13.07.2015 Aufrufe

herunterladen - Hackländer, Friedrich Wilhelm Ritter von

herunterladen - Hackländer, Friedrich Wilhelm Ritter von

herunterladen - Hackländer, Friedrich Wilhelm Ritter von

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

105 HACKLÄNDER: REISE IN DEN ORIENTDie griechischen Priester im Kloster empfingen uns sehr artig und führtenund in ihrer kleinen Kirche herum. Im Vorhof wurde jedem <strong>von</strong> uns eine brennendeWachskerze in die Hand gegeben, ebenso dem Kawaschen des Herrn <strong>von</strong>C., einem Türken. Doch schien diesem das dünne Kerzchen nicht anständiggenug und er kaufte sich noch zwei dicke dazu, die er ebenfalls ansteckte, woraufer seine Schuhe auszog und uns gegen die Gewohnheit der Türken überallehrfurchtsvoll hinbegleitete. Die Andacht des Muselmanns hatte einen sehrnatürlichen Grund: er liebte eine Griechin und was tut die Liebe nicht!Nachdem wir die Kirche besehen, die nicht viel Merkwürdiges enthielt, gingenwir in den Hof zurück und stiegen auf Marmorstufen zu einem Brunnenhinab, in welchem die gebackenen Fische herumschwimmen sollten. Wirklichsahen wir auch eines dieser Tiere <strong>von</strong> der Größe und Gestalt einer starken Forelle,das auf der einen Seite weiß, auf der anderen dunkelbraun war und sonderbaraussah. Der Priester erzählte uns noch, es seien dieser Fische sieben in denBrunnen geworfen worden, <strong>von</strong> denen zwei verschwunden, die anderen fünfaber noch da seien. Allein wir sollen nicht glauben, daß ihnen ihre Religiongebiete, dies als Wunder zu verehren. Es sei dies nur eine alte Überlieferung.Übrigens könne er aus eigener Erfahrung versichern, daß die fünf Fische in denfünfzig Jahren, seit er hier sei, sich weder vermehrt noch vermindert haben.Das Kloster ist mit alten dicken Nussbäumen umgeben, unter denen wie fastüberall an solchen Orten, ein Kaffeetschi sein Zelt aufgeschlagen hatte, wo wireinen guten Kaffee genossen. Dann bestiegen wir unsere Pferde wieder und rittenfast eine Stunde den Stadtmauern entlang durch das Quartier der Töpfernach Ejub. Zuerst führte unser Weg nach der <strong>von</strong> Mohamed, dem großen Eroberer,gebauten Moschee, die, malerisch zwischen hohen Bäumen versteckt,für so heilig gehalten wird, daß es keinem Ungläubigen erlaubt ist, auch nurihre Vorhallen zu betreten.Ejub, der Fahnenträger des Propheten, soll hier im Kampf mit den Araberngefallen sein und ihm zur Verehrung baute Mahomed nach seiner Thronbesteigungdiese Moschee als Grabmal und verlegte einer der ersten Zeremonien derKrönung dahin, der jedesmalige Sultan empfängt hier durch Umgürtung desSchwertes des Propheten die heilige Weihe. Eine Reliquie, die sich in dieserMoschee befindet, ist ein Fußstapfe des Propheten. Als dieser nämlich in Mekkabeim Bau der heiligen Kaaba eifrigst mithalf, drückte sich einer seiner Füßein den Stein, worauf er stand. Dieser Stein wurde nach Ägypten in die Schatz-KAPITEL 3. KONSTANTINOPEL 106kammer gebracht und kam so später in den Besitz der osmanischen Sultane,wo ihn dann Sultan Mahmud in silberner Einfassung in die Moschee zu Ejubeinmauern ließ.Von dieser Moschee, die übrigens sehr einfach sein soll, ließ uns der Fanatismusder Türken auch nicht das Geringste sehen. Denn kaum hatten wir unseinem der Tore genähert, um wenigstens einen Blick in den Vorhof zu werfen,so kam gleich einer der Derwische auf uns zu und hieß uns mit ziemlich heftigenGebärden und Worten unseres Weges zu gehen.Von schönen Gebäuden in Ejub ist noch ein Palast der Sultanin Valida zubemerken, der Hafen liegt, sowie viele kleine Grabkapellen <strong>von</strong> heiligen undberühmten Männern. Auch ist diese Vorstadt durch die Vorzüglichkeit ihrer Barbiere,sowie durch die Bereitung einer sehr gut schmeckenden Art <strong>von</strong> Milch,Kaimak genannt, berühmt. Etwas hinter der Stadt, am Ende des goldenen Hornsist die Mündung der beiden Flüsse Barbyses und Cydaris, an denen weiteraufwärts die herrlichen wasserreichen Täler und Spaziergänge liegen, die beiden Türken zum Gegensatz <strong>von</strong> den an dem anderen Ufer des Bosporus befindlichenSpaziergängen die europäischen himmlischen Wasser heißen und wo sichan gewißen Tagen die Weiber des Sultans, natürlich durch ausgestellte Wachenvor jedem neugierigen Blicke geschützt, mit Spiel, Gesang und Tanz erfreuen.Ein anderer berühmter Spaziergang, der nach Edris Köschk, führt ebenfallsgleich hinter Ejub ziemlich steil den Berg hinan, über Begräbnisstätten, welchedicht mit schönen Zypressen bewachsen sind, zu einer verfallenen Moschee desScheikh Edris, <strong>von</strong> dem der Spaziergang seinen Namen hat. Auf dieser Höheruhten wir, auf einem Grabstein sitzend, einen Augenblick aus und genossendie prächtige Aussicht, die sich bei den goldenen Strahlen der untergehendenSonne unserem Blicke darbot. Vor uns lag das goldene Horn in seiner ganzenFülle und Ausdehnung, rechts Konstantinopel, links Pera, Galata, Top-Chanaund den Hintergrund dieses prächtigen Rundgemäldes bildeten der Leanderturmund Scutari. Nachdem wir wieder zum Hafen hinabgestiegen waren, ließenwir unsere ermüdeten Pferde mit ihren Führern nach Hause gehen und namenein Kaik, daß uns in kurzer Zeit nach Pera brachte.Am folgenden Morgen nahmen wir unseren Weg wieder nach Stambul, umeine ähnliche Tour wie die gestrige zu beginnen. Doch war unsere Karawaneheute ganz anders zusammengesetzt. Der Lord L., der sich mit seiner Gemahlinzu gleicher Zeit mit uns in Pera befand, hatte sich einen Ferman, d. h. eine

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!