Das Koerperschema
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Alloästhesie und Allochirie.<br />
II<br />
HEAD (4) hat ausgedehnte ähnliche Erfahrungen mitgeteilt.<br />
Der Mangel des Lokalisationsvermögens bei unserer Pat. kann<br />
nicht durch den Ausfall der Lagewahrnehmung erklärt werden.<br />
Denn sie war auch außerstande, die relative Lage eines berührten<br />
Punktes am Arm oder Bein anzugeben und die Lokalisationsstörung<br />
war auch am Rumpfe nachweisbar.<br />
Die Störung der Lokalisation beruht in derartigen Fällen<br />
darauf, daß die cerebralen taktilen Schemata nicht aktiviert<br />
werden können, obwohl das optische Schema erhalten ist. Gerade<br />
die Alloästhesie beweist, daß ein Körperschema vorhanden sein muß,<br />
welches der Art des Falles nach nur optischer Natur sein kann.<br />
Wir müssen annehmen, daß die Störung des taktilen Körperschemas<br />
schwere Störungen der Formauffassung im Gefolge hat.<br />
Die Pat. war außerstande, trotz der guten Diskrimination, zu<br />
unterscheiden, ob sie an einem einzelnen Punkt oder mit breiter<br />
Fläche berührt worden sei. Strich man der Pat. in großer Ausdehnung<br />
über die Haut, so empfand sie eine Berührung oder auch<br />
einen Stich. Sie schien im allgemeinen unfähig zu sein, eine Bewegung<br />
über die Haut wahrzunehmen. Dies könnte zu der Annahme<br />
führen, auch die Bewegungsempfindung der Haut sei an<br />
das Körperschema gebunden, aber unsere Pat. empfand sehr häufig<br />
die Bewegung als solche, nur verlegte sie sie in die tiefen Teile.<br />
Ein Verhalten, das dafür spricht, daß es auch an der Haut primitive<br />
Bewegungsempfindungen gibt, welche aber des Körperschemas<br />
bedürfen, um entsprechend eingeordnet werden zu können.<br />
Die Pat. empfand allerdings nicht selten den Strich nur als eine<br />
oder mehrere Berührungen. Hier könnte ein zentral bedingter<br />
Ausfall der Bewegungsempfindung angenommen werden, oder<br />
ein Ausfall einer durch das Körperschema ermöglichten Gestaltswahrnehmung<br />
oder schließlich die Unterdrückung einer sinnlos<br />
gewordenen Empfindung, welche zufolge der Destruktion des<br />
Körperschemas nicht eingeordnet werden kann. Zwischen diesen<br />
Möglichkeiten wird man erst auf Grund eines größeren Tatsachenmaterials<br />
entscheiden können. Gelegentlich nahm die Pat. eine<br />
Bewegung' an der Haut wahr, ohne die Richtung zu erkennen.<br />
Unser Fall zeigt also im Verein mit den Beobachtungen von HEAD<br />
die Folgen einer Läsion des taktilen Körperschemas bei erhaltenem<br />
optischen Anteil desselben. Ein Gegenstück hierzu bietet der Fall<br />
von GOLDSTEIN und GELB.