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Romys Bühne - Romy wie wie sie wirklich war

Romys Bühne - Romy wie sie wirklich war Teil 3 Zeitschriftenhandel - Als Print ab dem 29.03.2019 im Handel erhältlich Zusammenfassung von Teil 1 und Teil 2 mit neuen unveröffentlichten Bildern der Schauspielerin

Romys Bühne - Romy wie sie wirklich war
Teil 3 Zeitschriftenhandel - Als Print ab dem 29.03.2019 im Handel erhältlich
Zusammenfassung von Teil 1 und Teil 2 mit neuen unveröffentlichten Bildern der Schauspielerin

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15 <strong>Romy</strong>´s Traum<br />

„Tara, schön, dass ich dich erreiche, und schön, dass<br />

du noch wach bist.“<br />

<strong>Romy</strong> rief mich nach Mitternacht an. Wie so oft hatte <strong>sie</strong><br />

einen Traum, und nachdem <strong>sie</strong> erwacht <strong>war</strong>, wollte <strong>sie</strong><br />

mir unbedingt davon erzählen. Ich hörte ihr zu. „Gerade<br />

habe ich an dich denken müssen, geht es dir gut?“ „Ich<br />

habe <strong>wie</strong>der mal geträumt, willst du es hören?“<br />

Sie lies mir keine Zeit zu antworten, <strong>sie</strong> <strong>war</strong> noch immer<br />

in ihrem Traum gefangen. Ich hatte das Gefühl, <strong>sie</strong><br />

erlebte ihn jetzt, als <strong>sie</strong> ihn mir erzählte, noch einmal…<br />

„Wenn wir frei in unseren Gedanken, in unserem<br />

Denken, Tun und Fühlen sind – dann können wir alles<br />

im Leben erreichen! Wir werden fliegen! Als ich noch<br />

ein Kind <strong>war</strong>, wünschte ich mir oft, ein Vogel zu sein<br />

und fliegen zu können.<br />

Ich wünschte mich so oft auf die Krone eines Baumes –<br />

auf die höchste Krone eines Baumes – von der ich mich<br />

unbekümmert fallen lassen konnte, um frei von Ort zu<br />

Ort zu fliegen. Wo es mir gefiele, da bliebe ich. Sollte<br />

ich an einem Ort nicht mehr glücklich sein, würde ich<br />

mich einfach zurück in die Lüfte schwingen.<br />

In meinem Traum ist es genau so. Ich suche weiter …<br />

sehe bekannte Gesichter. Sie alle sollen mich sehen –<br />

sollen sehen, dass ich doch fliegen kann. Ich liebe das<br />

Gefühl der Unangreifbarkeit. LudwigII sagte einmal: Ein<br />

falsches Wort, eine falsche Bewegung … und du hast<br />

sofort die Scherben in der Hand.<br />

Wäre er nicht schon vor Ewigkeiten von uns gegangen,<br />

würde ich sagen, er charakteri<strong>sie</strong>rt mich. Wie sehr ich<br />

mir doch wünschen würde, einmal frei und ganz allein<br />

durch <strong>war</strong>me und weiche Luft zu fliegen. Ich schließe<br />

meine Augen. Ich sitze am Schreibtisch meines Vaters<br />

in seinem Herrenzimmer. Ich bin <strong>wie</strong>der drei Jahre alt.<br />

Mein Körper wird immer schwerer, ich lasse mich fallen.<br />

Losgelöst und völlig frei steige ich auf. Ich sehe<br />

Mariengrund, das Haus meiner Eltern, das Haus, in<br />

dem ich aufgewachsen bin. Sehe meine Mutter, meinen<br />

Vater, die Großeltern, den Garten, das Dorf …<br />

Schönau.<br />

Die Freunde, die ich hatte. Und <strong>sie</strong>? Sie sehen mich.<br />

Sie, die mich immer ausgelacht, die mich für verrückt<br />

erklärt haben. Ich grüße <strong>sie</strong>, ich lache. Nun fliege ich<br />

von Gasse zu Gasse, von Straße zu Straße … über<br />

einen See. Wenn ich müde werde, lege ich mich auf<br />

eine kühle weiße Wolke … schlafe … und wenn ich<br />

aufwache, steige ich <strong>wie</strong>der auf, fliege weiter. Einmal<br />

sehe ich die Mama, <strong>sie</strong> schimpft mit mir, aber ich fliege<br />

weiter.<br />

Ich vermisse meinen Vater. Warum hat er mich<br />

verlassen, <strong>war</strong>um hat er uns verlassen? Warum ist er<br />

gegangen und nicht mehr heimgekommen? Ich fliege zu<br />

ihm und sage ihm hallo. Ich will mit ihm reden, aber er<br />

<strong>sie</strong>ht mich nicht. Ich will ihn umarmen, doch er ist<br />

unerreichbar. Ich bin so klein, dass ich auf einer Rose<br />

landen kann, in einer Tulpe schlafen. Ich liebe den Duft<br />

der Blumen, ich bin glücklich. – Ja, ich glaube, ich bin<br />

glücklich. Ich sehe meine Oma, auf der großen <strong>Bühne</strong><br />

des Lebens. Sie ist die Erste, die mich fliegen <strong>sie</strong>ht, <strong>sie</strong><br />

<strong>sie</strong>ht mich <strong>wirklich</strong> fliegen. Wieder bin ich glücklich. Sie<br />

winkt mir zu, ich winke zurück, lande kurz bei ihr … bin<br />

bei ihr, spüre ihre Hände, rieche ihr blumiges Parfüm.<br />

Jedes Mal, wenn ich fliege, bin ich frei von Ängsten.<br />

Ängsten, die sonst immer da sind. Ich habe dann das<br />

Gefühl, frei zu atmen. Ich liebe das Gefühl, frei zu<br />

atmen. Manchmal kriege ich einfach keine Luft mehr<br />

und mein ganzer Körper verkrampft sich, so dass keine<br />

Luft mehr in meine Lungen gelangt. Der Boden unter<br />

meinen Füßen nimmt mir die Luft zum Atmen, dann<br />

entgleitet er mir. Wenn ich fliege, sind diese<br />

beklemmenden Gefühle ausgeschaltet, es fühlt sich so<br />

an, als gäbe es <strong>sie</strong> überhaupt nicht mehr. Jetzt schwebe<br />

ich über dem Internat, ich sehe Goldenstein, die Mutter<br />

Oberin. Gott sei Dank <strong>sie</strong>ht <strong>sie</strong> mich nicht. Sie würde<br />

sagen: Rosemarie Albach, was ist das schon <strong>wie</strong>der für<br />

ein Schmarrn?<br />

Ich kichere und fliege weiter. Ich hätte den ganzen Tag<br />

so weiter träumen können … doch plötzlich erwache ich.<br />

Ich öffne die Augen und alles ist <strong>wie</strong>der da: der<br />

Schreibtisch meines Vaters, sein Herrenzimmer. Dann<br />

wache ich tatsächlich auf und sehe mein Bett, mit dem<br />

Lederaufsatz, der weißen Leinenbettwäsche, die mich<br />

auch an meine Kindheit erinnert. Auf einmal ist alles<br />

<strong>wie</strong>der da, alles, wovor ich fliehen wollte, ist <strong>wie</strong>der da.<br />

Da sind <strong>sie</strong> <strong>wie</strong>der, die Probleme, die das Leben, der<br />

Alltag und die Menschen um mich herum mir bereiten.<br />

Ich wünsche mich zurück in die Lüfte, in die <strong>war</strong>me,<br />

weiche Luft, die mich im Traum getragen hat. Die mich<br />

weggetragen hat aus der Realität, weg von den<br />

Problemen, von all dem Ballast, der mein Leben so<br />

schwer macht.<br />

„Wo fliegen all die Jahre hin... es geht alles so<br />

schnell...!“

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