Procycling 05.2019

DIE BERGE DES GIRO
ETAPPE
21
TORRICELLE
LÄNGE: 12,8 KM /
Ø-STEIGUNG: 10,1 %
Die letzte Etappe des Giro 2019
ist praktisch eine Neuauflage der
letzten Runde des Rennens von
2010, aber bei den meisten beschwört
die Erwähnung des Torricelle-Anstiegs
Erinnerungen daran herauf, dass Verona
die Weltmeisterschaften 1999 und
2004 ausrichtete, weniger an das Zeitfahren,
mit dem sich Ivan Basso seinen
zweiten Giro-Sieg sicherte. Für die größten
Wonneschauer in dem Anstieg sorgte
1999 Frank Vandenbroucke, der in der
letzten Passage über den Torricelle trotz
Frakturen in beiden Handgelenken als
Solist anzugreifen versuchte. Óscar Freire
sicherte sich seinen ersten Weltmeistertitel
in Verona und holte 2004 in der
Messestadt seinen dritten.
Im heutigen Peloton ist Domenico
Pozzovivo der Fahrer mit den meisten
öffentlichen Verbindungen zu dem Anstieg.
Bei der Weltmeisterschaft 2004
war er in der entscheidenden U23-Straßengruppe
mit Kanstantsin Siutsou, nur
um in der letzten Passage des Torricelle
einen fürchterlichen Hungerast zu erleiden
und Vierter zu werden. „Bei mir gingen
die Lichter aus und es endete mit der
Holzmedaille“, sagte er in jenem Jahr bedauernd
zu Procycling.
Die Via Torricelle führt bergauf durch
eine der vornehmsten Gegenden von Verona
im Norden der Etsch, ihr Gipfel ist
gekennzeichnet durch die vier gedrungenen
runden Türme, nach denen sie benannt
ist. Die Torri Massimiliane wurden
1837 von den Österreichern als Befestigung
gebaut. Mit 4,5 Kilometer Länge
und einer durchschnittlichen Steigung
von 4,6 Prozent verblasst die reine Statistik
der Via Torricelle gegenüber den meisten
Anstiegen, die ihr auf dieser Giro-
Route vorausgegangen sind, aber sie hat
eine große Bedeutung, weil sie auf den
letzten 15,6 Kilometern des abschließenden
Zeitfahrens, das im beeindruckenden
römischen Amphitheater von
Verona endet, viel Raum einnimmt.
DIE VIA TORRICELLE
FÜHRT DURCH EINE DER
VORNEHMSTEN GEGEN-
DEN VON VERONA.
MAI 2019 | PROCYCLING 71