Das Koerperschema
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74 Die Verwertung des Körperschemas in der Praxie.<br />
Nagel einschlagen. Vm. Nimmt den Nagel richtig in die linke Hand,<br />
den Hammer in die rechte und schlägt<br />
ihn mit dessen Breitseite steif und ungeschickt<br />
ein. Schließlich hämmert sie<br />
sogar mit dem Holzstiel.<br />
Als sie den Nagel herausziehen soll, gelingt es ihr trotz Vormachens nicht,<br />
die Zangenbranchen zu öffnen, sie schlägt mit der Zange drauflos und versucht<br />
mit der linken Hand, den Nagel durch Ziehen zu entfernen; dann<br />
schlägt sie mit der Zange schief gegen die Spitze des Nagels. Es gelingt ihr<br />
aber ziemlich prompt, den Nagel mit dem Finger herauszuziehen.<br />
Eine Schere faßt sie mit beiden Händen richtig. Ein Pfeifehen wird<br />
richtig zum Munde geführt. Einschenken aus einer Flasche in ein Glas geht<br />
gut, doch schenkt sie mit einem Lokalisationsfehler ein.<br />
Als sie ein Zündhölzchen einer Schachtel entnehmen soll, greift sie immer<br />
wieder zunächst an die Breitseite. Einmal faßt sie noch bei geschlossener<br />
Schachtel mit den Fingern zu. Als sie eine Wachskerze anzünden soll, bleibt<br />
sie etwas entfernt: von der Wachskerze mit dem Streichholz, stehen.<br />
Als ihr die Bewegung des Fliegenfangens vorgezeigt wird, macht sie<br />
sie ungeschickt nach, mit zeitweiser Entgleisung in bohrende Bewegungen.<br />
Als sie sich mit einer Bürste bürsten soll, fährt sie in einiger Entfernung<br />
von den Haaren wischend in der Luft hin und her.<br />
'<br />
Die folgende Reaktion erscheint bemerkenswert. Die Pat. wird rechts an<br />
der Stirne berührt und aufgefordert, nach diesem berührten Punkt zu greifen,<br />
sie greift zunächst mit der rechten Hand mit kleinem Greiffehler hin, sodann<br />
aufgefordert, es mi t der linken Hand zu machen"greift sie mit der linken Hand<br />
ZU einer symmetrischen Stelle der Stirn. Bei nochmaliger Wiederholung<br />
des Versuchs erfolgt der gleiche Fehler. Auch an der Brust erfolgen unter<br />
gleichen Versuchsanordnungen bei einer größeren Reihe von Versuchen<br />
gelegentlich gleiche Fehler.<br />
Die Pat. zeichnet einfache Formen mit Fehlern, welche zum Teil dem<br />
Greiffehler entsprechen, zum Teil aber einer apraktischen Unfähigkeit,<br />
gerade Linien zu zeichnen, entsprechen, leidlich nach. Bei kOl!lplizierteren<br />
versagt sie vollkommen.<br />
An diesem Fall wollen wir uns also klar machen, wie weit man<br />
die besprochenen Gesichtspunkte für die Analyse einzelner Apraxiefälle<br />
verwerten kann. Es handelt sich um eine Pat. mit einer<br />
schweren, wohl vorwiegend sensorischen Aphasie und apraktischen<br />
Erscheinungen. Wegen der schweren Störung des Sprachverständnisses<br />
wird die Aufforderung zum Handeln meist durch Vormachen<br />
gegeben. Hier zeigt sich zunächst, daß die Pat. außerstande ist,<br />
einen Punkt des Außenraumes oder des eigenen Körpers zeigend<br />
oder greifend genau zu treffen. Diese Greifstörung kann nicht<br />
optisch bedingt sein, denn die Pat. macht mit der linken Hand<br />
geringere Fehler als mit der rechten und die Greifstörung tritt<br />
auch dann hervor, wenn die Pat. Punkte ihres eigenen Körpers