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50 Jahre Universitätsklinik für Orthopädie im AKH Wien

Jubiläumsbuch 2012: Die Erfolgsstory der universitären Orthopädie in Wien: 50 Jahre Universitätsklinik für Orthopädie im AKH Wien/125 Jahre Orthopädie im AKH Wien (Vorstand o. Univ.-Prof. Dr. Reinhard Windhager

Jubiläumsbuch 2012:
Die Erfolgsstory der universitären Orthopädie in Wien: 50 Jahre Universitätsklinik für Orthopädie im AKH Wien/125 Jahre Orthopädie im AKH Wien (Vorstand o. Univ.-Prof. Dr. Reinhard Windhager

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ich danke ihm <strong>für</strong> die vielen Anregungen, die ich<br />

von ihm in den Fragen der Körperbehinderten<strong>für</strong>sorge<br />

in den <strong>Jahre</strong>n unserer engen Zusammenarbeit<br />

erhielt.<br />

Orthopädisches Wirken in ganz Österreich<br />

Für die Betreuung der Knochentuberkulose erwarb<br />

sich Arnold Wittek in Graz, der bedeutende<br />

Schüler Nicoladonis, einmalige Verdienste durch<br />

die Gründung der Heilstätte auf der Stolzalpe.<br />

Ihm verdanken wir auch einen Neubau <strong>für</strong><br />

die Knochenstation in der Heilstätte Gr<strong>im</strong>menstein,<br />

deren Patienten derzeit von meiner Klinik<br />

mitbetreut werden. Ich konnte heute nur<br />

ausschnittsweise, ohne Anspruch auf Vollständigkeit<br />

zeigen, wie die <strong>Orthopädie</strong> in Österreich<br />

gegen viele Widerstände langsam an Bedeutung<br />

gewann. In den letzten <strong>Jahre</strong>n schien es mir von<br />

größter Bedeutung, gut ausgebildete Fachärzte<br />

zur Niederlassung in den Provinzstädten zu veranlassen.<br />

Nur dadurch konnten die orthopädischen<br />

Fälle rechtzeitig erfasst werden.<br />

Heute arbeiten mehrere meiner Schüler in verschiedenen<br />

Provinzstädten, und ich bin überzeugt,<br />

dass dadurch der Volksgesundheit ein<br />

wesentlicher Nutzen erwachsen ist, weil nun<br />

Frühbehandlungen angeborener Leiden be<strong>im</strong><br />

leicht erreichbaren Facharzt durchgeführt werden<br />

können. Viele Fälle, die früher zu spät an die<br />

Klinik gewiesen wurden, kommen jetzt rechtzeitig<br />

zur Behandlung. Allerdings ergibt sich die<br />

Schwierigkeit <strong>für</strong> die Fälle, bei denen operative<br />

oder konservative Spitalsbehandlung notwendig<br />

ist, orthopädische Betten bereitzustellen.<br />

Wir müssen in Zukunft danach streben, zusätzliche<br />

orthopädische Behandlungsstationen<br />

zu errichten.<br />

Das <strong>AKH</strong> als Zentrum der <strong>Orthopädie</strong><br />

Die Klinik soll nämlich <strong>im</strong> neuen Allgemeinen<br />

Krankenhaus keine Vermehrung, sondern sogar<br />

weniger Betten erhalten, als sie heute besitzt.<br />

Zusätzliche orthopädische Betten sind also<br />

notwendig. Die Stadt <strong>Wien</strong> hat <strong>im</strong> letzten Jahr<br />

durch die Errichtung der orthopädischen Abteilung<br />

auf der Baumgartner Höhe einen erfreulichen<br />

Anfang gemacht. In Salzburg ergriff Prof.<br />

Domanig die Initiative, eine Orthopädische Abteilung<br />

zu schaffen. Auch in der Betreuung <strong>für</strong><br />

Körperbehinderte werden wir nach Aufbau und<br />

Neuerrichtung von Anstalten streben müssen.<br />

Wir sind in Österreich auch in dieser Hinsicht<br />

weit hinter dem Ausland zurück.<br />

Wir wissen, dass wir nun nach der Errichtung einer<br />

Klinik große Aufgaben in wissenschaftlicher,<br />

volksgesundheitlicher und sozialer Hinsicht zu<br />

erfüllen haben werden. Nach der Tradition unterscheidet<br />

sich unsere orthopädische Arbeit von<br />

zahlreichen ausländischen Kliniken dadurch, dass<br />

die Unfallchirurgie nicht auch mitversorgt wird.<br />

Bekanntlich haben in Österreich Eiselsberg und<br />

Hochenegg die Unfallchirurgie durch die Schaffung<br />

der Unfallstationen gefördert. Durch die einmaligen<br />

Verdienste Böhlers ist dieses Fach bei uns<br />

von der <strong>Orthopädie</strong> getrennt zu hervorragender<br />

Blüte gelangt. Unser eigenes Fach hat sich in<br />

den letzten <strong>Jahre</strong>n, in denen ich die Entwicklung<br />

mitmachte, wesentlich verändert. Eine dauernde<br />

Fortentwicklung ist festzustellen. Es umfasst heute<br />

die chirurgische und konservative Behandlung<br />

vorwiegend chronischer Erkrankungen, der angeborenen<br />

Fehlbildungen des Bewegungsapparates<br />

einschließlich Apparat- und Prothesenversorgung<br />

sowie die Rehabilitation. Unsere Arbeitsmethoden<br />

und unser Krankengut haben sich grundsätzlich<br />

geändert. Es wurden neue Arbeitsgebiete erschlossen,<br />

die unser Fach wesentlich erweitern.<br />

Adolf Lorenz hatte wohl nicht recht mit seiner<br />

Vorhersage, dass er das Fach sozusagen zu Ende<br />

entwickelt habe. Ein Wort, das sich so verhängnisvoll<br />

auf die weitere Entwicklung in Österreich<br />

auswirkte. Ebenso wenig können wir Böhler recht<br />

geben, der am heurigen <strong>Orthopädie</strong>kongress aussprach,<br />

dass die <strong>Orthopädie</strong> durch die Prophylaxe<br />

und Ausschaltung von Rachitis, Tuberkulose und<br />

angeborenen Missbildungen ihre wesentlichsten<br />

Arbeitsgebiete verloren habe.<br />

Ich möchte nun an einigen Beispielen moderne<br />

Probleme der <strong>Orthopädie</strong> aufzeigen, die uns<br />

jetzt an der Klinik laufend beschäftigen und an<br />

denen wir weiterzuarbeiten trachten. Bleiben wir<br />

zunächst be<strong>im</strong> Krankheitsbild der angeborenen<br />

Hüftverrenkung. Zur Zeit von Adolf Lorenz war es<br />

eine unerhörte Neuerung, die bis dahin unbeeinflussbare<br />

Missbildung soweit heilen zu können,<br />

dass die Funktion <strong>im</strong> Kindesalter vollkommen<br />

wiederhergestellt schien. Leider zeigte sich, dass<br />

mancher zunächst günstige Fall später einen ungünstigen<br />

Verlauf nahm, weil nur die Fälle, die<br />

wirklich eine vollkommene Wiederherstellung,<br />

also eine anatomische Heilung erzielten, auf eine<br />

dauernd gute Funktion rechnen können.<br />

125 <strong>Jahre</strong> <strong>Orthopädie</strong> <strong>im</strong> <strong>AKH</strong> <strong>Wien</strong> 17

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