20.12.2016 Aufrufe

50 Jahre Universitätsklinik für Orthopädie im AKH Wien

Jubiläumsbuch 2012: Die Erfolgsstory der universitären Orthopädie in Wien: 50 Jahre Universitätsklinik für Orthopädie im AKH Wien/125 Jahre Orthopädie im AKH Wien (Vorstand o. Univ.-Prof. Dr. Reinhard Windhager

Jubiläumsbuch 2012:
Die Erfolgsstory der universitären Orthopädie in Wien: 50 Jahre Universitätsklinik für Orthopädie im AKH Wien/125 Jahre Orthopädie im AKH Wien (Vorstand o. Univ.-Prof. Dr. Reinhard Windhager

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

des Eingriffes beträchtlich verbessert und zum<br />

Standardeingriff entwickelt 15 . Die in den 1980er<br />

<strong>Jahre</strong>n zunehmend eingeführte weichteilbalancierte<br />

OP-Technik <strong>für</strong> das rheumatische Kniegelenk<br />

hat zur Reduktion von Spätkomplikationen<br />

achsgeführter Stielprothesen beigetragen und<br />

Grundlagen <strong>für</strong> heutige Standards ermöglicht.<br />

Einfluss durch medikamentöse Maßnahmen<br />

Die große Veränderung in der Behandlung war<br />

sicherlich die Einführung einer suffizienten Basistherapie,<br />

die gerade an der <strong>Wien</strong>er Klinik bei<br />

ausgezeichneter Zusammenarbeit mit der „Internen<br />

Rheumatologie” in sehr frühen <strong>Jahre</strong>n stattfand.<br />

Allerdings wurde die Erkrankung in den<br />

seltensten Fällen gestoppt, jedoch konnte die<br />

Progredienz deutlich verlangsamt und vor allem<br />

auf gewisse Gelenke fokussiert werden. Dadurch<br />

konnten auch funktionell wirksame Präventiveingriffe<br />

wie die Teil arthrodese am Handgelenk 16 bzw.<br />

Verkürzungsosteo tomien der Metatarsalia zur Vermeidung<br />

der plantaren Bursitis oder der Luxation<br />

<strong>im</strong> Zehengrundgelenk verbunden mit Weichteilreleasesehnenverlängerungen<br />

oder Sehnentransfer<br />

sinnvoll durchgeführt werden. Diese Eingriffe<br />

können als aktuelle Meilensteine definiert werden.<br />

Die weitere Entwicklung der medikamentösen Therapie<br />

der rheumatoiden Arthritis unter Einbeziehung<br />

der Biologika war sicherlich die Revolution,<br />

die wir uns <strong>für</strong> unsere Patienten weitgehend wünschen.<br />

Die Synovitis, der Schmerz und der Erguss<br />

konnten damit weitgehend bei vielen Patienten beseitigt<br />

werden, auch die Laborwerte zeigten eine<br />

Normalisierung. Aber letztendlich war die erste<br />

Euphorie nicht zur Gänze angebracht. Schmerzfreiheit<br />

und das Fehlen von eindeutigen Entzündungszeichen<br />

– wie Erguss, Rötung, Überwärmung<br />

– haben teilweise zu einer Überbelastung der in<br />

der Frühphase der Erkrankung auftretenden biomechanischen<br />

Veränderungen geführt. Dadurch<br />

sind funktionell gravierende Veränderungen an<br />

Handgelenk und auch an den Füßen aufgetreten,<br />

weil die <strong>im</strong> täglichen Leben normal integrierten<br />

Personen auch Sport betrieben haben.<br />

Unter der Prämisse einer gewünschten Verbesserung<br />

ohne Reduktion der Lebensqualität waren<br />

rheumaorthopädische Eingriffe vermehrt gewünscht<br />

17 . Die Folge war, ermuntert durch die<br />

ausgezeichneten Resultate an Hüft- und Kniegelenk<br />

18 , ein vermehrter Einsatz der Endoprothetik<br />

<strong>im</strong> Bereich des Handgelenkes und des Sprunggelenkes.<br />

Dies brachte kurzzeitig ausgezeichnete Erfolge.<br />

Nach zehn <strong>Jahre</strong>n zeigte sich nur noch in<br />

<strong>50</strong> % ein Überleben der Implantate. Dies war unter<br />

Einbeziehung der zur Verfügung stehenden technischen<br />

Möglichkeiten (wie Platten und interne Fixierungen<br />

mit Verwendung eines Beckenkammspans)<br />

jeweils in eine Arthrodese konvertierbar. Der Patient<br />

konnte bei hoher subjektiver Funktionalität<br />

zwar nicht seine Gelenksbeweglichkeit, aber die<br />

Hand- oder Rückfußgesamtfunktion behalten.<br />

Auch <strong>im</strong> Bereich der Füße hat die Verwendung neuer<br />

Osteosynthesematerialien eine deutliche Verbesserung<br />

gebracht. Die alleinige Verkürzung der<br />

Metatarsalia unter Verwendung von Osteotomien<br />

die mit einer gleichzeitigen Hebung des Köpfchens<br />

verbunden durch spezielle Schrauben gesichert<br />

wurden, hat hier sicherlich einen hohen Stellenwert<br />

19 . Allerdings war auch der Rückfuß – durch die<br />

Reduktion der generellen Tendosynovitis – plötzlich<br />

eher <strong>im</strong> Vordergrund 20 . Vor allem das Talonaviculargelenk<br />

und das Subtalargelenk, das früh Stabilisierungen<br />

und damit dem Erhalt der Rückfußfunktion<br />

und Stabilität zugeführt werden konnte 21 , sei<br />

hier angesprochen. Patienten mit rheumatoider Arthritis<br />

wiesen zum Teil groteske Fehlstellungen auf,<br />

die teilweise mit einem Auswandern von Schrauben<br />

bei dem Versuch der Rückfußstabilisierung<br />

beantwortet wurden. Die Verwendung spezieller<br />

Platten bzw. intramedullärer Fixierungen, wie mit<br />

dem Marknagel, brachten hier Lösungen, die zuvor<br />

nicht denkbar oder möglich waren.<br />

Daneben hat sich durch den subtilen Zugang an<br />

Hand und Fuß die Beurteilung des Gesamtpatienten<br />

verändert. So ist die Versorgung an Hüfte und<br />

Knie zwar eine allgemeinorthopädische Routine;<br />

aber bei Rheumapatienten ist ein besonderer Umgang<br />

mit Weichgewebe und Knochen erforderlich.<br />

Sie haben meist eine schwierige Ausgangssituation,<br />

sind meist auch jung 22 und benötigen Wechseleingriffe<br />

<strong>im</strong> Verlauf. Daher wurden hier sehr früh<br />

min<strong>im</strong>alinvasive Operationstechniken eingesetzt.<br />

Dies hat sich auch über die <strong>Jahre</strong> bewährt. Daneben<br />

hat sich die Endoprothetik auch des Ell bogenund<br />

Schultergelenkes 23 verbessert, es konnten<br />

Standzeiten nahe der Hüftendoprothese erzielt<br />

werden. Dadurch kann dem Patienten mit rheumatoider<br />

Arthritis heute <strong>im</strong> Sinne des Arthritis-Service<br />

eine Ganzheitsbehandlung <strong>im</strong> positiven Sinne angeboten<br />

werden 24 . Der Patient wird unter Einbeziehung<br />

sämtlicher medikamentöser Möglichkeiten<br />

dahingehend beurteilt, welche Eingriffe dringlich<br />

114<br />

<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>für</strong> <strong>Orthopädie</strong> <strong>im</strong> <strong>AKH</strong> <strong>Wien</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!