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FALSTAFF KARRIERE 05/2017 - POWERED BY HOGASTJOB.COM

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digestif<br />

DOMINIQUE<br />

CRENN<br />

<strong>KARRIERE</strong> Frau Crenn, wir sitzen hier bei den Chef<br />

Alps. In Ihrem »Atelier Crenn« ist Kochkunst im<br />

wahrsten Sinne des Wortes erlebbar: Das Restaurant<br />

verkörpert Ihre Herkunft und ist gleichzeitig eine Ode<br />

an die »poetische Kulinarik«. Wo ist der Ursprung<br />

für Kulinarik und Poesie in Ihrem Leben?<br />

CRENN Meine Eltern nahmen mich bereits als Kind<br />

immer in Sternerestaurants mit. Ich wusste schon<br />

damals, dass ich dorthingehöre. Für mich ist mein<br />

Restaurant eine Hommage an meinen Vater, er war<br />

es, der mich auch mit dem Thema Kunst vertraut<br />

gemacht hat. Es geht um Konversation und Dialog:<br />

»word matters«. Meine Menüs stellen sich wie<br />

Gedichte zusammen, wobei die Gerichte und Zutaten<br />

wie Verse nach den Saisonen zusammengestellt werden.<br />

Warum San Francisco?<br />

Ich muss mich entfalten können und leider herrscht<br />

in Frankreich viel mehr Bürokratie, dieser wollte ich<br />

mich entziehen. Ich brauchte einen Platz, um mich<br />

auszudrücken, und diesen habe ich in San Francisco<br />

gefunden. Deine Heimat ist nicht dort, wo du geboren<br />

bist, sondern dort, wo du sie dir selbst erschaffst.<br />

Sie sind Autodidaktin: Warum haben Sie sich gegen<br />

eine klassische Ausbildung entschieden?<br />

Ich habe in vielen Restaurants gearbeitet, wollte aber<br />

nie, dass meine Küche wie eine normale Restaurantküche,<br />

mit strengen Hierarchien und Arbeitsbefehlen,<br />

funktioniert. Ich möchte vielmehr, dass jeder meiner<br />

Mitarbeiter ein eigenes Bewusstsein dafür entwickelt,<br />

was und warum sie oder er etwas zu tun hat.<br />

Das Zuhören. Man muss seinem Team zuhören. Es<br />

gibt zwei unterschiedliche Wege: Du kannst ein Chef<br />

sein ohne Rücksichtnahme oder aber du bist eine<br />

wirkliche Führungsperson und leitest dein Team. Ich<br />

bin kein Chef und will auch keiner sein. Ich höre zu<br />

und interessiere mich für mein Team. Natürlich gibt<br />

es bestimmte Rollenverteilungen, eine klare Vision –<br />

aber es ist wichtig, dass jeder Einzelne auch Raum<br />

für sich hat. Das Team muss inspiriert werden, aber<br />

man sollte sich auch von seinem eigenen Team inspirieren<br />

lassen.<br />

Worauf, denken Sie, ist es zurückzuführen, dass es<br />

weniger Frauen in der Branche gibt?<br />

Es gibt nicht weniger Frauen. Leider wird über Frauen<br />

in der Branche viel zu wenig berichtet. Es ist eine<br />

falsche Entwicklung. Als Frau reicht es leider oft<br />

nicht aus, eine gute Leistung zu erbringen.<br />

INTERVIEW ALEXANDRA GORSCHE<br />

DOMINIQUE CRENN<br />

Die gebürtige Französin eröffnete im Januar 2011 das<br />

»Atelier Crenn« in San Francisco. Das Restaurant erhielt bereits<br />

im Oktober 2011 den ersten Michelin-Stern, der zweite<br />

folgte 2012. Damit ist sie die erste Frau Amerikas, deren<br />

Kochkunst mit dieser hohen Bewertung ausgezeichnet wurde.<br />

2015 eröffnete Crenn ein zweites, legereres Restaurant,<br />

das »Petit Crenn«, eine Hommage an die Küche ihrer Mutter.<br />

In einem Interview sagten Sie, dass Sie Ihre Leidenschaft<br />

zu einer guten Köchin macht. Was macht Sie<br />

zu einer guten Führungsperson?<br />

» DAS LEBEN IST<br />

EIN GEDICHT.«<br />

Fotos: Helge Kiirchberger / Hangar 7<br />

178 falstaff karriere <strong>05</strong>/<strong>2017</strong>

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