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herunterladen - Hackländer, Friedrich Wilhelm Ritter von

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133 HACKLÄNDER: REISE IN DEN ORIENTNachfolgende kleine Skizze über eine Audienz beim Sultan entnehme ich auseinem Brief des Barons.– – Da wir uns gerade in der Zeit des Ramasans befanden, so konnte unserst nach Sonnenuntergang die Ehre zu Teil werden, eine Audienz beim Sultanzu erlangen. Es war acht Uhr abends, als ich in das Kaik des preußischen Gesandtenstieg, der die Güte hatte, mich seiner Hoheit vorzustellen. Wir fuhrenbei Galata ab und kamen in kurzer Zeit an den Schiffen vorüber, die zur Feierdes Ramasan glänzend erleuchtet waren. Es ist ein großartiger Genuß, in diesenNächten auf dem Wasser zu fahren und um sich die mächtigen Häusermassen<strong>von</strong> Stambul, Pera, Galata und Skutari <strong>von</strong> tausend und tausend Lichtchen hellerleuchtet zu sehen.Unser Boot hielt bei den Terrassen des Sommerpalastes <strong>von</strong> Beschiktaschund wir wurden durch einige Hofbeamte in ein Gemach zu ebener Erde geführt,wo uns der Oberhofmarschall Kurfim-Bey empfing. Das Gemach ist wie derganze Palast halb türkisch, halb europäisch eingerichtet. Denn neben den Divansenthält es Fauteuils, schöne Spiegel und französische Kronleuchter. DerHofmarschall empfing uns sehr freundlich, bewirtete uns mit Kaffee und Pfeifen,wobei die Unterhaltung, die wie mit ihm hielten, durch den Dolmetscherdes preußischen Gesandten geführt wurde. Nach Ablauf einer halben Stundeerschien einer der Hofbeamten wieder, der uns hierher gebracht und nahte sichdem Bey, ihm einige Worte sagend, worauf dieser sich erhob, um uns vorangehendzum Gemach des Sultans zu begleiten. Dieses, ebenfalls im unteren Stockwerk,war nicht prächtiger eingerichtet, als das des Hofmarschalls und ganz indemselben Geschmack. Auch war als sparsam erleuchtet, denn <strong>von</strong> den Lichternauf dem großen Kronleuchter brannte keins, sondern vier Wachskerzen aufbronzenen Leuchtern stehend, waren hier und da auf den Boden gestellt. DerBeherrscher der Gläubigen saß in einem großen Fauteuil, das er jedoch bei unseremEintritt mit der Ecke des Divans vertauschte, in welcher er sich auf dieuntergeschlagenen Beine setzte. Er trug über dem gewöhnlichen blauen Überrockeinen braunen langen Mantel, den eine Agraffe <strong>von</strong> Diamanten auf derBrust zusammenhielt und auf dem Kopf das Feß, an dem ebenfalls ein großerStern <strong>von</strong> Brillanten prangte. Vor ihm stand der damals mächtige Reschid Paschaund übersetzte seinem Herrn die Gefühle der Dankbarkeit, die ich ausdrückte,mich an dem Glanz seines erhabenen Angesichts erfreuen zu dürfen,aus dem Französischen ins Türkische, nachdem mich der Sultan mit üblichenKAPITEL 3. KONSTANTINOPEL 134Gruß der Morgenländer: ”Der Herr segne deinen Eingang bei uns!“empfangenhatte.Die ganze Audienz dauerte ungefähr eine halbe Stunde, in welcher er michüber den Zweck meiner Reise befragte, sowie auch, ob mir seine Pferde gefallenund dergleichen Kleinigkeit mehr. Dann legte er die Hand an sein Feß, wirwaren entlassen und verließen das Gemach. – –Eine lächerliche Anekdote in Bezug auf eine Audienz unserer früheren Reisegesellschaftdes Lords und der Lady Londonderry beim Sultan war damalsin aller Leute Mund und ist wirklich zu interessant, um sie nicht mit kurzenWorten zu erzählen. Seine Herrlichkeit der Lord hatten, wie sich <strong>von</strong> selbst versteht,eine offizielle Audienz, die aber seiner Gemahlin, welche auch den Sultanin der Nähe zu sehen wünschte, aus dem Grund nicht zuteil werden konnte, dadas Gesetz dem Beherrscher der Gläubigen verbietet, die Frau eines Ungläubigenbei sich zu empfangen. Doch war der junge Padischah, dem der Wunschder Lady zu Ohren kam, so galant, höchst eigens ein Auskunftsmittel vorzuschlagen.Es wurde der Lady nämlich eine Stunde bezeichnet, in welcher siesich die Gemächer des Palastes sollte zeigen lassen und wo ihr der Sultan alsdann,ganz wie <strong>von</strong> ungefähr, begegnen und im Vorbeigehen einige Worte ansie richten würde. Die bestimmte Stunde erschien und ihre Herrlichkeit betratden Palast <strong>von</strong> Beschiktasch nicht nur wie gewöhnlich in größtmöglichen Staate,sondern hatte ihren ganzen Diamantenschmuck, einen der schönsten undreizendsten in der Welt, um und an sich gesteckt. Sie wurde durch den Hofmarschallin die unteren Zimmer geführt und man mußte, wer weiß durch welchenZufall, den Sultan im Voraus da<strong>von</strong> benachrichtigt haben, in welchen Glanz dieLady erschienen sei, kurz, er befahl seinen Palastoffizieren, ihre Nischah undRangzeichen mit Brillanten besetzt augenblicklich holen zu lassen und gleichumzuhängen, worauf sich einer nach dem anderen verlor, um mit Diamantengeschmückt gleich darauf wieder zu erscheinen. Die Lady besah die unterenGemächer, die Korridors, die Terrassen nach dem Garten zu und auf einer dieserletzteren begegnete ihr der Sultan. Der Padischah blieb stehen und wechseltedurch Reschid Pascha einige Worte mit ihr, ehe er seinen Weg fortsetzte. Dochwar ihm wahrscheinlich die Masse Diamanten, mit welcher ihrer Herrlichkeitbehängt waren, ein wenig stark vorgekommen, den wenige Minuten darauf gaber seinem Minister den kitzeligen Auftrag, sich bei der Lady zu erkundigen, obdie Steine auch alle echt seien, und was in dem Falle wohl gekostet hätten. Ei-

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