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Editorial - Quickborn. Vereinigung für niederdeutsche Sprache und ...

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Rezensionen<br />

Alle Geschichten durchzieht eine tiefe<br />

Liebe zu Menschen, besonders jüngeren<br />

Menschen. Und eine riesige<br />

Liebe zu seiner Heimatstadt (oder ist<br />

es nur ein Stadtteil?) Harburg an der<br />

Elbe. Auch die Gequälten <strong>und</strong> Armseligen<br />

sind bei diesem Autor im Fokus,<br />

ein tiefer Humanismus durchzieht<br />

das Erzählte. Parteilich bezieht Meyer<br />

einen klaren Standpunkt, der moralisch<br />

immer stichhaltig ist. Klar, dass<br />

er Position auf dem linken Podest bezieht.<br />

Auf dem rechten stehen ja auch<br />

schon viel zu viele! Klar bezieht er<br />

auch in Liebessachen eine andere<br />

Position als andere.<br />

Anrührend <strong>und</strong> ernst, mitfühlend <strong>und</strong><br />

solidarisch bezieht Hans-Joachim<br />

Meyer in diesem Buch Position. Es ist<br />

also ein Buch mit einer klaren Verortung.<br />

Mit den Vokabeln bin ich nicht<br />

immer einverstanden. Aber das muss<br />

ja auch nicht.<br />

Schön wäre es, wenn viele Menschen<br />

dem Autor von seinem vorfinanzierten<br />

Bücherstapel abhelfen würden. Es<br />

lohnt sich auch, weil es so anders ist,<br />

dieses Buch!<br />

Hans-Joachim Meyer: Horborg<br />

kann mi geern hebben! Un anner<br />

plattdüütsche Vertellen. En bunten<br />

Struuß vun Blomen, Brennetteln un<br />

Dießeln, plückt in de Stadt Horborg<br />

an de Elv. Mit: Plattdeutsch, was ist<br />

das? 144 Seiten, Selbstverlag Hamburg-Harburg<br />

2007, erhältlich über<br />

den Buchhandel oder über fraujansen<br />

kommunikation, Kaiser-Wilhelm-Straße<br />

89, 20355 Hamburg, Tel: 040-35 01<br />

75 41 oder e-Mail: aj@fraujansen.de.<br />

Dirk Römmer<br />

58<br />

Dat Dat sünd sünd doch doch Juden<br />

Juden<br />

Der Titel von Heinrich Ohms Erzählung<br />

”Dat sünd doch Juden” erinnert<br />

mich unweigerlich an meinen Opa.<br />

Ich glaube, er hat beinahe die gleichen<br />

Worte benutzt, als er uns Kindern<br />

Jahrzehnte nach dem Krieg vom<br />

Schicksal einer jüdischen Familie aus<br />

einem kleinen Dorf an der Oste erzählte.<br />

Als Lehrjunge des Dorfschmieds<br />

hatte er wenige Male mit<br />

einem jüdischen Viehhändler zu tun.<br />

Ihm war damals als Teenager wohl gar<br />

nicht recht klar geworden, unter welchem<br />

Druck die jüdische Bevölkerung<br />

ab Mitte der 1930er Jahre auch<br />

auf dem Dorf schon stand. Opa berichtete<br />

uns von Verboten, die diese<br />

jüdische Familie betrafen, machte sich<br />

aber ansonsten als Jugendlicher weiter<br />

keine großartigen Gedanken darum.<br />

Erst viel später, so sagte er, habe<br />

er verstanden, was eigentlich los gewesen<br />

sei, damals, denn: ”Dat sünd<br />

Juden ween!”<br />

Vom Schicksal einer jüdischen Familie<br />

erzählt auch Heinrich Ohm in seinem<br />

neuesten Buch. Er schildert in<br />

”Dat sünd doch Juden” die Geschichte<br />

der Hamburger Kaufmannsfamilie<br />

Steinberger, die mit der Rückkehr Josef<br />

Steinbergers von der Kriegsfront<br />

des Ersten Weltkrieges beginnt <strong>und</strong><br />

die mit der Heirat seines Sohnes Rolf<br />

Anfang der 1950er Jahre endet. Die<br />

Familie Steinberger ist seit jeher jüdischen<br />

Glaubens, allerdings bedeutet<br />

dieser Glaube dem Kriegsheimkehrer<br />

Josef nichts mehr – er hat sich<br />

innerlich vom Judentum gelöst <strong>und</strong><br />

fühlt sich nur noch als Hamburger.<br />

Dies gilt auch <strong>für</strong> seine Frau Klara, die<br />

<strong>Quickborn</strong>108-1.Korr. 58<br />

25.03.2008, 9:05 Uhr

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