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herunterladen - Hackländer, Friedrich Wilhelm Ritter von

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85 HACKLÄNDER: REISE IN DEN ORIENTEr zählt auf: Damaszenische Säbel, tartarische Bögen, arabische Lanzen, persischeDolche, Türkise aus Nischabur und Rubine aus Bedaschan, Perlen <strong>von</strong>Bahrein, Diamanten <strong>von</strong> Golkonda, Schals aus Angora, aus Persien und Kachemir,indische Mouseline und Kalikos, englische und französische Tücher,deutsche Leinwand und schwedisches Eisen, geschnittenen Samt aus Bussa,Scheiks (Beduinenmäntel) aus der Barbarei; kurz, alle Herrlichkeiten, so dieSonne vom Anfang bis zum Niedergangschau, finden sich hier zum Kauf undVerkauf ausgestellt. Wenn man freilich alle diese Artikel jetzt auch noch findet,so sind doch auch nicht mehr, wie damals ganze Reihe gehen damit an gefühlt.Der Reisende, der die türkischen Basars gesucht, verlässt sie selten, ohnehier und da etwas gekauft zu haben, wo sich artige Kleinigkeiten genug finden,besonders in den Gewölben, wo Stickereien feil sind. Man findet hier Pantoffeln,Spiegelfutterale, Mützen, Tabakbeutel <strong>von</strong> Seide oder Samt, zierlich mitGold, Silber oder Perlen gestickt, die sehr hübsch und reich aussehen und sehrbillig sind, was daher kommen mag, daß sie meistens <strong>von</strong> den Weibern in denHarems gemacht werden.Ein anderer Artikel, den man am besten in den Basars selbst kauft, sind diegeschnittenen Steine, meistens Karneole, Talismane genannt, die sich ebenfallszu den kleinen Andenken und Geschenken sehr eignen. Auf ihnen ist der Namenszugeines der Propheten oder auch ein Vers aus dem Koran eingeschnitten.Die gewöhnlichen, die dann natürlich nicht mit großem Fleiß gearbeitet sind,kosten nicht viel, wogegen schöne Talismane mit erhaben geschnittenen arabischenBuchstaben teuer bezahlt werden.Lange Pfeifenrohre, bei uns unter dem Namen Weichselrohre bekannt, findetman auch in reicher Auswahl und oft zu guten Preisen, wogegen keinem zuraten ist, die nötigen Spitzen aus Bernstein, die man bis zu dem ungeheurenPreis <strong>von</strong> tausend Gulden findet, ebenfalls hier zu kaufen.Wer aber in Konstantinopel bedeutende Einkäufe in den erwähnten Talismans,Kaschemirschals, feinen Gold- und Silberarbeiten oder alten kostbarenWaffen machen will, tut nicht wohl, wenn er diese Artikel in den Gewölbenselbst auswählt. Er findet, besonders in Pera, Unterhändler, die sich eigens hiermitbeschäftigen und die besten Quellen wissen. Diese Leute sehen für denkleinen Vorteil, den man ihnen zukommen lässt, sehr auf den Nutzern des Reisendenund können vielfach Betrügereien verhüten, denen man sonst ausgesetztwäre. Dies ist hauptsächlich beim Einkauf <strong>von</strong> schönen Schals der Fall, einKAPITEL 3. KONSTANTINOPEL 86Handel, der jetzt fast durchgängig unter der Hand abgemacht wird. Schöne,ganz neue Kaschemirschals sind noch immer sehr teuer. Doch werden viele zuuns gebracht, die schon eine Zeit lang in den Harems getragen wurden, wodurchder Stoff nicht verliert, vielmehr an Weiche gewinnt.Wenn wir durch die Basars wandelten, ohne den Gedanken etwas zu kaufen,wurden wir doch zuweilen wider Willen verführt. So blieben wir an einemGewölbe mit prächtigen Waffen stehen und der unermüdliche Armenier zeigtesie Stück für Stück, wobei er dem Fremden den Preis gewöhnlich durch AufundZumachen der Hände angibt. Hatten wir nichts gefunden, was schön oderwohlfeil genug war, um es zu kaufen und wollten uns entfernen, so hielt uns derKaufmann durch die oben beschriebene Bewegung mit der Hand zum Mundfest, zog aus seinem Kaftan ein kleines Paketchen und wickelte aus der schmutzigenLeinwand einige Talismane, die er, wer weiß wo, erhandelt hatte undin solchen Fällen machten wir oft die besten Einkäufe. Umgekehrt holte nichtselten ein Steinschneider, wenn wir unter seinen Artikeln nichts Anständigesfanden, eine alte Waffe hervor, die er uns sehr billig anbot.Viel Unterhaltung gewährten uns auf unseren Gängen die türkischen Weiber,die halb verschleiert zahlreich hin- und herziehen und vor den Gewölbenstehen bleiben. Selten liefen sie fort, wenn wir uns neben sie stellten und ihremHandeln zusahen und erst, wenn wir ihnen zu tief in die schwarzen Augenblickten, oder sie durch Pantomimen befragten, wie ihnen dies oder jenes gefalle,warfen sie ihre Tücher vors Gesicht und empfahlen sich. Doch geschah diesmeistens nur, nachdem ihnen der Herr des Ladens, dem dies unschicklicher alsihnen selbst vorkommen mochte, einige zornigen Worte zugerufen hatte, wahrscheinlichdie Weisung, sich <strong>von</strong> den Giaurs nicht so ansehen zu lassen. Einmaljedoch, wo ich mit unserem Doktor allein durch die Straßen zog und es unssehr amüsierte, einer Negerin mit einer wahren Riesenstatur zuzusehen, wie sieaus ihrem Wagen kletterte, schien dieser Dame unsere Aufmerksamkeit sehr zumißfallen. Mit erstaunlicher Geläufigkeit der Zunge überschüttete sie uns miteiner Masse zornig ausgestoßener Worte, <strong>von</strong> denen ich nichts verstand, als:Giaur sek-ter Bessewenk!“ was, aufs Gelindeste übersetzt, doch so viel heißt,”als: Ungläubiger Kuppler, geh um Teufel!”Neben diesen beiden Besastanes giebt es noch einen dritten, den sogenanntenägyptischen Marktplatz, wie die beiden anderen aus gewölbten Hallen bestehend,doch bildet er nur einen rechten Winkel, die Hälfte eines Vierecks. Hier

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