Procycling 05.2019

GIRO D’ITALIA
„DER GIRO WAR EIN ERLEBNIS,
DAS MEINEN KÖRPER VERÄNDERTE“
TAYLOR
PHINNEY
EF Education
First, Giro-
Etappensieger
und Träger des
Rosa Trikots 2012
Für einen großen Fahrer wie mich ist der Giro einfach ein
Fest des Leidens, aber auf eine gute Weise. Es gibt nicht
viel, was man in drei Wochen machen kann, das einen physisch
so sehr verändert wie der Giro. Der Giro 2012 war meine
erste große Rundfahrt, die ich zu Ende gefahren bin, und er hat
meinen Körper verändert. Er ist nie wieder in den Zustand zurückgekehrt,
in dem er vorher war.
Als ich bei Processo alla Tappa [die Analyse-Sendung des italienischen
Fernsehens nach den Etappen] war, waren sie überrascht,
dass ich Italienisch sprach, und das ohne diesen schrecklichen
Akzent. Ich konnte den venezianischen Dialekt ein bisschen
sprechen, und das hat sie beeindruckt, glaube ich. Es hat mir
Spaß gemacht. Ich glaube, wenn man Italienisch versteht und
versteht, wie es in Italien läuft, hat man mehr Geduld mit der Organisation
und mehr Kontakt mit dem Publikum. Ich war nicht
nur irgendein Fahrer, irgendein Renntier, das in den Ring geworfen
wurde.
Ich wollte meine erste große Rundfahrt unbedingt zu Ende
fahren. Ich habe fünf Kilo verloren. Ich hatte diese radikale Transformation
meines Körpers. Sie tischen dir diese megalangen Etappen
auf, das Wetter ist unvorhersehbar, und auch, wie das Rennen
gefahren wird … Die Tour ist so viel organisierter und für
einen groß gewachsenen Fahrer generell leichter zu überleben als
der Giro. Ich bin 60 Prozent des ersten Giro hinterhergefahren.
Der Giro ist am härtesten.
Phinney in Pink
beim Giro 2012
nach dem Sieg des
Eröffnungszeitfahrens
in Dänemark.
© Gruber Images (Phinney), Tim de Waele/Getty Images
56 PROCYCLING | MAI 2019