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herunterladen - Hackländer, Friedrich Wilhelm Ritter von

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69 HACKLÄNDER: REISE IN DEN ORIENTStraßen und Hunde.Wie sich Konstantinopel mit seinen glänzenden Moscheen und staatlichen Palästenals die schönste der türkischen Städte zeigte, so ist auch die Hauptstadt desReichs die erste in Betreff des Schmutzes, der die Straßen fast aller türkischenStädte bedeckt. So glänzend sie <strong>von</strong> außen anzusehen sind und so sehr sie denBlick des Reisenden locken, daß er sich beeilt, baldmöglichst unter jene Hallenund unter die Schatten der grün en Baumgruppen zu gelangen, die malerischzwischen den Gebäuden hervorsehen, um so mehr bedauert er, sobald in derStadt angelangt ist, sich nicht mit dem bloßen Anblick der derselben begnügtzu haben. Uns erging es wenigstens mehrere Male so, zum Beispiel in Schumla,Adrianopel, welche, besonders die erstere Stadt, so ungemein lieblich am Fußdes Balkans gelagert ist, und <strong>von</strong> weitem so rein und freundlich aussieht und inderen Straßen unsere armen Pferde fast bis über die Knie im Morast versanken.Da wir bei unserem Ritt durch die Türkei, wie schon oft bemerkt, so unendlichgroßartigen Schmutz gesehen hatten, so überraschten uns in dieser Hinsichtdie nicht reinlicheren Straßen der Hauptstadt nur, weil manche Reisebeschreiberdieselbe als reinlich, schön und angenehm darstellen.Fast alle Gassen Stambuls – Straßen kann man sie nicht nennen – sind sehreng und zu beiden Seiten mit hohen Häusern eingefasst, eigentlich die meistennur mit Mauern, da nach türkischer Sitte das Wohnhaus mit dem hinterenTeil, wo keine Fenster sind, die Straße berührt, der, wenn auch hier undda ein Fenster, daßelbe doch immer stark vergittert hat, eine melancholischeVerschleierung. Obgleich die meisten dieser Gassen ehemals mit Steinen gepflastertwaren, so sind dieselben durch den starken Verkehr in der Mitte ganzzusammengetreten und bilden bei nur etwas feuchter Witterung einen einzigenKotbach, der sich fast durch die ganze Stadt zieht. Zu beiden Seiten der Gasse,wo der Strom der Menschen und Tiere nicht so verderbend hinfließt, bliebenhier und da Pflastersteine stehen, die jetzt eine Art Trottoir bilden, das jedochnur für den zu passieren ist, der es versteht, <strong>von</strong> einem der glatten Steine aufden anderen zu springen, ohne sich durch die Aussicht in den unendlichen Kotirre machen zu lassen.Die Gassen, <strong>von</strong> denen ich eben sprach, an welche sich die Rücken der türkischenWohnhäuser lehnen, sind, wenn auch hierdurch die finstersten, doch nichtschmutzigsten in der Stadt, da in ihnen nicht der starke Verkehr herrscht, wie inKAPITEL 3. KONSTANTINOPEL 70anderen Stadtvierteln, wo sich die unendliche Menge der größeren und kleinerenBasars befindet.Diese liegen meistens auf der Hafenseite. Sie fangen schon bei den LandungsundLagerplätzen an und <strong>von</strong> da bis zu den Toren der Stadt sieht man die Händler,eine Gasse bildend, in Zweierreihen aufgestellt. Das ganze Warenmagazindieser Leute besteht aus einem Tisch, auf dem sie ihre Produkte: Früchte, Brot,Konfitüren etc. aufgestellt haben. Andere bieten ihre Waren in großen Körbenaus. Es sind die Anfänge des Basars.Innerhalb der Tore der Stadt sind in allen Häusern zu beiden Seiten offeneBuden, in denen, wie es im Orient Sitte ist, nicht nur fertige Waren verkauftwerden, sondern auch Handwerker aller Art vor den Augen der Vorübergehendensitzen und ihr Geschäft treiben. Schon in kleineren Städten halten sich dieverschiedenen Arten der Handwerker so viel wie möglich zusammen. Auf eineReihe Schumacher folgt eine Reihe Tischler oder Waffenschmiede und so fort.Einzeln liegen fast nur die Apotheken und die kleinen Schulen.Andere Gassen der großen Stadt führen ihren Namen, die jedoch nicht wiebei uns an den Ecken angeschlagen sind, meistens <strong>von</strong> Palästen und eigentümlichenGebäuden, die in denselben liegen, oder <strong>von</strong> Toren und Türmen, zu welchensie führen. So gibt es eine Gasse des Mehlmagazins, des weißen Palastes,des süßen Brunnens, des Kanonentors, sogar eine des verschlossenen Backofens,ferner die Gasse Ali Pascha, dessen Dr. Sohn. Wirklich sonderbarer Namenfindet man in den Vorstädten. So heißt eine in Pera die Halsabschneidergasse“.Neben ihr liegt die Welteroberergasse und in Top-Chana ist die Gasse:”Frag nicht, geh hinein!”Unzertrennlich <strong>von</strong> den Gassen Konstantinopels ist der Gedanke an ihre permanentenBewohner, die herrenlosen Hunde, die man in zahlloser Menge aufihnen erblickt. Gewöhnlich macht man sich <strong>von</strong> Dingen, <strong>von</strong> denen man oftliest, eine große Idee und findet sich getäuscht. Nicht so bei diesen Hunden.Obgleich alle Reisenden darüber einig sind, sie als eine Plage der Menschendarzustellen, so sind doch die meisten bei der Beschreibung dieses Unwesenszu gelinde verfahren.Diese Tiere sind <strong>von</strong> einer ganz eigenen Rasse. Sie kommen in der äußerenGestalt wohl am nächsten unseren Schäferhunden, doch haben sie keine gekrümmteRute und kurze Haare <strong>von</strong> schmutzig gelber Farbe. Wenn sie faul undträge umher schleichen oder in der Sonne liegen, muß man gestehen, daß kein

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