ennpunkt ° Nationalrats-WahlenWas uns die Politik noch schuldiggeblieben istSowohl in Österreich als auch in Deutschland stehen wichtige Urnengänge an. Gleichgültig, wer die nächsteRegierung bilden wird: In beiden Ländern besteht in vielen ökonomischen Bereichen Nachholbedarf. Es bleibtzu hoffen, dass die Defizite jenseits politischer Farbenspiele beseitigt werden.Harald KolerusIch glaube von jedem Menschen dasSchlechteste, selbst von mir. Und ich habmich selten getäuscht“, hieß es schon beimgroßen österreichischen Nationaldichter JohannNestroy. Eine gewisse Skepsis bzw. negativeTendenz ist dem rot-weiß-roten Denkenoffensichtlich nicht fremd, das gilt vorallem, wenn es um die Betrachtung der heimischenPolitik geht. Jetzt, wo die Nationalratswahlenam 28. September vor der Türestehen, erreicht das Politiker-Bashing wiederneue Höchstwerte. Was angesichts ofthohler Wahlkampfslogans zwar nicht weiterverwundern darf, aber auch nicht besonderszielführend ist. Also nicht zu viel„raunzen“, sondern die Möglichkeiten nutzen,sich gezielt zu informieren und dierichtige persönliche Wahl zu treffen.Wahl-WegweiserDas <strong>GELD</strong>-<strong>Magazin</strong> liefert eine kleineOrientierungshilfe, indem es Forderungenvon politischen Parteien, diversen Interessenvertretungenund WirtschaftsexpertenSonntagsfrage Österreich%403020100272519SPÖ ÖVP FPÖ GRÜNE TS BZÖ Sonst.Große Koalition wieder mit absoluter Mehrheit14735Quelle: Spectraeingeholt hat und an dieser Stelle konzentriertwiedergibt. Auch auf Deutschlandwurde ein Blick geworfen, wo ebenfalls einentscheidender Urnengang ansteht. DieÖkonomien Österreichs und Deutschlandssind eng verzahnt, die deutsche Volkswirtschaftist dabei die wichtigste des Kontinents.Deshalb sind nicht zuletzt auch dieösterreichischen Augen auf die Wahlen zumdeutschen Bundestag am 22. September gerichtet.Rot-Schwarze Neuauflage?Aber starten wir in der Heimat: Diepolitische Konstellation spricht laut allenUmfragen für eine Fortsetzung der großenKoalition. Es mangelt nämlich an wahlarithmetischsinnvollen Alternativen. Wedereine Koalition zwischen SPÖ und Grünen,noch zwischen ÖVP und FPÖ würdedie notwenige Marke von 50 Prozent überschreiten.Um eine handlungsfähige Regierungzu bilden, müssten sowohl Rot als auchSchwarz also das Team Stronach mit insSonntagsfrage Deutschland%403020100132340Grüne SPD CDU/CSU FDP Linke Sonst.CDU/CSU liegt unangefochten an der Spitze5811Quelle: ForsaBoot holen, will man die alte Koalition nichtprolongieren. Ob die beiden „Großparteien“diesen Schritt wagen, erscheint mehr alsfraglich. Wobei das SPÖ-ÖVP-Modell jaauch durchaus auf Erfolge verweisen kann:So liegen wir beim Wirtschaftswachstumim europäischen Spitzenfeld, die Arbeitslosigkeitist hingegen im internationalen Vergleichniedrig. Was allerdings nicht bedeutet,dass es keinen Reformbedarf gibt – soändert das gute internationale Abschneidennichts daran, dass in Österreich die Zahl derArbeitsuchenden im August gegenüber demVorjahr um 11,7 Prozent auf 323.111 Personenangestiegen ist. Wobei eine baldigeEntspannung leider nicht zu erhoffen ist.Dazu meint Josef Wallner, Arbeitsmarktexperteder Arbeiterkammer (AK) Wien:„Alle Prognosen deuten darauf hin, dass dieArbeitslosigkeit eher zunehmen oder zumindestauf hohem Niveau bleiben wird.“Laut dem Experten finden vor allem ältereund gesundheitlich beeinträchtigte Menschenkaum Chancen am Arbeitsmarkt. Erfordert daher ein neues Bonus-Malus-System.Derzeit betreffen Strafzahlungen fürBeriebe nämlich nur die Entlassung, nichtdie Einstellung älterer Personen. Das könntefür Unternehmen sogar einen Anreiz darstellen,Ältere erst gar nicht aufzunehmen.Der AK-Experte spricht sich deshalb für einBonus-Malus-Modell aus, das bereits greift,wenn Betriebe unterdurchschnittlich vieleältere Menschen beschäftigen. Notwendigist laut AK auch eine Arbeitszeitverkürzung:„Sowohl durch innovative Formender Arbeitszeitverkürzung sowie durch einefairere Verteilung des bestehenden ArbeitscreditS:beigestellt8 ° <strong>GELD</strong>-MAGAZIN – september 2013
Nationalrats-Wahlen ° Brennpunkt„Eine Entlas tungdes FaktorsArbeit wärein Öster reichdringendnotwendig.”Peter Brezinschek,Raiffeisen Bank„In Deutschlandbrauchen wirmehr Flexibilitätsowie mehrForschung undEntwicklung.”Martin Hüfner,direktanlage.atzeitvolumens könnten erhebliche Beschäftigungseffekteerzielt werden. Selbst wennnur ein Drittel der geleisteten Überstundenzu zusätzlicher Beschäftigung führt,könnten rund 60.000 Personen mehr amArbeitsmarkt teilhaben“, heißt es seitens derAK. Bei der Industriellenvereinigung (IV)schlägt man – wenig überraschend – andereWege vor, um die Arbeitsmarktsituation zuverbessern: „Das derzeitige österreichischeArbeitszeitrecht ist unübersichtlich und zurestriktiv. Die gesetzlichen Rahmenbedingungenentsprechen nicht den Notwendigkeiteneiner modernen Arbeitswelt“, so IV-Generalsekretär Christoph Neumayer. Insbesonderedie gesetzliche Tageshöchstarbeitszeitvon zehn Stunden ist laut Neumayrnicht praktikabel. „Niemand spricht davon,dass die Arbeitszeit insgesamt bzw. dauerhaftverlängert werden oder dass es keinenAusgleich für die geleisteten Arbeitsstundengeben soll. Ziel muss aber eine bessereVerteilung der Normalarbeitszeit sein, dieweiterhin im Durchschnitt bei 40 Stundenpro Woche liegen soll“, so der Experte. Hiergeht die IV also mit dem ÖVP-Vorschlagkonform, einen 12-Stunden-Arbeitstag zuermöglichen. Eine Forderung, die bei SPÖ,ÖGB und AK wiederum auf Ablehnungstößt.Schlüsselfaktor ArbeitskostenPraktisch von allen politischen Parteien,aber auch Wirtschaftswissenschaftern, Arbeitnehmervertreternund Unternehmenwird hingegen eine Entlastung des FaktorsArbeit gefordert, sprich eine Senkung derLohn-Nebenkosten. Die Vorstellungen derUmsetzung variieren jedoch erheblich vonPartei zu Partei. So heißt es im aktuellenWahlprogramm der SPÖ: „Um die Steuernauf Arbeitseinkommen weiter reduzierenzu können, wollen wir eine Millionärssteuer(Vermögens-, Erbschafts- und Schenkungssteuer)für die Reichsten in Österreich einführen,denn auch sie sollen einen Beitragfür den Wohlfahrtsstaat leisten. Bei einemFreibetrag von einer Million Euro ist ungefährein Prozent der Menschen betroffen.Im Gegenzug soll im Rahmen einer Steuerreformfür alle Steuerzahler der Einstiegssteuersatzgesenkt und eine Negativsteuerbeim Pensionistenabsetzbetrag eingeführtwerden.“ Die Senkung des Eingangssteuer-trivium gmbh & Co Substanzwerte 11 KGVorsorgen mitImmobilienund soliden ErtragschancenWir freuen uns überIhre Kontaktaufnahme:Tel. +43 (0) 1 522 40 03-0www.trivium.atEUR 50.000Laufzeit12 JahreZielrendite8,7% p.a.september 2013 – <strong>GELD</strong>-MAGAZIN ° 9