Procycling 05.2019

NACHLESE
TAKTIK-TIPPS: MOVISTARS PLAN
BEI PARIS–NIZZA GEHT NICHT AUF
Vor der letzten Etappe von Paris–
Nizza war Nairo Quintana Gesamt-Dritter
mit 46 Sekunden
Rückstand auf seinen Landsmann Egan
Bernal (Sky). Die Route des Tages in den
Hügeln bei Nizza war nicht ganz das
Hochgebirgsterrain, in dem Quintana am
meisten zu Hause ist, aber es gab genug,
womit er arbeiten konnte, um zu versuchen,
den Spitzenreiter zu entthronen.
Quintana und sein Movistar-Team
machten alles richtig. Sie schickten Hector
Carretero, Winner Anacona und Titelverteidiger
Marc Soler in eine große Gruppe,
die sich früh absetzte. Dann griff
Quintana an der Côte de Peille 50 Kilometer
vor dem Ziel aus dem Feld heraus
an. Carretero ließ sich aus der Ausreißergruppe
zurückfallen, um sich vor Quintana
zu spannen, und dann legte das Movistar-Quartett
vorne ein
Mannschaftszeitfahren hin. Carretero
und Anacona hielten nicht lange durch,
aber Soler fuhr eine gewaltige Ablösung,
um Quintana ins virtuelle Spitzenreitertrikot
zu befördern. Aber Sky hatte ein so
starkes Klettererteam, dass sogar, als sie
den Col d’Èze 30 Kilometer vor dem Ziel
Movistar gab
alles, um Bernal
und Sky am letzten
Tag von Paris–
Nizza unter Druck
zu setzen.
erreichten, noch fünf Sky-Fahrer als Leutnants
von Bernal das Peloton anführten.
Als Soler einbrach, war Quintana alleine
an der Spitze einer zehnköpfigen Gruppe.
Wenn er irgendwelche Verbündeten gehabt
hätte, hätte er vielleicht eine Chance
gehabt, aber die anderen Fahrer waren
entweder nicht in der Lage oder nicht willens,
ihm zu helfen, und die meisten hatten
mehr Interesse am Etappensieg.
Quintana rettete sich vor Bernal ins Ziel
in Nizza, hatte aber nur eine Handvoll Sekunden
gewonnen. Sein couragierter Versuch,
Sky zu schlagen, war gescheitert.
© Getty Images
MAI 2019 | PROCYCLING 85