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herunterladen - Hackländer, Friedrich Wilhelm Ritter von

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33 HACKLÄNDER: REISE IN DEN ORIENTeinen Kanonenschuß verkündet ist, entzünden sich auf allen M o s c h e e nund M i narets hunderte <strong>von</strong> Lampen und bilden eine glänzende Beleuchtung.Wir zählten nicht weniger als 29 dieser Türme, welche bis an die Spitzebeleuchtet waren. Endlich kehrten wir diesem Glanz den Rücken und zogendurch das knarrende Tor in die finstere Nacht hinaus – ein Bild unserer Reise.Hinter uns ließen wir die friedliche Heimat mit ihren hellen, reinlichen Straßenund munteren Bewohnern und traten in ein unfreundliches, schmutziges, unsgänzlich fremdes Land, dessen Sprache keiner <strong>von</strong> uns verstand. Unter allenTartaren in Rustschuk war auch nicht einer zu finden, der nur ein Wort Italienischoder Französisch verstanden hätte, <strong>von</strong> Deutsch gar nicht zu reden. UnserHamsa war wohl ein ganz brauchbarer Tartar, da er aber keineswegs das Pulvererfunden hatte, wurde es uns unsäglich schwer, ihm durch Pantomimen etwasverständlich zu machen und hätten wir nicht die notwendigsten Ausdrücke, wie:Halt, fort, langsam, schnell“ etc. gewußt, so wären wir ganz verlassen gewesen.Trotzdem ritten wir munter in der Dunkelheit fort, wünschten den Lieben”zu Haus eine gute Nacht, zündeten unsere Pfeifen an und sangen ein deutschesLied:Steh’ ich in finstrer MitternachtSo einsam auf der fernen Wacht etc.Die Pferde, wie man sie in der Türkei zum Reiten bekommt, sind, wie schongesagt, <strong>von</strong> kleiner, unansehnlicher Gestalt und dieselben, welche bei uns unterdem Namen Wallachen und Moldauer vorkommen, nur daß die hiesigenbei kleinerer Figur etwas mehr Rasse haben. Ihr Gang ist fortwährend ein kurzer,höchst unbequemer Trab, der den Ungewohnten ungemein ermüdet. Mankommt indessen damit sehr schnell <strong>von</strong> der Stelle und tut am besten, sich sobaldals möglich in diese Gangart zu finden. Denn läßt man sein Pferd im Schritt gehen,um später im Trab oder Galopp aufzurücken, so ist dies noch schlimmerund man kommt, wie ich selbst empfunden habe, halbtot auf die Station. Aberdie Ausdauer der Pferde ist erstaunlich. Sie laufen mit kurzen Pausen der Rastdes Tages zwanzig deutsche Stunden, ohne ein Korn Hafer oder Heu oder auchnur Wasser zu bekommen und am Abend merkt man ihnen nicht einmal großeErmüdung an.Es war heute nacht sehr finster. Und trotzdem an keine Landstraße zu denkenwar, verirrte sich unser Führer nie. Der Weg lief bergauf, bergab über unbe-KAPITEL 2. RITT DURCH DIE EUROPÄISCHE TÜRKEI 34kannte Heiden. Der Tartar ritt zuweilen zu uns heran und präsentierte uns seinebrennende lange Pfeife, eine große Freundschaftsbezeugung bei den Türken, diewir nicht ausschlagen durften. Jeder tat einige Züge daraus, dann nahm er siewieder und sprengte vor uns an die Spitze des Zuges. Hier und da zeigte sichin einer Schlucht ein Feuer bei Büffelherden. Jedesmal ritt unser Führer hin,wechselte einige Worte und kam laut rufend zu uns zurück. Einigemal passiertenwir Brücken, die aber so baufällig und unsicher waren, daß Hamsa beinaheimmer abstieg und unsere Pferde einzeln hinüber führte. Um elf Uhr wurde Haltgemacht. Wir stiegen ab und ließen die Pferde eine halbe Stunde herumführen.Dann ging es wieder fort.Nachdem wir gegen drei Uhr morgens die Pferde durch einen Waldbach, derauf unserem Weg lag, hinabgeführt hatten, kamen wir an eine alte, halb zerfalleneErdhütte, die der Tartar mit einem lauten Hurrah begrüßte. Die Knechtemachten ein großes Feuer, er holte aus einer Satteltasche sehr fein geriebenen,stark duftenden Kaffee und Zucker, setzte ein kleines Kännchen zum Feuer,warf Kaffee und Zucker in das kochende Wasser und reichte uns das Gemisch,eine ziemlich dicke braune Brühe, in kleinen Porzellantassen. Es schmecktenicht übel, nur fand ich kein Behagen am Kaffeesatz, den die Türken stets hinunterschluckten.Unser Vorsatz war, die ganze Nacht zu reiten, um den folgenden Tag zeitigin Schumla einzutreffen. Als wir aber um fünf Uhr morgens auf der ersten Stationanlangten, einer kleinen türkischen Stadt, Rasgrad, waren die meisten <strong>von</strong>uns so ermüdet – wir hatten <strong>von</strong> Rustschuk hierher sechzehn deutsche Stundenzurückgelegt – daß wir uns vom Tartaren gleich in ein Wirtshaus ( C han )führen ließen. Als wir in den Ort hineinritten stimmten unsere drei Begleiter einüber alle Beschreibung unangenehmes, wahrhaft ohrzerreißendes Geheul an.Wir hatten dies in der Folge auf jeder Station zu genießen. Es ist das Zeichen,daß eine großherrliche Post kommt, für welche Pferde in Bereitschaft zu setzensind. Die Bereitwilligkeit und Geschwindigkeit, womit die sonst so faulenTürken uns immer bedienten, sobald der Tartar mit lautem Hurrah in den Hofritt, zeigte, in welchem Ansehen er bei ihnen stand. Nicht selten traktierte eraber auch, wenn es nicht rasch genug ging, das bedienende Personal des Chansmit Kantschuhhieben.Das Zimmer, in welches man uns führte, hatte vier Kalkwände und das ganzeMobiliar und Bettwerk bestand aus einem Wasserkrug und einigen Binsenmat-

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