Editorial - Quickborn. Vereinigung für niederdeutsche Sprache und ...
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sie bat, sich <strong>für</strong> das Werk Brinckmans<br />
einzusetzen: mit einigem Erfolg, denn<br />
Redakteure <strong>und</strong> Autoren wie Johannes<br />
Trojan, Rudolf von Gottschall oder<br />
Heinrich Seidel schrieben engagierte<br />
Besprechungen oder warmherzige<br />
Porträts <strong>und</strong> machten damit ein großes<br />
Publikum auf Werk <strong>und</strong> Autor aufmerksam.<br />
Müns sieht zwar Wilhelm Werther<br />
wegen seiner Aktivitäten als ”Retter<br />
des Werkes Brinckmans”, aber er unterstreicht<br />
unmissverständlich <strong>und</strong> in<br />
Fettdruck diese traurige Tatsache: alle<br />
Texte Brinckmans sind seit 1876/77<br />
<strong>und</strong> bis weit nach 1900 nicht nur orthographisch<br />
vereinfacht, sondern oft<br />
auch inhaltlich bearbeitet: gekürzt,<br />
umgeschrieben, ergänzt – kurz:<br />
entbrinckman(n)t worden, ohne dass<br />
dies den Lesern mitgeteilt worden<br />
wäre. Und es gibt Bearbeitungen wie<br />
das ”Kasper-Ohm”-Reclam-Heft von<br />
Heinrich Bandlow, die auf einem zuvor<br />
schon bearbeiteten Text basieren.<br />
Nach Auslaufen der Schutzfrist Ende<br />
1900, beginnt nach <strong>und</strong> nach der<br />
Rückgriff auf den originalen Wortlaut;<br />
aber noch 1944 erscheint die letzte<br />
Auflage der ”Kasper-Ohm”-Ausgabe<br />
des Hamburger Hermes-Verlages unverändert<br />
mit verhunztem Text.<br />
Sämtliche Dokumente sind von Müns<br />
ausführlich kommentiert worden, außerdem<br />
hat er dem Band Kurzbiographien<br />
der wesentlichen Akteure beigegeben.<br />
Materialien zur Geschichte<br />
der Brinckman-Denkmäler in Güstrow<br />
<strong>und</strong> Rostock beschließen diese<br />
überaus nützliche Sammlung.<br />
Gewöhnungsbedürftig ist einzig dies:<br />
mit den einfachen Anführungs- <strong>und</strong><br />
mit dem Elisionszeichen sind Einge-<br />
ber <strong>und</strong> Korrektor des Textes nicht<br />
fertig geworden – die stehen allzuoft<br />
falsch: >‘xxx‘< statt richtig >,xxx‘<<br />
oder >‘< statt richtig >’“< ist des öfteren umgekehrt >”< zu<br />
finden. Dabei gibt es doch so hilfreiche<br />
short-cuts, mit denen das alles<br />
leicht zu machen ist ...<br />
Etwas versteckt im Nachwort präsentiert<br />
Müns noch eine ”fast sensationelle,<br />
bisher völlig unbekannte biographische<br />
Facette”, die er im Klaus-<br />
Groth-Archiv der Universität Kiel gef<strong>und</strong>en<br />
hat. In einem Brief von Brinckmans<br />
Witwe Elise an Groth vom 11. 10.<br />
1870 steht diese bis dato nie beachtete<br />
Information, die der Biographie<br />
de Autors ein Schlaglicht von tragischer<br />
Ironie aufsetzt: ”...hat Brinckman<br />
<strong>für</strong> 13 Jahre die ersten Classen<br />
<strong>für</strong> 300 Tlr. ud. von da an <strong>für</strong> 700 Tlr.<br />
unterrichtet ud. zu Michaelis sollte er<br />
Oberlehrer mit 1050 Tlr. werden starb<br />
aber acht Tage vorher...”. Müns kommentiert:<br />
”Für Brinckman hätte dies<br />
bedeutet, dass er sich weit stärker als<br />
bisher der schriftstellerischen Arbeit<br />
hätte widmen können, denn bekanntlich<br />
gab er zu seinem normalen Unterrichtspensum<br />
unzählige Privatst<strong>und</strong>en,<br />
um seine große Familie ernähren<br />
zu können”.<br />
John Brinckman: Briefe, Dokumente,<br />
Texte. Band III. Editions- <strong>und</strong> Rezeptionsgeschichtliches<br />
(1854-1934).<br />
Erarbeitet <strong>und</strong> herausgegeben von<br />
Wolfgang Müns. Verlag Schuster Leer.<br />
Pb. 514 S., ISBN 978-3-7963-0369-2.<br />
Hartwig Suhrbier<br />
<strong>Quickborn</strong>108-1.Korr. 65<br />
25.03.2008, 9:05 Uhr<br />
Rezensionen<br />
65