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herunterladen - Hackländer, Friedrich Wilhelm Ritter von

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89 HACKLÄNDER: REISE IN DEN ORIENTnoch unangenehmer. Auch bei den einzelnen Wagen fehlen die Aufpasser nicht,die hier entweder zu Fuß nebenher gehen oder hintenauf sitzen.Auf diesem Korso so haben wir uns manche Stunde sehr gut unterhalten. DieDamen nahmen es in der Regel gar nicht übel auf, wenn wir sie genau betrachteten,besonders die jungen und hübschen, die oft ihr Möglichstes taten, unsereAugen auf sich zu ziehen. Obgleich, wie schon gesagt, das Gesetz ihnen vorschreibt,den Mund zu verschleiern, so wissen sich die türkischen Schönheitenin diesem Fall doch zu helfen, indem sie sich hierzu eines ganz dünnen feinenMousselins bedienen, welcher die Formen ihres Gesichts sehr gut erratenlässt. In ihren Kissen zurückgelehnt, verstehen sie es vortrefflich, im rechtenAugenblick die schwarzbewimperten Augenlieder aufzuschlagen und dem, dersie betrachtet, eine volle Ladung aus ihren blitzenden Augenbatterien zu geben.Die Mantille, die beim Gehen stets fest um die Schultern gezogen wird, lassendie Türkinnen im Wagen nachlässig herunterfallen, wodurch die vollen Formenihres Oberkörpers sichtbar werden, und da die kleinen gestickten Jäckchen, diesie tragen, sehr tief ausgeschnitten sind und die Regel des Anstandes ihnen nurgebietet, das Gesicht zu verschleiern, so hatten wir bei der nachlässigen Lagedieser Damen in ihrem Wagen häufig Gelegenheit, tiefe Blicke unter die Mantillezu tun.In steter Bewegung sind ihre weiße runden Arme, an denen sie die goldenenSpangen zeigen wollen und wenn man sie betrachtet, fahren sie gleich mitihren Händen ans Gesicht, um die Aufmerksamkeit auf ihre Ringe zu lenken,mit denen sie nach Maßgabe ihres Vermögens alle Finger bedecken. Doch, wieich schon früher sagte, findet man unter diesen Weibern sehr selten ausgezeichneteSchönheiten und nur einige Male sahen wir Mädchen, deren Mund unduntere Gesichtsbildung mit den schönen Augen, die man häufig findet, im Einklangstanden. Die Sklavinnen sind meist Schwarze, mit wolligem Haar undplatter Nase. Eine Ausnahme machen die Abyssinierinnen, die man auch zuweilensieht. Sie sind <strong>von</strong> sehr schöner Bildung und bei fast bei allen wird dasedle Gesicht durch eine tiefe Melancholie, die sich über ihre Züge lagert, nochanziehender. Sie gehören meist zum dienenden Personal, doch habe ich auf demtürkischen Korso häufig einen halb verschlossenen Wagen gesehen, wohin einereich gekleidete, sehr schöne Abyssinierin saß. Oft, wenn der Zug der Wagenirgendwo stockte, trat ich nah an den Schlag ihrer Equipage und gewöhnlichsah sie mich erstaunt, doch nicht unfreundlich an. Gern hätte ich etwas Näher-KAPITEL 3. KONSTANTINOPEL 90es über sie erfahren, doch einige Mal, als sich ihr folgte, wenn sie den Korsoverließ, mochte ich mich aus Furcht, den Weg zu verlieren, nicht zu weit in dieStadt wagen und einmal, als ein der Stadt kundiger Freund mich in gleicher Absichtzum Scherz begleitete, erregten wir die Aufmerksamkeit ihrer schwarzenWächter, die uns so drohend ansahen, daß mein Begleiter es geratener hielt, umzukehren.Was half uns auch unsere Neugierde? Die schwere Tür ihres Käfigsschloss sich hinter dem Mädchen und wir hätten es nicht einmal wagen können,nachher auffallend zu den vergitterten Fenstern empor zu schauen, denn so vielauch die Türken schon <strong>von</strong> unseren Sitten und Gebräuchen angenommen haben,sind sie doch in diesem Punkt unverbesserliche Egoisten.Türkische Bäder.Schon in Adrianopel hatte der Baron die Genüsse eines türkischen Bades versuchtund sie als sehr sonderbarer und im ersten Augenblick anstrengend, aberauch so dargestellt, daß sie dem Körper nach einiger Zeit eine ungemeine Bahaglichkeitgeben und die Glieder ganz geschmeidig machen. Auch Hamsa,unser Tartar, wenn er auf der Reise <strong>von</strong> den Genüssen sprach, die ihn bei seinerAnkunft in Stambul erwarteten, erwähnte den Genuss eines Bades als etwas,das alle Müdigkeit der Reise hinwegnehme und den Körper neugeboren mache.Gleich in den ersten Tagen unseres Aufenthalts in Pera erkundigten wiruns nach einem der besten Bäder und einer unserer neuen Bekannten, Herr <strong>von</strong>C. bei der preußischen Gesandtschaft, war so gütig, sich unser, wie in vielenPunkten, auch hierin anzunehmen. Er führte uns nach Stambul, damit wir dieLeiden und Freuden eines türkischen Bades kennen lernen möchten.Es kann nicht schaden, wenn der Reisende, der ein türkisches Bad nehmenwill, es dem Inhaber vorher anzeigen lässt, damit dieser für reine Wäsche sowohl,als auch dafür sorge, daß die Badhallen nicht so sehr überfüllt sind, wasunangenehm gewesen wäre. Da alle Bäder öffentlich sind, so kann man nichtimmer wissen, wessen Hand der Striegel, mit dem man bedient wird, kurz vorherberührt hat. Auch hierfür sorgte Herr <strong>von</strong> C. und nahm für einen Morgendas am Hippodrom gelegene Atmeidan-Hamami, d. h. ”das Bad der Pferdeliebhaber,“in Beschlag. Jedes Bad hat seinen eigenen, oft sehr sonderbarer Namen,worauf ich später zurückkommen werde. Über die Wahl unseres Führers, uns in

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