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50 Jahre Universitätsklinik für Orthopädie im AKH Wien

Jubiläumsbuch 2012: Die Erfolgsstory der universitären Orthopädie in Wien: 50 Jahre Universitätsklinik für Orthopädie im AKH Wien/125 Jahre Orthopädie im AKH Wien (Vorstand o. Univ.-Prof. Dr. Reinhard Windhager

Jubiläumsbuch 2012:
Die Erfolgsstory der universitären Orthopädie in Wien: 50 Jahre Universitätsklinik für Orthopädie im AKH Wien/125 Jahre Orthopädie im AKH Wien (Vorstand o. Univ.-Prof. Dr. Reinhard Windhager

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aren Modalitäten von Technetium-Szintigraphie,<br />

PET und PET-CT entscheidende Fortschritte in der<br />

raschen und exakten Abklärung von Metastasen<br />

gebracht (Karanikas 2002). Es bleibt abzuwarten,<br />

welche Bedeutung das in naher Zukunft am <strong>AKH</strong><br />

verfügbare PET-MRT in diesem Zusammenhang<br />

übernehmen wird. Die frühere Diagnose erlaubt<br />

dabei jedenfalls häufig noch die operative Therapie<br />

unter kurativem Behandlungsansatz. Die MRTund<br />

Ultraschall-gezielten Biopsieverfahren bieten<br />

<strong>im</strong> Weichteilbereich eine rasch verfügbare histologische<br />

Abklärung mit geringer Morbidität und einer<br />

Sensitivität, die nur unwesentlich hinter der<br />

offener Biopsien zurückliegt.<br />

Der beachtliche Vorteil liegt vor allem in einem<br />

kleinen Biopsietrakt, der eine sparsamere Resektion<br />

des gesunden Weichteilmantels erlaubt.<br />

Interventionell-radiologische Verfahren wie Embolisation<br />

(oder Chemo-Embolisation) und die<br />

Implantation eines Vena-cava-Filters erlauben <strong>im</strong><br />

präoperativen Setting ausgedehnter, hypervaskularisierter<br />

Tumoren eine erhebliche Reduktion der<br />

chirurgischen Morbidität. Im chirurgischen Bereich<br />

haben verschiedene Operationstechniken die Inzidenz<br />

des Extremitätenerhaltes gegenüber der<br />

Amputation erweitert. 1982 bereits wurde die erste<br />

modulare Tumorprothese nach Resektion eines<br />

Weichteilsarkoms mit begleitendem Knochenbefall<br />

<strong>im</strong>plantiert. Gegenwärtig kann man davon ausgehen,<br />

dass etwa 5 % aller Tumorprothesen aufgrund<br />

von Weichteilsarkomen verwendet werden.<br />

Gleichermaßen haben die enge Kooperation<br />

mit plastischer Chirurgie und Gefäßchirurgie,<br />

wie oben erwähnt, die Resektionsmöglichkeiten<br />

deutlich erweitert. Sarkome des Retroperitoneums<br />

oder des Körperstammes erfordern bei<br />

viszeraler Beteiligung zusätzlich die Zusammenarbeit<br />

mit Chirurgie und Urologie. Als jüngste<br />

Neuerung hat die intraoperative Navigation eine<br />

entscheidende Erleichterung in der Behandlung<br />

von Tumoren des Körperstammes gebracht, wodurch<br />

nun in vielen Fällen auch in anatomisch<br />

schwer zugänglichen Regionen eine exaktere<br />

Planung der Resektion ohne Gefährdung der onkologischen<br />

Radikalität möglich ist.<br />

Ebenso hat die Einführung verbesserter pathologischer<br />

Diagnoseverfahren, wie beispielsweise<br />

Immunhistochemie, molekularpathologische<br />

oder FISH-Analyse, in den klinischen Alltag die<br />

Kenntnis von genetischen Veränderungen wie<br />

chromosomalen Aberrationen dieser Tumoren<br />

erweitert und erlaubt heute eine wesentlich genauere<br />

Differenzierung der unterschiedlichen<br />

histologischen Entitäten und damit eine zielgerichtete<br />

Therapie des breiten Spektrums verschiedener<br />

Weichteilsarkome.<br />

Bei etwa 20 % aller Patienten mit Weichteilsarkom<br />

kommt es <strong>im</strong> Krankheitsverlauf zum Auftreten<br />

pulmonaler Absiedlungen. Die erste dokumentierte<br />

pulmonale Metastasektomie der Geschichte war<br />

die Entfernung einer Weichteilsarkommetastase<br />

durch den <strong>Wien</strong>er Chirurgen Josef Weinlechner<br />

Ende des 19. Jahrhunderts. Seit dieser Pionierleistung<br />

entwickelte sich die chirurgische Therapie<br />

pulmonaler Metastasen zu einem wesentlichen<br />

Bestandteil der Therapie. Obwohl es keine randomisierten<br />

kontrollierten Studien zum Nutzen einer<br />

chirurgischen Entfernung pulmonaler WTSA-Metastasen<br />

gibt, zeigen Patienten mit komplett resezierten<br />

Lungenmetastasen ein deutlich besseres<br />

Überleben als jene, bei denen eine komplette Resektion<br />

nicht möglich war. Deshalb wird die pulmonale<br />

Metastasektomie als wichtiger Bestandteil in<br />

der Therapie des systemischen Weichteilsarkoms<br />

gesehen. Ideal ist hier eine möglichst parenchymsparende<br />

Resektionsweise. Daher haben moderne<br />

Resektionsverfahren wie der YAG-Laser, wie<br />

sie an der <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>für</strong> Thoraxchirurgie<br />

des <strong>AKH</strong> <strong>Wien</strong> angeboten werden, gegenüber den<br />

klassischen Resektionsmethoden einen wichtigen<br />

Stellenwert <strong>im</strong> mult<strong>im</strong>odalen Behandlungskonzept<br />

metastasierter Weichteilsarkome.<br />

Gleichermaßen haben die Entwicklungen auf dem<br />

Gebiet der Strahlentherapie, wie hyperfraktionierte<br />

Teletherapie, Brachytheraphie oder intraoperative<br />

Bestrahlung, gerade in der Behandlung<br />

von Weichteilsarkomen zunehmende Bedeutung<br />

erlangt. Im Jahr 2013 soll zudem das Schwerionentherapie-Zentrum<br />

MedAustron in <strong>Wien</strong>er<br />

Neustadt in Betrieb gehen, mit dem vonseiten<br />

des CCC-MST (siehe unten) bereits wissenschaftliche<br />

Kooperationen <strong>im</strong> Bereich der Sarkomtherapie<br />

ins Leben gerufen wurden.<br />

Schließlich hat <strong>im</strong> onkologischen Bereich die Suche<br />

nach adjuvanten Therapien insbesondere in<br />

der Behandlung des fortgeschrittenen Weichteilsakoms<br />

an der Medizinischen Universität<br />

<strong>Wien</strong> zudem nicht ganz unberechtigte Hoffnung<br />

in Subs tanzen wie Docetaxel (Brodowicz 1999,<br />

Köstler 2001) oder die hypertherme Chemotherapie<br />

gesetzt (Locker 2011). Derzeitige Forschungsprojekte<br />

fokussieren sich vermehrt auf<br />

125 <strong>Jahre</strong> <strong>Orthopädie</strong> <strong>im</strong> <strong>AKH</strong> <strong>Wien</strong> 67

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