxus hierzulande mit Pfeifen, besonders mit Mundstücken getriebenwird. So ein Großer eine bedeutende Anstellung erhält, schafft er sich Pfeifenzu Hunderten an, was, wenn man bedenkt, daß schöne Bernsteinspitzen mit

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