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Agenda 2030 - Schwerpunktthema im Global Compact Deutschland 2015

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Reporting<br />

fragen sie nach qualitativen und auch quantitativen Daten.<br />

Die Anforderungen der EU-CSR-Direktive, die ab Januar 2017<br />

in Kraft tritt, erfüllen sie alle. Das Unternehmen muss sich<br />

die passende Richtlinie und Methode nur noch aussuchen.<br />

Leichter gesagt als getan! Denn erstens wird das Spektrum der<br />

Richtlinien eher größer, und zweitens klärt das noch nicht<br />

die Frage, welche Methoden oder Fragen für ein spezielles<br />

Unternehmen die richtigen sind. Branchenerweiterungen<br />

können hier bedingt helfen, die Unternehmen kommen aber<br />

nicht darum herum, sich detailliert mit der Thematik zu befassen.<br />

Viele Unternehmen möchten dabei den Aufwand gering<br />

halten. Hierbei kommt ihnen der aktuelle Trend zugute: Ob<br />

Branchenerweiterung oder Öko-Richtlinie, Materialitätsanalyse<br />

oder das „Comply or explain“-Prinzip – die Richtlinien führen<br />

ihre Anforderungen zusammen und machen sie vergleichbar.<br />

Dieser Schritt ist aus Expertensicht überfällig, damit die unterschiedlichen<br />

Ansätze für ein und dasselbe Ziel sich nicht<br />

gegenseitig <strong>im</strong> Weg stehen.<br />

Integrierte Berichterstattung setzt<br />

integrierte Denkweisen voraus<br />

Die eigentliche Herausforderung ist eine Zusammenführung<br />

von Finanzberichten und Nachhaltigkeitsdaten – und dabei<br />

geht es nicht um ein Nebeneinanderstellen beider Bereiche,<br />

sondern um ihre Wechselwirkungen. Wie sollen diese aber<br />

sichtbar werden, wo sich unternehmerische Verantwortung<br />

nicht einfach monetarisieren oder überhaupt in Zahlen ausdrücken<br />

lässt? Dafür lohnt es sich, außerhalb der typischen „Box“<br />

zu denken: Wenn nichtfinanzielle Aspekte mit den Finanzkollegen<br />

diskutiert werden, kann die Bedeutung sich komplett<br />

ändern, das gilt selbstverständlich für beide Seiten. Zahlreiche<br />

Unternehmen berichten, dass hier eine Kommunikation gefordert<br />

ist, die an Übersetzung grenzt, aber nichtsdestotrotz<br />

gewinnbringend ist. Sie rückt das Thema Nachhaltigkeit in ein<br />

neues Licht, macht es gegebenenfalls greif barer. Um es mit<br />

den Worten des renommierten US-amerikanischen Ökonomen<br />

Peter Drucker zu sagen: „What gets measured gets managed!“<br />

Schauen wir also auf die Messbarkeit von Nachhaltigkeit, um<br />

sie zum Steuerungselement <strong>im</strong> Unternehmen zu machen!<br />

Der CSR-Bericht kann folglich in best<strong>im</strong>mten Fällen ein<br />

Vehikel für Verständigungsprozesse sein. Er ist Gegenstand<br />

und Ergebnis von Dialogen zwischen Partnern, die sonst<br />

selten zusammenkommen, obwohl sie für ein und dasselbe<br />

Unternehmen arbeiten. Das scheint Vorteile zu haben und<br />

einen Wechsel von Denkweisen auszulösen, wie Experten<br />

<strong>im</strong>mer wieder berichten. Und tatsächlich: Die Entwicklung<br />

des Reportingthemas zeigt, dass sich auch Veränderungen in<br />

der Corporate Governance und <strong>im</strong> Management zu mehr integriertem<br />

Denken ergeben. Erst standen reine Geschäftsberichte<br />

und Nachhaltigkeitsberichte nebeneinander, bis beide Themen<br />

miteinander verknüpft wurden. Von da an lässt sich häufig<br />

nachvollziehen, dass sowohl die Datenerfassung als auch das<br />

Management beider Bereiche mehr und mehr miteinander<br />

verbunden sind. So entstehen in sich konsistente hybride Berichte<br />

und nachhaltig erfolgreiche Unternehmensstrukturen.<br />

Unternehmen, die seit mehreren Jahren auf diese Weise arbeiten,<br />

realisieren damit bereits genau das, was unlängst auch in<br />

der breiten Gesellschaft angekommen ist: Sie betrachten und<br />

behandeln Nachhaltigkeit als Zusammenspiel von Ökonomie,<br />

Ökologie und Sozialem. Dieser Ansatz geht zurück auf den<br />

Terminus „Triple Bottom Line“ von John Elkington und ist<br />

auch bekannt als die Theorie der „Drei Säulen der Nachhaltigkeit“.<br />

Die Übersetzung von Nachhaltigkeit in finanzielle<br />

Kennzahlen erweist sich dabei als gute Möglichkeit, dieses<br />

Zusammenspiel zu verdeutlichen.<br />

Beispiele aus der Praxis<br />

Ein Praxisbeispiel dazu gab ThyssenKrupp auf der Konferenz<br />

<strong>Global</strong> <strong>Compact</strong> +15 Europe (GC +15 Europe) in Berlin. Viele<br />

Skalen und Messinstrumente seien denkbar, so Nachhaltigkeitsmanager<br />

Steffen Schwartz. Hier ist eine kreative Umsetzung<br />

gefragt, die zum Unternehmen passt und glaubwürdig ist. Voraussetzung<br />

dafür sei aber, so Steffen Schwartz weiter, dass der<br />

Aufsichtsrat daran glaube, Nachhaltigkeit zu einem Managementinstrument<br />

zu machen. Und nicht in allen Bereichen sei die<br />

Übersetzung gleich leicht: Naturwissenschaftliche Daten aus<br />

dem Carbon Disclosure Project (CDP) in Finanzberichte zu integrieren,<br />

stoße auf wenig Widerstand, komplizierter werde es<br />

bei Menschenrechten. Hier müsse man die unterschiedlichen<br />

D<strong>im</strong>ensionen des Begriffs trennen und etwa auf die Lieferkette<br />

anwenden. Die Datenerhebung laufe dann zwar nicht direkt<br />

unter dem Begriff Menschenrechte, aber Kennzahlen seien<br />

so durchaus möglich.<br />

Ein anderes gutes Beispiel lieferte auf der Konferenz GC +15<br />

Europe das dänische Pharmaunternehmen Novo Nordisk: Seit<br />

fünf Jahren führt es seine Geschäfts- und Nachhaltigkeitsberichte<br />

<strong>im</strong> „Integrated Reporting“ zusammen. Hier ist man<br />

überzeugt: Reporting befindet sich in einem großen >><br />

globalcompact <strong>Deutschland</strong> <strong>2015</strong><br />

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