Satzspiegel - Deutscher Beton- und Bautechnik-Verein eV
Satzspiegel - Deutscher Beton- und Bautechnik-Verein eV
Satzspiegel - Deutscher Beton- und Bautechnik-Verein eV
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Kapitel 9<br />
60<br />
Abfälle in technischen Bauwerken. In der überarbeiteten<br />
B<strong>und</strong>esbodenschutzverordnung wird<br />
die Verwertung von Böden in bodenähnlichen<br />
Anwendungen neu geregelt. Von besonderer<br />
Relevanz ist, dass die Verfüllung von Abgrabungen<br />
zukünftig nur noch mit Bodenmaterial bester,<br />
kaum vorzufindender Qualität möglich sein<br />
soll. Soweit zur Verfüllung von Tagebaurestlöchern<br />
wie bisher andere mineralische Abfälle<br />
eingesetzt werden sollen, verfolgt das B<strong>und</strong>esumweltministerium<br />
das Ziel, hierfür einen Deponiebetrieb<br />
im Verfüllbereich einzurichten.<br />
Im Herbst 2007 legte das B<strong>und</strong>esumweltministerium<br />
die ersten Arbeitsentwürfe der beiden<br />
Verordnungen vor, die gemeinsam mit der<br />
Gr<strong>und</strong>wasserverordnung (erste Fassung) als<br />
Artikelverordnung hätten verabschiedet werden<br />
sollen. Aufgr<strong>und</strong> der inhaltlichen Reduzierung<br />
auf die europäischen Vorgaben ist die verabschiedete<br />
Gr<strong>und</strong>wasserverordnung nun jedoch<br />
nicht mehr als elementare Gr<strong>und</strong>lage für die<br />
beiden Verordnungen geeignet.<br />
Diese Entwicklung hat auch für die Bauindustrie<br />
Licht- <strong>und</strong> Schattenseiten. Nachdem die LAGA<br />
Mitteilung 20 offiziell nicht mehr als normkonkretisierende<br />
Verwaltungsvorschrift herangezogen<br />
werden kann (BVG Urteil 2005), kann die<br />
Verwertung mineralischer Abfälle nur noch im<br />
Einzelfall rechtssicher geregelt werden. Es war<br />
<strong>und</strong> ist daher ein Wunsch der Branche, dass<br />
b<strong>und</strong>eseinheitliche Regelungen geschaffen werden,<br />
um mit vereinfachten Verfahren die erforderliche<br />
Rechtssicherheit beim Umgang mit<br />
mineralischen Abfällen b<strong>und</strong>esweit zu erreichen.<br />
Jedoch wird dieses Ziel nicht um jeden<br />
Preis verfolgt, wie der Umweltausschuss erneut<br />
auf seiner Sitzung im November 2010 beschlossen<br />
hat. Denn es ist absehbar, dass auf<br />
Boden- <strong>und</strong> Gewässerschutz sowie Kreislaufabfallwirtschaft<br />
der Basis des Gr<strong>und</strong>lagenkonzepts keine Verwertungsregeln<br />
entstehen können, mit denen<br />
eine Verwertung auf bisher üblichem Niveau<br />
(89 %) erfolgen könnte. Bereits in 2008 haben<br />
wir auf Basis von Vergleichsuntersuchungen<br />
abgeschätzt, dass mit den geplanten Regelungen<br />
der Ersatzbaustoff- <strong>und</strong> der B<strong>und</strong>esbodenschutzverordnung<br />
bis zu 50 % der jährlich<br />
r<strong>und</strong> 230 Mio. t anfallenden mineralischen Abfälle<br />
zukünftig nicht mehr verwertet werden<br />
können sondern deponiert werden müssen. Gemeinsam<br />
mit anderen Verbänden der Bauwirtschaft<br />
haben wir uns beim B<strong>und</strong>esministerium<br />
für Verkehr, Bau <strong>und</strong> Stadtentwicklung dafür<br />
eingesetzt, ein Forschungsvorhaben durchzuführen,<br />
um die Auswirkungen des Gr<strong>und</strong>lagenkonzepts<br />
(Geringfügigkeitsschwellenwerte <strong>und</strong><br />
Ort der Beurteilung) wissenschaftlich nachzuweisen.<br />
Die von Prognos durchgeführte <strong>und</strong><br />
Mitte 2010 veröffentlichte Studie bestätigte<br />
unsere Abschätzungen in vollem Umfang: Es ist<br />
davon auszugehen, dass die beiden Verordnungen<br />
dazu führen werden, dass jährlich bis zu<br />
100 Mio. t. mineralischer Abfälle nicht mehr<br />
verwertet werden können sondern deponiert<br />
werden müssen. Die Studie betrachtet darüber<br />
hinaus die ökonomischen <strong>und</strong> ökologischen Konsequenzen,<br />
die sich aus der Kompensation der<br />
geringeren Verwertungsmenge durch die erforderliche<br />
„Neu“-Produktion von Baustoffen zur<br />
Bedarfsdeckung ergeben (Stichworte: Flächeneffizienz,<br />
Infrastrukturbedarf, CO 2-Emissionen,<br />
Klimaschutz).<br />
Nach über drei Jahren hat das B<strong>und</strong>esumweltministerium<br />
Anfang November 2010 einen<br />
zweiten Entwurf der Ersatzbaustoffverordnung<br />
vorgelegt, der als Referentenentwurf zur Abstimmung<br />
unter den Ministerien dient. Die uns<br />
bekannt gewordene „Straßenbahnversion“ be-