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herunterladen - Hackländer, Friedrich Wilhelm Ritter von

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53 HACKLÄNDER: REISE IN DEN ORIENTDen andern Morgen brachen wir auf mit der gleichen Anzahl Pferde, wie ausRustschuk. Hamsa, an der Spitze, jauchzte beständig: ”H e i de S tamb ulG i d e l ü m “. Land und Weg drohten wenig Interessantes. Wir zogen überbaumlose Hügel und durch dürre Täler, zuweilen über Brücken, die wir nureinzeln beschreiten konnten, um nicht durchzubrechen. Nur war die Straße lebhafterals vor Adrianopel und man sah, daß man sich der Hauptstadt näherte.Karawanen <strong>von</strong> 40 bis 50 Pferden begegneten uns, die Reiter mit Säbeln, Gewehr,Pistolen so überladen, daß ihre Waffen gewiß oft mehr Wert waren als dieWare, die sie damit zu bewachen hatten. Auch sahen wir kleine Züge türkischerKavallerie, schlecht ausgerüstet und ebenso schlecht beritten. Die Leute trugenblaue runde Jacken, nach Art unserer Husaren, mit roten Schnüren besetzt,blaue Hosen und das Feß auf dem Kopf. Abends sechs Uhr gelangten wir nachSchatal-Burgas, wo unser Tartar mit einigen Kantschuhhieben eine Kaffeestube<strong>von</strong> den dort versammelten Türken reinigte und uns zum Nachtlager einrichtenließ. Am andern Tag, gegen vier Uhr nachmittags, erblickten wir zum erstenmaldas Meer. Am fernen Horizont tauchte im Süden die Spitze der Insel Marmoraempor und südöstlich strichen die Gebirge Kleinasiens.Im Nachtquartier Siliwiri angelangt, besahen wir noch im Mondschein dieRuinen eines kolossalen Schlosses, das auf einem schroffen Felsen hart amMeer steht. Es ist wahrscheinlich <strong>von</strong> den Genuesern gebaut. Die Türken untergrabendie zwanzig Fuß dicken Mauern, um Steine für ihre armseligen Häuserzu gewinnen. So bereichern sich vom toten Körper eines riesigen Tieres tausendAmeisen und Würmer. Bald wird das stolze Gebäude über den Köpfen dieserVandalen zusammenbrechen.Vor Tage brachen wir auf und ritten beständig am Strand hin, sodaß diegrünen Wellen zu den Füßen unserer Pferde schlugen. Das Meer war etwas bewegt.Stets so die schöne See zur Rechten, kamen wir mittags nach Kutschukschekmedscheund gegen drei Uhr sahen wir Konstantinopel in seiner ganzenPracht und Herrlichkeit vor uns liegen.Kapitel 3KonstantinopelStambul ist einer großen Blume vergleichbar, auf drei Seiten <strong>von</strong> einem grauenunscheinbaren Deckblatt umgeben, mit welchen es an den Felsgestaden Rumelienshängt, während es der aufgehenden Sonne und den großen glänzendenSpiegeln, die zwei Meere vor ihr ausbreiten, das schöne glühende Antlitz zuwendet. Das kleine leichte Boot trägt uns spielend aus dem Hafen nach dem gegenüberliegendenGestade <strong>von</strong> Kleinasien. Man verlässt Konstantinnopel unddamit Europa, wie man vor einem Gestade zurücktritt, um es gehörig würdigenzu können, mann muß sich auf einem anderen Weltteil niederlassen, umdas großartige Bild, das sich hier vor den erstaunten Augen entfaltet, mit seinerganzen Schönheit ins Herz aufzunehmen.Wie Rom ist Konstantinnopel auf sieben Hügel erbaut, deren Abgrenzungman deutlich erkennen kann. Sie bilden noch jetzt, wie unter der Herrschaft derKonstantine, ein unregelmäßiges Dreieck, <strong>von</strong> denen wir zwei Seiten <strong>von</strong> hieraus nicht sehen. Nur die dritte liegt links vor uns, das sogenannte Serail mitseinen buntverzierten mannigfaltigen Gebäuden, größeren Palästen und kleinenKiosks. Zwischen denselben sieht man Wälder <strong>von</strong> Orangen, große Platanenund schlanke Zypressen, welche dieser ungeheuren Wohnung der Sultane, dieeiner kleinen Stadt mit hohen Ringmauern gleicht, die angenehmste Schattierunggeben.Hinter dem neuen Serail, das tiefer als die Stadt am Ufer des Hafens liegt,erblickt man bunte Häusermassen, die den Wellenlinien der Hügel folgen. Dorttritt eine Gruppe <strong>von</strong> Zypressen und anderen Bäumen über sie hinaus, hier unterbrichtein einsam stehendes halbzerfallenes Mauerwerk die fast nur durchihre Färbung verschiedenen Dächer der Häuserreihen.

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