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Agenda 2030 - Schwerpunktthema im Global Compact Deutschland 2015

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Reporting<br />

Unternehmensaktivitäten betroffen sind und welche Erwartungen<br />

diese Stakeholder an das Unternehmen, seine Liefer- und<br />

Wertschöpfungsketten und die Produkte / Dienstleistungen<br />

stellen. Dazu müssen die Stakeholder nicht zwingend persönlich<br />

kontaktiert oder ins Unternehmen eingeladen werden.<br />

Das Auswerten von Messebesuchen, Lieferantengesprächen,<br />

Mitarbeiterbefragungen oder Feedbacks an Tagen der offenen<br />

Tür reichen ebenso für eine fundierte Einschätzung aus wie<br />

die Kenntnis aus Presse, Branchenberichten oder sonstigen<br />

öffentlich zugänglichen Quellen.<br />

In einer Wesentlichkeitsanalyse werden die so identifizierten<br />

relevanten Nachhaltigkeitsthemen / Stakeholder-Erwartungen<br />

bewertet und priorisiert, um die sogenannten „wesentlichen“<br />

Themen zu identifizieren. Denn in der Regel haben KMU – wie<br />

auch Konzerne – nicht zu jeder Zeit ausreichend Mittel verfügbar,<br />

um alle relevanten Themen zufriedenstellend anzugehen.<br />

Es müssen also <strong>im</strong>mer wieder Prioritäten gesetzt werden – in<br />

der Regel in einem Turnus von ein bis drei Jahren.<br />

Als Ergebnis der ersten Umsetzungsschritte liegt dem Unternehmen<br />

das Wissen über alle für das Unternehmen wesentlichen<br />

Themen und Stakeholder vor. Durch einen parallelen, ständigen<br />

Abgleich mit den Kriterien der Nachhaltigkeitsberichterstattung<br />

wird zudem die Vollständigkeit der Informationen sichergestellt.<br />

3. Basis: Unternehmens- / Nachhaltigkeitsstrategie<br />

Die dritte Basis für die Generierung eines Nachhaltigkeitsberichts<br />

bildet die Unternehmensstrategie bzw. Nachhaltigkeitsstrategie<br />

eines Unternehmens.<br />

Dieser Umsetzungsschritt verläuft z. T. parallel zu den Umsetzungsschritten<br />

1 und 2. Die Dokumente zum Leitbild, zur<br />

Nachhaltigkeits- / Unternehmensstrategie, zum Auf bau des<br />

Managementsystems etc. werden dort schon gesichtet und<br />

gewertet. Wenn sich die Notwendigkeit herausstellt, die leitenden<br />

Dokumente anzupassen – weil sie lückenhaft sind,<br />

zu wenig visionär und schlicht veraltet –, dann sollte dies <strong>im</strong><br />

Laufe des Prozesses passieren, damit <strong>im</strong> Nachhaltigkeitsbericht<br />

und <strong>im</strong> Nachhaltigkeitsmanagementsystem eine aktuelle<br />

Leitvorstellung zum Thema Nachhaltigkeit existiert.<br />

4. Basis: Internationale und nationale Kriterien der<br />

Nachhaltigkeitsberichterstattung<br />

Die vierte Basis eines Nachhaltigkeitsberichts als Instrument<br />

der Organisationsentwicklung bilden die internationalen<br />

Kriterien zur Nachhaltigkeitsberichterstattung, wie GRI 4.0<br />

und der UN <strong>Global</strong> <strong>Compact</strong> sowie die nationalen Kriterien<br />

zur Nachhaltigkeitsberichterstattung wie der Deutsche Nachhaltigkeitskodex<br />

und die Kriterien von IÖW / future e. V. für<br />

das Ranking der deutschen Nachhaltigkeitsberichte.<br />

Die Orientierung an diesen Kriterien kann unterschiedlich<br />

erfolgen: Soll der Bericht extern testiert werden oder einzelnen<br />

Anforderungen explizit genügen, sollten sich KMU auch<br />

daran orientieren, ohne dabei aber die Kriterien oder Leitfäden<br />

über Gebühr als Checkliste zu verstehen. Das Abarbeiten der<br />

Kriterien ersetzt weder eine Stakeholder- und Wesentlichkeitsanalyse,<br />

noch führt es zu einem ausgewogenen und damit<br />

guten Nachhaltigkeitsbericht.<br />

Die diversen Kriterienkataloge und Leitfäden können aber<br />

auch als Orientierung dienen, um sich selbst <strong>im</strong> Prozess der<br />

Berichterstellung <strong>im</strong>mer wieder zu reflektieren, herauszufordern<br />

und z. B. bei der spezifischen Ausgestaltung von<br />

Indikatoren an den dort genannten Standards zu orientieren<br />

(z. B. zur Darlegung von CO 2<br />

-Emissionen).<br />

So erstellen KMU Nachhaltigkeitsberichte nach dem DNK-<br />

Standard, nach dem GRI-Standard oder auch frei und losgelöst<br />

davon streng ausgerichtet am eigenen Nachhaltigkeitsmanagementsystem.<br />

Diese Freiheit darf und soll sein.<br />

Fazit<br />

In vielen KMU sind neben der Langfristorientierung andere<br />

wichtige Aspekte des nachhaltigen Wirtschaftens bereits fest<br />

verankert. Dennoch lassen sich bei KMU auch Defizite feststellen<br />

– z. B. in der Lieferkette –, nicht zuletzt aufgrund eines Mangels<br />

an finanziellen, personellen, zeitlichen und informationellen<br />

Ressourcen. Ein Nachhaltigkeitsmanagementsystem hilft KMU<br />

dabei, die umfangreichen Anforderungen zu systematisieren<br />

und mit ihren Ursachen- und Wirkungszusammenhängen in<br />

die unternehmerischen (Kern-)Prozesse zu integrieren. Der<br />

Nachhaltigkeitsbericht ist dabei integraler und nach außen<br />

hin sichtbarer Bestandteil des Nachhaltigkeitsmanagements<br />

bzw. ein wichtiger Baustein für den Auf bau eines solchen<br />

Managementsystems.<br />

Der Nachhaltigkeitsbericht kann dem Unternehmen als umfassendes<br />

Instrument zur Organisationsentwicklung dienen. Zur<br />

Erstellung des Nachhaltigkeitsberichts werden Informationen<br />

<strong>im</strong> Abgleich mit dem vorhandenen Managementsystem, der<br />

Unternehmensstrategie, internationalen Berichtskriterien<br />

und den Bedürfnissen der internen und externen Stakeholder<br />

generiert. Diese Informationen liefern dem Unternehmen zum<br />

einen umfassendes Wissen über den Status quo bezüglich der<br />

nachhaltigen Ausrichtung des Unternehmens. Zum anderen<br />

erhält der Betrieb detailliertes Wissen über die Lücken und<br />

Verbesserungspotenziale des vorhandenen Managementsystems<br />

<strong>im</strong> Vergleich zu entsprechenden Standards (siehe u. a.<br />

Instrumente wie den Chemie 3 -Nachhaltigkeits-Check auf www.<br />

chemiehoch3.de). Verfolgt das Unternehmen diese Strategie mit<br />

dem nächsten Berichtszyklus weiter, sollte mit der Erreichung<br />

der jeweils <strong>im</strong> Nachhaltigkeitsbericht formulierten Ziele gleichzeitig<br />

die Weiterentwicklung des Managementsystems hin zu<br />

einem Nachhaltigkeitsmanagementsystem erreicht werden.<br />

Über die Autoren<br />

Thomas Merten ist Geschäftsführer von Faktor 10 – Institut für nachhaltiges<br />

Wirtschaften gemeinnützige GmbH, Tobias Engelmann ist Mitarbeiter am<br />

selbigen Institut.<br />

globalcompact <strong>Deutschland</strong> <strong>2015</strong><br />

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