Romys Bühne - Romy wie wie sie wirklich war
Romys Bühne - Romy wie sie wirklich war Teil 3 Zeitschriftenhandel - Als Print ab dem 29.03.2019 im Handel erhältlich Zusammenfassung von Teil 1 und Teil 2 mit neuen unveröffentlichten Bildern der Schauspielerin
Romys Bühne - Romy wie sie wirklich war
Teil 3 Zeitschriftenhandel - Als Print ab dem 29.03.2019 im Handel erhältlich
Zusammenfassung von Teil 1 und Teil 2 mit neuen unveröffentlichten Bildern der Schauspielerin
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Bevor ich auf die <strong>Bühne</strong> gehe, muss ich mir jedes Mal<br />
dieselben fünft Fragen beantworten, die sogenannten<br />
W-Fragen:<br />
1. Wer bin ich? Meine Kindheit... mein Umfeld...<br />
2. Wo bin ich?<br />
3. Wann? Die Zeit in der ich mich gerade befinde...<br />
4. Was will ich? Ergibt sich aus dem woher und wohin,<br />
ich beantworte mir die Frage was <strong>war</strong> davor...<br />
5. Warum tue ich das? Warum will ich das.?<br />
Je mehr Schwächen die Figur hat, die ich spiele, desto<br />
aussagekräftiger meine Rolle... denn das Menschliche<br />
ist das Wichtigste. Der Stoff für ernsthaftes Schauspiel<br />
ist leiden.<br />
Die tiefsten, menschlichen Abgründe können wir auf der<br />
<strong>Bühne</strong> ausleben. Beispielsweise, eine völlig kranke<br />
Liebe leben, hemmungslosen Sex haben... einen<br />
tückischen Mord begehen... hundertmal können wir<br />
sterben... erschossen werden... uns vergiften. Und<br />
plötzlich erwachen wir <strong>wie</strong>der... und sterben aufs<br />
Neue... alles ist möglich und alles ist erlaubt.<br />
Genie und Wahnsinn liegen so nah beieinander...<br />
diesen ganzen Wahnsinnkönnen wir leben... denn das<br />
ist der wahre Inbegriff der Kunst.<br />
Sind wir ehrlich? Welcher Zuschauer, welcher<br />
Kinobesucher will denn im Film oder im Theater das<br />
normale, alltägliche Leben sehen? Gehen wir nicht ins<br />
Theater um für einige Stunden abzuschalten? War es<br />
nicht die Vision eines Märchenkönigs, oder einer<br />
Märchenkaiserin, die den deutschen Kinos Millionen<br />
eingespielt haben? Weil Millionen in die Kinos gestürmt<br />
sind um dem grauen Alltag eines Nachkriegs-<br />
Deutschlands zu entfliehen?<br />
Ernst Marischka sagte einmal zu mir: Du wirst alle<br />
jungen Mädchen in Europa zum Träumen bringen. Ist<br />
es nicht der Anspruch den die Zuschauer an uns, die<br />
Schauspieler und die Regisseure haben?<br />
Sie träumen zu lassen? Ihnen Vergangenes näher zu<br />
bringen?<br />
Sie über bestehendes Unrecht aufzuklären?<br />
Ist es nicht auch unsere Aufgabe die Zuschauer über<br />
Missstände unserer Gesellschaft wachzurütteln?<br />
Versteckte Kritik an der Gesellschaftsform in der wir<br />
leben zu üben?<br />
Wissen wir nicht alle, das die Kunst schon seit jeher als<br />
Instrument für so vieles genutzt wird?<br />
Auf der <strong>Bühne</strong> dürfen wir alles sagen.<br />
Denke was du noch nie gedacht hast.<br />
Fühle was du noch nie gefühlt hast.<br />
Erlebe was du noch nie erlebt hast.<br />
Verändere was du noch nie verändert hast.<br />
Das Medium dafür ist der Film, ist die <strong>Bühne</strong>. Das leere<br />
Blatt sind wir, die Schauspieler. Das leere Blatt kann<br />
jede Farbe, jedes Gefühl, jede Nationalität und jede<br />
Gedankenwelt zeigen, und Millionen werden es sehen.<br />
Ein lautes Abspannen durchflutet den Raum, <strong>Romy</strong><br />
sinkt zu Boden, schließt die Augen und bleibt<br />
regungslos liegen. „Gib mir mal ne Zigarette, und sag<br />
nichts... ich bin gleich <strong>wie</strong>der da“. Tara reichte ihr<br />
wortlos die gewünschte Zigarette. In ihrem Buch hielt<br />
<strong>sie</strong> die Sätze fest die <strong>Romy</strong> zuletzt gesagt hat.<br />
Abwechselnd betrachtete <strong>sie</strong> ihre Aufzeichnungen,<br />
blätterte von einer Seite zur Nächsten. Zwischendurch<br />
schaute <strong>sie</strong> unmerklich zu <strong>Romy</strong>, die noch immer mit<br />
geschlossenen Augen auf dem Boden lag und rauchte.<br />
Sie streute wahllos die Zigarettenasche auf den Boden.<br />
Alles <strong>war</strong> egal, <strong>sie</strong> <strong>war</strong> noch ganz in ihrem Spiel, und<br />
den Gedanken verfangen. Tara konnte sich denken<br />
was in diesen Minuten in <strong>Romy</strong> vorging.<br />
Sie <strong>war</strong> beschäftigt mit der sogenannten „Phanta<strong>sie</strong><br />
Arbeit“. Bevor ich die <strong>Bühne</strong> betrete arbeitet meine<br />
Vorstellungskraft, denn die Vorstellungskraft ist Teil der<br />
Phanta<strong>sie</strong>. <strong><strong>Romy</strong>s</strong> Vorstellungskraft arbeitete auf<br />
Hochtouren in dem Moment wo <strong>sie</strong> mit geschlossenen<br />
Augen am Boden lag. Ein wesentlicher Bestandteil der<br />
„Phanta<strong>sie</strong> Arbeit“ ist es die Situation, bevor man auf<br />
die <strong>Bühne</strong> geht, vor dem inneren Auge durch zuspielen.<br />
<strong>Romy</strong> <strong>war</strong> eine Perfektionistin durch und durch. Sie tat<br />
dies vor dem Spiel, und nach dem Spiel.<br />
Ein simples Beispiel für die sogenannte „Phanta<strong>sie</strong><br />
Arbeit“: Setze Dich auf einen Stuhl und steh <strong>wie</strong>der auf.<br />
Schließe deine Augen und fahre in Gedanken das<br />
Setzen nach. Genau so leicht, <strong>wie</strong> ich meine<br />
Vorstellungskraft mit einem so simplen Beispiel <strong>wie</strong><br />
dem Setzen trainieren kann, ist dieses Training auch<br />
bei komplexeren Abläufen möglich. Auf diese Art und<br />
Weise ist es möglich, alle vorgeschlagenen Handlungen<br />
vor dem inneren Auge durchzugehen. Sogar komplexe<br />
Szenenabschnitte kann der Schauspieler mit dieser<br />
Technik vor dem inneren Auge proben<br />
Diese Übung verleiht ein Gefühl von Sicherheit und<br />
Souveränität auf der <strong>Bühne</strong> oder vor der Kamera.