Procycling 05.2019

GIRO D’ITALIA
„NACH EINER
WOCHE WAR
ICH AUF DEN
GESCHMACK
GEKOMMEN“
ALBERTO CONTADOR
Giro-Sieger 2008, 2015
Beim Giro d’Italia war es Liebe auf
den ersten Blick, als ich ihn 2008
fuhr – zu dem Rennen und zum
italienischen Radsport. Und das, obwohl
Johan Bruyneel mich gezwungen hatte,
ihn zu fahren. Ich war als Profi kaum in
Italien gefahren, daher war der Giro ein
Rennen, das ich kaum kannte. Innerhalb
einer Woche war ich auf den Geschmack
gekommen, was gut war, denn ich hatte
meinem Team gesagt, dass ich nach einer
Woche abreisen würde. Ich blieb, und
dann blieb ich noch ein bisschen – bis
Mailand. Das war auch wegen der Art, wie
der Giro gefahren wurde und immer noch
gefahren wird – sehr unstrukturiert, sehr
intuitiv und sehr schwer zu kontrollieren.
Das passte zu meinem Fahrstil, der genauso
spontan ist. Außerdem ist der
Druck von den Sponsoren beim Giro geringer
als bei der Tour, was ein enormes
Plus für die Fahrer ist. Das heißt, dass du
es mehr genießen kannst. Und obendrein
mag ich die Anstiege in den Dolomiten,
besonders die Marmolata mit ihrer fantastischen
Landschaft. Aber was mir am
meisten gefallen hat, war, dass die Leute
sehr warmherzig sind. Die Italiener leben
das Rennen auf eine Weise, die ich bei den
Franzosen und der Tour nicht festgestellt
habe. Die Italiener reden immer darüber,
und sie haben mich unglaublich unterstützt.
Das hat mich 2008 angetrieben.
Am Ende fand ich, dass sie mich mehr
unterstützten als meine größten Rivalen
– und einige ihrer einheimischen Fahrer.
Contador siegte beim Giro
2011 auf dem Ätna, doch das
Ergebnis wurde später anulliert.
© Tim de Waele/Getty Images, BettiniPhoto (Contador)
MAI 2019 | PROCYCLING 57