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herunterladen - Hackländer, Friedrich Wilhelm Ritter von

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115 HACKLÄNDER: REISE IN DEN ORIENTdie seltsame Baurart sehr unregelmäßig wurde und auch deshalb als Festungwenig dienen konnte.Eine kurze Strecken hinter Rumili Hissari mündet sich in dem Tal ein kleinerBach in den Bospor, der, sowie dies Tal, bei der Eroberung Konstantinopelseine große Rolle spielte. Denn da die Byzantiner den Hafen durch eine ungeheureKette gesperrt hatten, so konnte Mohamed die Stadt nur <strong>von</strong> der Landseiteangreifen, wobei ihm die Mauern und das Terrain große Schwierigkeiten entgegensetzten. Deshalb fasste der Padischah den Entschluss, seine Schiffe hinterPera und Galata herum zu Land in den Hafen bringen zu lassen, was nach einigenÜberlieferungen an dieser Stelle geschehen sein soll. Und wirklich machtdie Lage dieses Tals die Sache glaubwürdiger. Die Ufer sind hier niedriger undman konnte eine kleine Strecke aufwärts den Bach noch benutzen. Dann zogman die Fahrzeuge, wahrscheinlich auf hölzernen Gleisen, vermittelts Erdwindenund Flaschenzügen, über einen schmalen Rücken in das Tal <strong>von</strong> Kjat-Hane,wo der Barbyses, der in den oberen Teil des Hafens mündet, schon für kleinereFahrzeuge schiffbar ist. daß man, um die Schiffe rascher fortzubringen, die Segelaufgespannt, sowie die ganze Rutschpartie in einer Nacht ausgeführt habe,sind natürlicher weise Zugaben, die sich später der Erzähler erlaubt.Der Wind, der uns etwas <strong>von</strong> der Seite kam, wurde oft so heftig, daß er unserFahrzeug fast ganz auf die Seite legte, worüber sich aber unsere Türken, diewenigstens nicht zu rudern brauchten, nicht bekümmerten. Schon einige Malehatte ihnen Herr v. C. befohlen, sie sollten das Segel halb einziehen, weil wir inGefahr sein würden, umzuwerfen, aber umsonst. Sie machten ihm mit der lebhaftestenSprache verständlich, wie schade es sei, diesen köstlichen Wind nichtzu benutzen. Unser dicker Janißair, der vorne saß, diente wie ein beweglicherBallast, denn so oft das Schiff sich stark auf die eine Seite neigte, wandte er sichauf die andere und stellt so das Gleichgewicht wieder her.Jetzt lag Therapia zu unserer Linken mit seinem kleinen, aber schönen Hafen,worin nebst mehreren Kauffahrteischiffen ein türkisches Dampfboot, sowieeine englische Corvette sich befanden. Hier hielten sich früher fast alle Gesandtenauf. Doch ist seitdem Bujukdere in Mode gekommen und nur der englischeund und französische haben ihre Hotels noch hier. Wenige Tage nach unsererAnkunft in Konstantinopel brannten in Therapia zweihundert Häuser ab. DerAnblick war in der dunklen Nacht gräßlich, aber unbeschreiblich schön. Jetztblicken die halbverbrannten Trümmer recht traurig aus der lachenden Gegendhervor.KAPITEL 3. KONSTANTINOPEL 116Hinter Therapia wird der Bospor auf einmal sehr breit und gleicht beinaheeinem runden Landsee, den die schönsten Ufer umgeben. Vor uns lag Bujukdereund die auf europäische Art gebauten Häuser der Gesandten blickten freundlichherüber. Zu unserer Linken sanken die Hügel allmählich zusammen und ließenauf große saftgrüne Wiesen sehen, auf deren einer sich die bekannte ungeheurePlatanengruppe erlebt, die man die Platanen Gottfried <strong>von</strong> Bouillon nennt.Rechts gegenüber auf dem asiatischen Ufer türmten sich jede Hügel zu einemansehnlichen Berg, dem sogenannten Riesenberg, auf. Man sieht oben unter altenCypressen, Kastanienbäumen und Platanen ein Gemäuer. Es ist ein Grab,das fünfundzwanzig Schritt Länge hat. Die Türken behaupten, hier sei das Herzdes Propheten Josua begraben, den sie in der Pest und anderen Krankheiten gerneanrufen. Die Alten dagegen nannten oben das Grabmal das Bett des Heraklesund die Türken vermischten beide Sagen, indem sie <strong>von</strong> Josua erzählen, er seiso ungeheuer groß gewesen, daß er oben auf dem Berge sitzend mit den Füßendie klare Flut berührt habe.Kurz vor Bujukdere wären auf ein Haar die Befürchtungen des Herrn v. C.,daß wir noch umschlagen würden, in Erfüllung gegangen, wenn derselbe nichtdie Vorsicht gebraucht hätte, eins der Taue, woran das Segel befestigt war, in dieHand zu nehmen. Ein heftiger Windstoß legte unser Boot dergestalt um, daß dasSegeltuch das Wasser berührte und da die Wellen ziemlich hoch gingen, würdenwir sicher gesunken sein, hätte Herr v. C. das Segel nicht losgelassen, das nunim Wind flatternd demselben keinen Widerstand mehr bot. Jetzt verstanden sichdie Türken dazu, den Markt niederzulegen und die Ruder zu ergreifen, woraufwir in kurzer Zeit in Bujukdere landeten.Unser erster Gang war in das Hotel des Königl. preußischen Gesandten, desGrafen Königsmark, der uns auf die liebenswürdigste und freundlichste Artempfing. Wir leisteten seiner Einladung, die Nacht in Bujukdere zu bleiben undden anderen Tag die berühmten alten Wasserleitungen in seiner Gesellschaft zusehen, gerne Folge und verlebten einen in jeder Beziehung angenehmen und genußreichenAbend da, den die Güte und Freundlichkeit der ebenso geistreichenwie liebenswürdigen Gräfin Königsmark verschönerte.Wir machten Spaziergänge auf dem Quai <strong>von</strong> Bujukdere, zu dessen LobHammer so poetisch und wahr sagt: ”In schönen mondhellen Nächten, wo dasDunkelblau des Himmels mit dem Dunkelblau des Bosporus zusammenfließtund zitternder Sterne Glanz mit dem phosphorescirenden Leuchten der See sich

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