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herunterladen - Hackländer, Friedrich Wilhelm Ritter von

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13 HACKLÄNDER: REISE IN DEN ORIENTKellner die versammelten Gäste durch die Botschaft in Aufruhr brachte, es seidrüben Feuer ausgebrochen. Wir gingen hinaus und hatten einen großartigenAnblick. An dem einen Ende Ofens stand ein großes Haus im vollen Flammen,die sich in den Wellen der Donau glühend rot widerspiegelten.Wir nahmen ein Boot und fuhren ans jenseitige Ufer gegen die Brandstätte.Das Fahrzeug schien in purer Flamme zu tanzen und es war entzückend zusehen, wie die roten Wellen, durch die Ruderschläge zerteilt, rechts und linksneben uns, wo das Mondlicht den Glanz des Feuers bewältigte, in tausend silberneSternchen aufflogen. So schön der Anblick für uns, um so trauriger war erfür die armen Leute, deren Häuser – es brannten zwei nieder – ein Raub des gefräßigenElementes wurden. Doch sind die Lösch- und Rettungsarbeiten in Pestsehr gut und die Abgebrannten sollen wenig verloren haben. Trotz der Flammedes Brandes, die meine Phantasie, und des feurigen Ungarweines, der mein Blutdurchglühte, schlief ich sehr gut und träumte <strong>von</strong> der Heimat.Nur zwei Tage brachten wir in Pest zu, die wir dazu verwandten, einigeMerkwürdigkeiten der Stadt zu sehen, sowie unser Reisegerät soviel wie möglichzu vervollkommnen. Vor allem bestiegen wir den Blocksberg, auf dem rechtenUfer der Donau, <strong>von</strong> welchem man eine herrliche Aussicht auf die weiteungarische Ebene, sowie auf die beiden schönen Städte genießt, die mit demdazwischen fließenden Strom einen imposanten Anblick gewähren. Neben derlangen Schiffsbrücke, die Ofen und Pest bis jetzt verband, wird ungefähr 200Schritte abwärts <strong>von</strong> hier eine neue Kettenbrücke gebaut, <strong>von</strong> der wir die erstenPfeiler schon eingerammt sahen. Viele Stunden brachten wir auf dem Kaizu, wo uns die sonderbaren Kostüme und das rege Treiben der Ungarn sehr anzog.Meistens sind es schlanke magere Gestalten mit gebräunter Gesichtsfarbe,schwarzen Augen und Bart. Die Kleidung der niederen Volksklassen, besondersder Bauern und Schiffszieher, besteht in weiten Hosen, mit einer langenJacke <strong>von</strong> Schafspelzen. Die Leute, welche das Ziehen der Schiffe mittels ihrerPferde besorgen, gaben unserem Maler mannigfaltigen Stoff zu sehr interessantenSkizzen. Ihre kleinen mageren, aber sehr starken Pferdchen sahen wir, <strong>von</strong>der Arbeit ermüdet, oft in großen Gruppen um ein ausgebreitetes Tuch liegen,<strong>von</strong> dem sie ihr geringes Futter verzehrten und die Treiber lagen daneben, auskleinen Pfeifen rauchend.Es lag im Plan unserer Reise, die Donau-Dampfboote bis gegen Rustschukzu gebrauchen und <strong>von</strong> dort über den Balkan nach Konstantinopel zu reiten, zuKAPITEL 1. FAHRT AUF DER DONAU VON REGENSBURG NACH GIORGEWO 14welcher Tour wir uns hier in Pest nach unseren Begriffen aufs beste einrichteten.Doch würden wir <strong>von</strong> all den Artikeln, die wir hierzu kauften, wenn wirnoch einmal in den Fall kämen, die Reise zu machen, den größten Teil zurücklassenund uns dafür ganz andere anschaffen. Das erste wozu ich jedem rate,der nach uns diesen Ritt machen will, ist, sich einen guten eng l i s c henSattel zu kaufen, denn ein solcher ist in jenen Gegenden unbezahlbar. Fernerkaufe man sich ein B unda , mit welchem Namen die Ungarn einen sehrweiten Mantel bezeichnen, der aus schwarzen oder weißen Schaffellen besteht.Die Narbenseite des Leders, die bunt ausgenäht ist, wird bei trockenem Wetternach außen getragen und bei schlechtem Wetter macht man es umgekehrt, damitder Regen und Schnee an dem dicken Pelz herab fällt. Die Bunda ist dasgewöhnliche Kleidungsstück der Ungarn und man kann ganz geringe <strong>von</strong> 10Gulden, sowie feine <strong>von</strong> 200 Gulden W. W. kaufen. Zu einer ähnlichen Reisewie der unsrigen tut aber eine <strong>von</strong> 20 bis 25 Gulden die besten Dienste. Diesesind schon sehr weit, <strong>von</strong> dickem Pelz und hartem Leder und bald kann man sieals Mantel, bald als Bett und Bettdecke zugleich gebrauchen. An Kleinigkeiten,die man sich zum Andenken aus Pest mitnimmt, findet man unter Anderem lederneTabaksbeutel, die mit bunter Seide zierlich ausgenäht sind, C os tekgenannt, die ihrem Zweck vollkommen entsprechen. Die ungarischen, unzubereitetenTabake sind berühmt, sowie die kleinen braunen Pfeifenköpfe aus Erde.Wir nahmen mehrere mit, sowie Lettinger Tabak und Weißkirchner Zigarren.Den Abend vor unserer Abreise besuchten wir das ungarischen Nationaltheaterund hörten den ’Barbier <strong>von</strong> Sevilla’ in der Landessprache. Das Gebäude,besonders sein Inneres, ist sehr geschmackvoll eingerichtet und wird durch Gasbeleuchtet, war aber heute Abend erstaunlich leer.Am 18. Oktober Sonntagmorgens um sechs Uhr bestiegen wir aufs neue dasDampfboot, das sich mit drei Kanonenschüssen <strong>von</strong> Ungarns Hauptstadt verabschiedeteund mit sechs Flaggen versehen, worunter die <strong>von</strong> Großbritannienund die türkische, brausend die Donau hinabfuhr. Es war der Zriny, der, ebensowie der Nador, auf dem wir die Fahrt bis Pest gemacht, vor ein paar Jahrenden hoch verehrten Herrn <strong>von</strong> Schubert, dessen Reisebeschreibung wir bei unshatten, auf der gleichen Reise nach dem Orient durch Österreichs und UngarnsFluren führte. Bald war Ofen, Pest und der hohe Blocksberg unseren Augenentschwunden und das große schöne Schiff, den Helden Zriny mit dem Buszogan,eine Art Morgenstern bewaffnet, in weißer Rüstung vorn am Kiel, flog

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