Procycling 05.2019
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© Getty Images (Nibali, Dumoulin)<br />
Tom Dumoulin schaute sich die Strecke an<br />
und beschloss dann, wieder den Giro zu fahren.<br />
2017 hatte Dumoulin das Trikot neun Tage lang<br />
getragen, es aber auf der 19. Etappe verloren. Er<br />
eroberte es erst im abschließenden Zeitfahren zurück.<br />
Dagegen holte Geraint Thomas bei der letzten<br />
Tour das Trikot auf der 11. Etappe und trug es<br />
bis Paris. Froome verbrachte 2017 ganze 15 Tage<br />
und im Jahr davor 14 Tage in Gelb. Anders gesagt:<br />
Der Giro leidet nicht unter dem Sperrmodus, für<br />
den die Tour anfällig ist. Die übergroße Bedeutung<br />
der Tour für den Sport bedeutet, dass Erfolg in<br />
Frankreich wertvoll wie Sauerstoff ist. Daher stecken<br />
die Teams alle ihre Ressourcen in die Rundfahrt<br />
im Juli, und es führt zu einem Rennen mit<br />
weniger Hierarchisierung in der Form. Alle sind bei<br />
100 Prozent ihrer Fähigkeiten oder nahe dran. Der<br />
Platz des Giro im späten Frühjahr und das unzuverlässigere<br />
Wetter bedeuten, dass die Form unvorhersehbarer<br />
ist. Und weil ein Resultat beim<br />
Giro nicht dasselbe Gewicht hat, sind die Fahrer<br />
eher bereit zu zocken – siehe Froomes Vabanquespiel<br />
am Finestre im letzten Jahr. Es ist eine häufige<br />
Klage auf den späteren Etappen der Tour, dass<br />
die Fahrer ihre Top-Ten-Plätze verteidigen. Der<br />
Giro ist weniger anfällig für dieses Phänomen.<br />
Kraft ihrer jeweiligen Geografie hat sich die<br />
Giro-Route als geeigneter für Überraschungsangriffe<br />
erwiesen. Die Eröffnungssalven der Corsa<br />
Rosa werden meist auf den großzügigen Mittelgebirgsetappen<br />
im Apennin und den Voralpen<br />
abgefeuert. Dank seiner etwas bescheideneren<br />
Größe kann der Giro zudem schwerere und irregulärere<br />
Anstiege ausfindig machen wie den Zoncolan<br />
oder den diesjährigen Mortirolo, während<br />
die Tour an breitere und kontrollierbarere Anstiege<br />
gebunden ist, die für ihre enorme logistische<br />
Maschinerie geeignet sind. Und diese Anstiege<br />
spielen einem Team besonders in die Karten: Sky.<br />
Der stärkste Fahrer plus das stärkste Team sorgen<br />
selten für das beste Rennen.<br />
Bisher sind dem Giro der Fokus von Sky – bald<br />
Ineos – und ihre beispiellosen Ressourcen erspart<br />
geblieben. Obwohl das Rennen nicht so italienisch<br />
ist wie 1994, bleibt es ein intimeres Theater, und<br />
die besten Fahrer der Welt reagieren darauf, indem<br />
sie selten weniger als ihr Bestes geben.<br />
DAS GROSSE INTERVIEW<br />
GIRO<br />
2019<br />
D’ITALIA<br />
Die Strecke des diesjährigen Giro d’Italia beginnt und endet mit einem Zeitfahren und weist fünf<br />
Bergankünfte auf.<br />
ETAPPE DATUM ROUTE DISTANZ TYP<br />
1 11. Mai Bologna > Santurio di San Luca 8,2 km Einzelzeitfahren<br />
2 12. Mai Bologna > Fucecchio 200 km flach<br />
3 13. Mai Vinci > Orbetello 219 km flach<br />
4 14. Mai Orbetello > Frascati 228 km Bergankunft<br />
5 15. Mai Frascati > Terracina 140 km flach<br />
6 16. Mai Cassino > San Giovanni Rotondo 233 km Mittelgebirge<br />
7 17. Mai Vasto > L’Aquila 180 km Mittelgebirge<br />
8 18. Mai Tortoreto Lido > Pesaro 235 km flach<br />
9 19. Mai Riccione > San Marino 34,7 km Einzelzeitfahren<br />
20. Mai Ruhetag<br />
10 21. Mai Ravenna > Modena 147 km flach<br />
11 22. Mai Carpi > Novi Ligure 206 km flach<br />
12 23. Mai Cuneo > Pinerolo 146 km hügelig, Finale flach<br />
13 24. Mai Pinerolo > Ceresole Reale 188 km Hochgebirge<br />
14 25. Mai Saint-Vincent > Courmayeur 131 km Hochgebirge<br />
15 26. Mai Ivrea > Como 237 km Mittelgebirge<br />
27. Mai Ruhetag<br />
16 28. Mai Lovere > Ponte di Legno 226 km Hochgebirge<br />
17 29. Mai Commezzadura > Anterselva/Antholz 180 km Hochgebirge<br />
18 30. Mai Valdaora/Olang > Santa Maria di Sala 220 km flach<br />
19 31. Mai Treviso > San Martino di Castrozza 151 km Hochgebirge<br />
20 1. Juni Feltre > Croce d’Aune 193 km Hochgebirge<br />
21 2. Juni Verona > Verona 15,6 km Einzelzeitfahren<br />
DIE GIRO-ANWÄRTER<br />
KOPF AN KOPF<br />
Wir vergleichen die drei Anwärter auf den Giro-Sieg anhand ihrer Rundfahrt-Ergebnisse.<br />
VINCENZO NIBALI<br />
Alter: 34<br />
Profijahre: 15<br />
Siege: 51<br />
Grand-Tour-Siege: 4<br />
2./3. Grand Tour: 5<br />
Paris–Nizza: 21.<br />
Tirreno–Adriatico: 1.<br />
Katalonien-Rundf.: 56.<br />
Baskenland-Rundf.: 9.<br />
Tour de Romandie: 5.<br />
Dauphiné: 7.<br />
Tour de Suisse: DNF<br />
TOM DUMOULIN<br />
Alter: 28<br />
Profijahre: 8<br />
Siege: 21<br />
Grand-Tour-Siege: 1<br />
2./3. Grand Tour: 2<br />
Paris–Nizza: 12.<br />
Tirreno–Adriatico: 4.<br />
Katalonien-Rundf.: DNF<br />
Baskenland-Rundf.: 29.<br />
Tour de Romandie: 5.<br />
Dauphiné: N/A<br />
Tour de Suisse: 3.<br />
SIMON YATES<br />
Alter: 26<br />
Profijahre: 7<br />
Siege: 16<br />
Grand-Tour-Siege: 1<br />
2./3. Grand Tour: 0<br />
Paris–Nizza: 2.<br />
Tirreno–Adriatico: N/A<br />
Katalonien-Rundf.: 4.<br />
Baskenland-Rundf.: 5.<br />
Tour de Romandie: 2.<br />
Dauphiné: 5.<br />
Tour de Suisse: k. A.<br />
IN FÜH-<br />
RUNG<br />
Vor seiner Phase im Rosa Trikot<br />
beim Giro 2018 und seinem<br />
Vuelta-Sieg hatte Simon Yates<br />
erst zwei Tage Erfahrung im<br />
Führungstrikot einer Rundfahrt.<br />
13<br />
12<br />
11<br />
10<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
TOUR DE ROMANDIE 2017<br />
PARIS–NIZZA 2018<br />
GIRO D’ITALIA<br />
VUELTA A ESPAÑA<br />
42 PROCYCLING | MAI 2019