50 Jahre Universitätsklinik für Orthopädie im AKH Wien
Jubiläumsbuch 2012: Die Erfolgsstory der universitären Orthopädie in Wien: 50 Jahre Universitätsklinik für Orthopädie im AKH Wien/125 Jahre Orthopädie im AKH Wien (Vorstand o. Univ.-Prof. Dr. Reinhard Windhager
Jubiläumsbuch 2012:
Die Erfolgsstory der universitären Orthopädie in Wien: 50 Jahre Universitätsklinik für Orthopädie im AKH Wien/125 Jahre Orthopädie im AKH Wien (Vorstand o. Univ.-Prof. Dr. Reinhard Windhager
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125 <strong>Jahre</strong> Kinderorthopädie<br />
an der <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>für</strong> <strong>Orthopädie</strong><br />
Die Anfänge der <strong>Orthopädie</strong> stehen in engem<br />
Zusammenhang mit kinderorthopädischen<br />
Erkrankungsbildern. Adolf Lorenz (1854 – 1946)<br />
wird als der Gründer der <strong>Wien</strong>er <strong>Orthopädie</strong><br />
gesehen. Seine Unverträglichkeit <strong>für</strong> Carbol<br />
machte ihm das Operieren unmöglich, weshalb<br />
er sich auf die „unblutige <strong>Orthopädie</strong>” spezialisierte.<br />
Die Initiative dazu ging von Lorenz’<br />
Lehrer, Eduard Albert, Vorstand der 1. Chirurgischen<br />
Abteilung, aus, der Lorenz zu diesem<br />
Schritt riet. Lorenz betrieb damals eine eigene<br />
Ambulanz <strong>im</strong> 7. Hof des Allgemeinen Krankenhauses<br />
und hatte fünf Gastbetten auf der chirurgischen<br />
Abteilung zur Verfügung. Aufgrund<br />
seiner Erfolge wurden ihm diese Räumlichkeiten<br />
bald zu klein. Die Krankheitsbilder, auf die<br />
er sich damals fokussierte, fasste er in Monographien<br />
zusammen. Es ging um die Behandlung<br />
des Plattfußes, Klumpfußes und der Skoliose.<br />
Seine Entwicklung war das modellierende Redressement,<br />
also das etappenweise Korrigieren<br />
von Fehlstellungen. Dies stand <strong>im</strong> Gegensatz zu<br />
dem damals in Frankreich populären Brisement<br />
forcé, das mit gewaltsamen Einrenkungsbewegungen<br />
versuchte, Fehlformen zu beseitigen<br />
und mit einem entsprechendem Frakturrisiko<br />
verbunden war.<br />
Einfache Operationen als Ergänzung<br />
zu konservativen Methoden<br />
In weiterer Folge konnte Lorenz sich auch wieder<br />
chirurgischen Eingriffen zuwenden, was durch<br />
die Entwicklung der Asepsis mittels Alkoholwaschung<br />
möglich wurde. Sein Konzept bestand jedoch<br />
darin, möglichst einfache und kleine Operationen<br />
als Ergänzung zu konservativen Methoden<br />
anzuwenden. Heute würde man von min<strong>im</strong>alinvasiver<br />
Chirurgie sprechen – es handelte sich<br />
vorwiegend um subkutane Sehnenschnitte und<br />
Osteotomien über winzige Hautinzisionen. Zum<br />
Teil dürfte dieses Vorgehen auch dadurch bedingt<br />
gewesen sein, dass die beengte Bettensituation<br />
ihn dazu zwang, seine Patienten in umliegenden<br />
Gasthöfen unterzubringen, ein Vorgehen, das bei<br />
großen Knochenoperationen nicht möglich gewesen<br />
wäre. Ein typisches Beispiel dieser Strategie<br />
betrifft ebenfalls ein kinderorthopädisches<br />
Krankheitsbild, den muskulären Schiefhals. Lorenz<br />
erkannte, dass die einfache Abtrennung des<br />
Muskelansatzes an Brust- und Schlüsselbein mit<br />
anschließender Überkorrektur <strong>für</strong> vier Wochen<br />
<strong>im</strong> Gips narbige Veränderungen, die nach sonst<br />
üblichen großen Operationen auftraten, verhindern<br />
konnte 1-3 .<br />
a b c<br />
Lorenz bei einer unblutigen<br />
Hüftgelenksreposition<br />
Kräftediagramm Beckenosteotomie<br />
nach Chiari<br />
Klumpfußosteoklast<br />
nach Lorenz<br />
Klumpfußbehandlung nach Ponseti. Ettappengipse (a), Zustand nach<br />
perkutaner Achillessehnentenotomie (b), Abduktionsschiene (c)<br />
Tibiaverlängerung<br />
mittels Fixateur<br />
48<br />
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>für</strong> <strong>Orthopädie</strong> <strong>im</strong> <strong>AKH</strong> <strong>Wien</strong>