Procycling 05.2019
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SIMON YATES<br />
Beim Giro 2018 verlor Yates drei Tage<br />
vor dem Ende all seine Spritzigkeit.<br />
ich habe denselben Lebensstil, es ist vielleicht<br />
einfach nur eine wissenschaftlichere Herangehensweise.“<br />
Es gab klare Lektionen, die Yates aus dem<br />
Giro mit in die Vuelta nahm. Während er in Italien<br />
in der dritten Woche physisch abbaute, schien<br />
er Monate später in Spanien stärker zu werden, je<br />
länger das Rennen dauerte. Der letzte Vorstoß begann,<br />
als er die 14. Etappe gewann.<br />
„Ich fühlte mich immer noch sehr gut, und<br />
dadurch bin ich immer selbstbewusster geworden.<br />
An dem Punkt war ich beim Giro schon<br />
sehr erschöpft, aber da war es das Gegenteil.<br />
Ich wuchs irgendwie, ich fühlte mich von Tag<br />
zu Tag besser.“<br />
Wie beim Giro übernahm Yates bei der Vuelta<br />
früh die Führung des Rennens – fast zufällig,<br />
auf der 9. Etappe. Er machte sich Sorgen, dass<br />
die Geschichte sich wiederholen würde, daher<br />
entschied das Team, die Verantwortung auf der<br />
12. Etappe abzugeben, in der Überzeugung, dass<br />
er das Trikot später zurückgewinnen konnte.<br />
„Beim Giro habe ich es darauf angelegt [die Führung].<br />
Ich wollte es wirklich. Während es bei der<br />
Vuelta eigentlich – das wird jetzt falsch rüberkommen,<br />
und wenn es gedruckt wird, wird es schlecht<br />
aussehen – aber ich wollte es nicht. Ich wollte das<br />
Trikot zu dem Zeitpunkt nicht. Ich wollte am Ende<br />
des Rennens gewinnen“, sagt Yates.<br />
„Ich wollte nicht mit den Journalisten sprechen<br />
müssen, ich wollte die Presseverpflichtungen<br />
nicht, ich wollte die Siegerehrungen nicht<br />
und ich wollte nicht zwei Stunden später als alle<br />
anderen ins Hotel kommen. Beim Giro bin ich<br />
kaum zum Essen gekommen. Ich hatte so viel zu<br />
tun und die Etappen gingen so spät zu Ende und<br />
ich kam erst sehr spät zurück und aß erst sehr<br />
spät, und dann gehst du mit vollem Magen ins<br />
Bett und wachst auf und fühlst dich besch…“,<br />
sagt er und legt die Hand auf den Mund, um<br />
nicht zu fluchen, „… schlecht, und so geht es<br />
weiter. Es war zu Beginn des Rennens, es war<br />
auch zu Beginn des Giro, und ich sah es kommen,<br />
dass es wieder passiert. Und ich dachte<br />
nur: Ich will das jetzt nicht.“<br />
Eine weitere wichtige Taktik bei der Vuelta war,<br />
sicherzustellen, dass Yates sich nicht wieder zu<br />
früh verausgabte. Statt von Anfang an offensiv zu<br />
fahren, versuchte sein Team, ihn zu zügeln und in<br />
der ersten Woche konservativer fahren zu lassen.<br />
Er gibt zu, dass es manchmal schwer war, sich an<br />
die Order des Teams zu halten.<br />
„Wenn du schon sehr, sehr früh die Beine hattest,<br />
um etwas auszurichten – ich meine, mit<br />
zwölf, 13, 14 Jahren – wenn du gute Beine hast<br />
und dich gut fühlst, greifst du an, du versuchst,<br />
die Etappe zu gewinnen, du versuchst, das Rennen<br />
zu gewinnen. Das machst du, indem du angreifst“,<br />
sagt er. „Seit ich Profi bin, konnte ich<br />
das nicht mehr, bis zu diesem Zeitpunkt.<br />
KARRIERE-HÖHEPUNKTE SIMON YATES’ BISHER GRÖSSTE MOMENTE<br />
2013<br />
TOUR OF BRITAIN<br />
Im Team GB unterwegs, über -<br />
rascht der 21-Jährige die Konkur -<br />
renz bei der Bergankunft in<br />
Haytor bei der Tour of Britain. Auf<br />
dem drei Kilometer langen An -<br />
stieg haben Quintana, Dan Martin<br />
und Wiggins das Nachsehen.<br />
2016 VILLAFRANCA–<br />
ORDIZIAKO<br />
Yates siegt erstmals als<br />
WorldTour-Profi beim Eintagesrennen<br />
Prueba Villafranca–Ordiziako<br />
Klasika im Baskenland. Er<br />
attackiert am letzten Anstieg aus<br />
einer Fünfergruppe und fährt mit<br />
34 Sekunden Vorsprung ins Ziel.<br />
2016<br />
VUELTA A ESPAÑA<br />
Erster Grand-Tour-Etappensieg<br />
bei der Vuelta. Yates<br />
folgt Dani Morenos Attacke<br />
fünf Kilometer vor dem<br />
Ziel, hängt ihn ab, fängt den<br />
Ausreißer Matthias Frank<br />
ein und siegt als Solist.<br />
2017<br />
PARIS–NIZZA<br />
Yates gewinnt die 6. Etappe,<br />
indem er 19 Kilometer vor dem<br />
Ziel nahe des Col de Bourigaille<br />
beschleunigt und davonfährt. In<br />
der Abfahrt vergrößert er seinen<br />
Vorsprung, sodass er mit genug<br />
Zeit in den Schlussanstieg geht.<br />
© Offside Sports Photography (2013)<br />
MAI 2019 | PROCYCLING 33