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herunterladen - Hackländer, Friedrich Wilhelm Ritter von

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65 HACKLÄNDER: REISE IN DEN ORIENTauch auf uns die Kraft, die ihm der Orientale zuschreibt. Es macht aufgeweckt,lustig und der Türke sagt: es mache nüchtern, weshalb er es, nachdem er sichdurch Opium und Tabak berauscht, zum Niederschlagen genießt.Die gewöhnliche Pfeife in den Cafes, die man dem Gast ohne daß er siefordert, hinstellt, ist das Nargileh, die Wasserpfeife mit langem Schlauch. Esbesteht aus einer Flasche, in der sich Wasser befindet. Auf dem Hals sitzt derkupfernem Pfeifenkopf, der entweder mit Meerschaum ausgefüttert oder so weitist, daß man einen anderen <strong>von</strong> Ziegelerde, der unten das Zugloch hat, hineinsteckenkann. Von diesem kupfernen Aufsatz oder Kopf geht eine gerade Röhrenach unten, die in einer hohlen durchlöcherten Kugel endet, welche bis unterdas Wasser reicht. Eine andere Röhre am Aufsatz führt ebenfalls mit einemEnde in die Flasche, jedoch so, daß ihre Öffnung mehrere Zoll über dem Wasserspiegelbleibt und biegt sich mit dem anderen Ende, das sich erweitert, nachaußen, wo dann das lange gewundene Rohr hinein gesteckt wird.Der Tabak, der zu diesen Pfeifen geraucht wird, ist vom gewöhnlichen Rauchtabakverschieden und heißt deshalb ausschließlich Nargileh-Tabak. Es sindgroße, hellgelbe Blätter, die an der Sonne so stark getrocknet werden, daß mansie mit den Händen zu einem Pulver zerreiben kann. Dies wird dann mit Wasserzu einem Brei gemacht, den man mehrmals ausdrückt und wieder begießt,um den Schmutz und Staub fort zu schwemmen. Den Teig, den man auf dieseArt erhält, stopft man in den Kopf, legt eine glühende Kohle auf und beginntdie Arbeit des Rauchens, da dieser Pfeife eine wirkliche Arbeit. Denn es gehörteine gute Lunge und viel Geduld dazu, um den Tabak durch lange Züge inBrand zu bringen, daher auch der vornehme Türke dies Geschäft seinem Sklavenüberlässt. In den Cafes besorgt das Anrauchen der Pfeifen auf Verlangender Wirt oder die aufwartenden Buben. Der Tschibuk oder die lange Pfeife wirdhier seltener geraucht, ist aber auch zu haben.Ein anderes Attribut der türkischen Kaffeehäuser, <strong>von</strong> denen man uns soviel erzählt, sind die Springbrunnen die man in den meisten antreffen soll unddie, wenn sie wirklich noch da wären, mit ihrem einfachen, aber melodischenGeplätscher eine gute Folie abgäben, auf der die Träume und Gedanken desruhig dasitzenden Kaffeetrinkers recht lebendig hervortreten könnten. Wie manaber in der Türkei so viele zerbrochene Denkmale findet, die einst schön undherrlich waren, so ist es auch mit den Springbrunnen.Ich gestehe, fast in jeder, auch der ärmlichste Kaffeestube erhebt sich in derKAPITEL 3. KONSTANTINOPEL 66Mitte des mit Schmutz bedecktn Bodens, der hier und da, wo zufällig Wasserhinfällt, bunte, schön gefügte Marmorsteine sehen lässt, ein zierliches, aus Steingehauenes Bassin, das oft mit den herrlichsten Skulpturen bedeckt ist. Aber dieRöhren, aus denen früher der Wasserstrahl gegen die Decke stieg, ist zerbrochenoder verstopft, daß Bassin ist leer und dient zum Behältnis für zerbrochene Tassenund Tabaksasche.Das einzige, was vielleicht <strong>von</strong> früher diesen Häusern geblieben ist und denFremden interessiert, ist das rege Leben, daß hier beständig herrscht. Ich sageLeben, insofern man das Gehen und Kommen der Gäste so nennen kann. Denn<strong>von</strong> Plaudern und Lachen ist keine Rede. Der Orientale tritt ein, wirft seineBlicke ruhig umher, bis er einen Platz gefunden, der ihm behagt, setzt sich dannmit untergeschlagenen Beinen, gibt dem Kaffeetschi einen Wink und nimmtKaffee und Pfeife, ohne ein Wort zu sprechen. Findet er zufällig Bekannte aufderselben Bank, so grüßte sie durch Auflegen der Hände an die Brust und Stirn,ohne sich weiter um sie zu kümmern.Da der Türke, der es bestreiten kann, fast stündlich seinen Kaffee trinkt undes den Ärmeren erlaubt ist, am Feuer des Wirtes mit seinem eigenen Geschirrden mitgebrachten Kaffee zu kochen, so sind die Kaffeehäuser stets mit einerbunten Menge gefüllt, die umso größer ist, da der Orientale zum Sitzen nureinen sehr kleinen Platz braucht. Die Gäste die zuletzt kommen und auf denBänken keinen Platz mehr finden, lehnen sich an die Türe und sie waren es, dieuns die meiste Unterhaltung gewährten. Wenn sie auch noch so dicht beisammenstanden, so sprach selten einer mit dem anderen und da sie, ruhig vor sichhinsehend, fast keine Bewegung machten, so konnte man sie eher für Wachsfiguren,als für Menschen halten.Ein anderer Genuss, den sich die Türken in den Kaffeehäusern verschaffen,ist das ruhige Anhören der Balladen und Gedichte, welche Ihnen die Meddah(Lobredner und Deklamatoren) der Kaffeehäuser zum Besten geben. Der Meddahsitzt in einer Ecke und trägt meistens in sehr unangenehmem näselnden TonErzählungen aus Tausend und einer Nacht vor, oder aus den <strong>Ritter</strong>geschichtenAntars oder Dulhalmas. Bald erzählt er <strong>von</strong> den Zügen Alexanders, bald preister Sid-al-battal, den Kampfhelden.Oft sind diese Meddah vom Kaffeetschi gemietet und müssen vom Morgenbis in die Nacht, es mögen viel oder wenig Gäste da sein, ihre Geschichtenableiern und es ist gewiß merkwürdig, daß der Türke, wenn er <strong>von</strong> seinen

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