BRENNPUNKT ° Meldungen aus der HochfinanzNeuer Finanzskandal an der Wall StreetAn der Wall Street zeichnet sich einweiterer Finanzskandal ab. Ermittlungenamerikanischer Behörden habenBelege dafür erbracht, dass BankenMillionen von Dollar an Handelsgewinneneingestrichen haben, indem sieeine Benchmark für Zinssatz-Derivatemanipulierten – auf Kosten von Unternehmenund Pensionären.Unter Verdacht steht die Crème de laCrème der Hochfinanz, insgesamt 16 internationaleGeldhäuser, die zur Feststellungder Isdafix-Quoten beitragen. Dabei handeltes sich um eine Referenzkennzahl fürZinssätze im Interbankenhandel auf Basisvon Swap-Sätzen.Als größter US-Broker von Zins-Swapszwischen Banken fungiert die Firma ICAPin Jersey City im Bundesstaat New Jersey.Die Firma erhält so hohe Kommissionen,basierend auf dem Volumen der zustandekommendenTransaktionen, dass diezuständige Zins-Swap-Abteilung denSpitznamen „Schatzinsel“ bekommen hat.Aus aufgezeichneten Telefongesprächenund E-Mails, die von der New Yorker BörsenaufsichtCommodity Futures TradingCommission (CFTC) überprüft wurden,ging hervor, dass Händler von Wall Street-Banken die Broker bei ICAP in Jersey Cityanwiesen, Zins-Swaps zu kaufen oder zuverkaufen, um den Referenzsatz Isdafixauf ein vorher bestimmtes Niveau zu bringen.Neben Befragungen von Mitarbeiternarbeitet sich die Aufsichtsbehörde durcheine Million an E-Mails durch, berichtetedie Nachrichtenagentur Bloomberg. VonBarclay’s habe die CFTC aufgezeichneteTelefongespräche erhalten.Durch die Manipulation von Isdafixkonnten die Banken von separaten Derivategeschäftenmit Kunden profitieren,die sich gegen Veränderungen bei Zinssätzenabsichern wollten. Der Isdafix istnoch undurchsichtiger als der Libor undkann potenziell das Leben von mehrMenschen beeinflussen, weil er von denmeisten Unternehmen und Nutzern vonFixed Income-Derivaten ebenso wie vonPensionsfonds verwendet wird, um Portfoliorisikenabzusichern. (wf)US-Banken erzielten wieder enorme GewinneDie fünf größten US-Banken –JPMorgan, Bank of America, Citigroup,Wells Fargo und GoldmanSachs – haben im zweiten Quartal21 Milliarden Dollar verdient.Überraschend gute Resultate haben dieAktien der Bank of America nach der Veröffentlichungder Quartalszahlen um 3,59Prozent auf 14,42 US-Dollar katapultiert.Der Gewinn stieg im zweiten Quartal um63 Prozent auf 4,0 Milliarden US-Dollar.30.000 Stellen werden gestrichen. Gleichzeitighat die Bank of America bereits zumwiederholten Mal Ärger wegen Geschäftenaus der Zeit der Finanzkrise. Die Bank hatteim Zug der Subprime-Krise den größtenUS-Immobilienfinanzierer Countrywideund mit ihm windige Hypothekengeschäfteübernommen. Die US-Regierung wirftdem Geldhaus neuerlich vor, Investorenbeim Verkauf von Hypothekenpapieren imWert von 850 Millionen US-Dollar übersOhr gehauen zu haben. Das Justizministeriumund die Börsenaufsicht SEC reichtenjeweils Klage am Firmensitz in Charlotteim Bundesstaat North Carolina ein.Der um Sondereffekte bereinigte Nettogewinnder Citigroup kletterte im zweitenQuartal auf 3,9 Milliarden Dollar und lagdamit gut ein Viertel über dem Vorjahreswert.Der Handel lief besser als erwartet.Zusätzlich profitierte Citi von steigendenPreisen auf dem US-Häuser markt und einersinkenden Vorsorge für faule Kredite.Wells Fargo trumpfte mit einem Rekordgewinnvon 5,5 Milliarden Dollar auf – rundein Fünftel mehr als im Vorjahr. Dank derKurssteigerung avancierte Wells Fargo am24. Juli 2013, gemessen am Börsenwert, zurgrößten Bank der Welt – sie überholte diechinesische Industrie- und Handelsbank(ICBC). Die New Yorker Börse bezifferteden Wert der in San Francisco ansässigenWells Fargo mit 236 Milliarden Dollar; dieICBC wurde nach chinesischen Angabenmit 223 Milliarden Dollar bewertet. DieICBC galt sechs Jahre lang, seit Juli 2007, alsgrößte Bank der Welt. Ihren höchsten Börsenwerterzielte sie im November 2007 mit374 Milliarden Dollar dank des rasantenwirtschaftlichen Wachstums Chinas.Die US-Investmentbank Goldman Sachsprofitierte im zweiten Quartal offenbarvom Einbruch der Aktien-, Anleihen- undEdelmetallmärkte durch entsprechendeShort-Positionen an den Terminbörsenund konnte den Gewinn im Vergleichzum Vorjahreszeitraum auf 1,9 MilliardenUS-Dollar verdoppeln. Die Einnahmenkletterten ebenfalls in die Höhe auf 8,61Milliarden Dollar. Die Zahl der Mitarbeiterfiel um 600 auf 31.700. Die Sparte, diedas eigene Kapital an den Märkten anlegt,wies Quartalseinnahmen von 1,42 MilliardenDollar aus, nachdem es im Jahr zuvornur 203 Millionen waren. Im Investmentbankingerhöhten sich die Erträge um 29Prozent auf 1,55 Milliarden Dollar. (wf)CREDITS: beigestellt, shutterstock.com30 ° <strong>GELD</strong>-MAGAZIN – SEPTEMBER 2013
Meldungen aus der Hochfinanz ° BRENNPUNKTHSBC kündigt Vatikan die KontenDie britische Bank HSBC hat 40 Botschaften, Konsulate und andereVertretungen in London als Kunden vor die Tür gesetzt unddie Konten gekündigt. Nach einem Bericht der „Mail on Sunday“sollen unter anderen die päpstliche Nuntiatur sowie die Vertretungenvon Papua Neu-Guinea und von Benin betroffen sein.Als „einen von vielen Gründen“ nannte Banksprecher McSheehyAnti-Korruptionsvorschriften – die HSBC hatte mehrfach mitGeldwäscheskandalen zu kämpfen. Im Dezember 2012 hatte Europasgrößtes Geldhaus umgerechnet rund 1,5 Milliarden Euro Strafein den USA gezahlt, nachdem US-Beamte enthüllt hatten, dass Vermögenaus dem Iran, Libyen, von mexikanischen Drogenkartellenund Terrorgruppen unter anderem in Saudi-Arabien über die Bankabgewickelt wurden. Auch die britische Bank „Standard Chartered“hat einem Vergleich zugestimmt und muss einige hundertMillionen Euro Strafe zahlen, weil sie Geschäfte mit dem Iran getätigthat. HSBC hat übrigens ihren Gewinn im zweiten Quartal umgut 20 Prozent auf 10,3 Milliarden Dollar gesteigert. Vor Steuernverdienten die Briten sogar 14,1 Milliarden Dollar, zehn Prozentmehr als im Vorjahr. (wf)Börsenaufsicht untersucht JPMorganDie größte US-Bank JPMorgan ist wegen ihrer Einstellungspraxisin Hongkong ins Visier der US-Börsenaufsicht SEC geraten. Nacheinem Bericht der New York Times ging es um die Einstellung vonKindern chinesischer Beamten und ob deren Beschäftigung fürdie Geschäftsbeziehungen der US-Investmentbank hilfreich gewesensein könnte. So habe JPMorgan zum Beispiel den Sohn desaktuellen Chairman der China Everbright Group und die Tochtereines chinesischen Bahnbeamten engagiert, hieß es. Danach habedie Bank mehrere Aufträge des Finanzkonglomerats Everbright bekommenund sei an der Betreuung des mehr als fünf MilliardenUS-Dollar schweren Börsengangs der staatlich kontrollierten ChinaRailway Group Ltd beteiligt gewesen. (wf)SEPTEMBER 2013 – <strong>GELD</strong>-MAGAZIN ° 31