Zeitsprung
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Sonderbeilage „<strong>Zeitsprung</strong>“, Dienstag 1. Oktober 2019<br />
7 | Zeit fürs Herz<br />
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Das Zeitungsgeld<br />
wurde mühsam<br />
zusammengekratzt<br />
Das Team des Tagesmütter Enztal gratuliert zum Jubiläum<br />
Kindertagespflege ist kein Luxus!<br />
Die wichtigsten Fakten im Überblick:<br />
Gefördert werden kann die Betreuung in Tagespflege grundsätzlich<br />
für alle Kinder im Alter von 0 bis 14 Jahren.<br />
Bei Kindern unter einem Jahr muss der tatsächliche Betreuungsbedarf<br />
nachgewiesen werden (z.B. Erwerbstätigkeit der Eltern). Hier<br />
wird im Einzelfall entschieden, ob die Betreuung gefördert wird.<br />
Kinder im Alter von 1 bis 3 Jahren haben immer einen Anspruch<br />
auf Förderung der Betreuung von bis zu 30 Stunden. Sind die Eltern<br />
berufstätig und der Bedarf entsprechend höher, können bis zu 50<br />
Stunden gefördert werden. Hier haben Eltern die absolute Wahlfreiheit<br />
zwischen Einrichtung und Kindertagespflege.<br />
Bei Kindern über 3 Jahren ist die Förderung in Kindertagespfl ege<br />
davon abhängig, ob ein Betreuungsplatz in einer Einrichtung (Kita,<br />
Hort etc.) zur Verfügung steht oder nicht. Außerdem können Tagespflegepersonen<br />
hier die Zeiten übernehmen, die die Einrichtung<br />
nicht abdeckt (sog. Randzeitenbetreuung.)<br />
Majer Digital<br />
Kontakt:<br />
Tagesmütter Enztal e. V.<br />
Bahnhofstraße 118<br />
75417 Mühlacker<br />
Telefon (0 70 41) 8 18 47 11<br />
info@tagesmuetter-enztal.de<br />
www.tagesmuetter-enztal.de<br />
Sprechzeiten:<br />
Montag–Donnerstag<br />
8.30 –11.30 Uhr<br />
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Einen besonders interessanten<br />
Brief hat Leni Wolfinger zum<br />
PZ-Geburtstag geschrieben.<br />
In Schönschrift und so ausformuliert,<br />
dass er an dieser Stelle einfach<br />
für sich stehen soll.<br />
Die PZ wird 70! Was mich<br />
mit meiner Zeitung<br />
verbindet!<br />
Eines Tages im Jahr<br />
1949, ich war elf Jahre<br />
alt, als ich von der Schule nach Hause kam,<br />
saß ein vornehm gekleideter Herr im Wohnzimmer,<br />
das sonst nur zu Festtagen benutzt<br />
wurde. Meine Mutter rief mich herein, stellte<br />
mir den Herrn mit den Worten vor „das ist<br />
Herr Vallen von der ,Pforzheimer Zeitung‘, er<br />
sucht für diese Zeitung, die jetzt neu ist, einen<br />
Austräger. Da du dir doch schon lange<br />
ein Fahrrad wünschst, kannst du es jetzt<br />
verdienen.“<br />
„Um Gottes Willen“, dachte ich, „Zeitung<br />
austragen, da muss ich mich ja schämen!“<br />
Aber Herr Vallen war so nett und charmant<br />
mir die Sache schmackhaft zu machen. Doch<br />
das Schlimmste kommt noch. Ich musste erst<br />
die Abonnenten werben. Also zog ich als<br />
schüchternes Mädchen von Haus zu Haus<br />
mit den Worten „Möchten Sie nicht die neue<br />
,Pforzheimer Zeitung‘ bestellen?“ Bei den<br />
Bauern stieß ich auf wenig Gegenliebe, die<br />
hatten ihren „Enztäler“ und mit Pforzheim<br />
wenig am Hut. Anders die Arbeiter, die als<br />
Goldschmiede, Fasser, Werkzeugmacher etc.<br />
ihr Geld in der aus Ruinen auferstandenen<br />
Stadt in der Schmuckindustrie verdienten.<br />
Ein Monats-Abonnement kostete damals DM<br />
2,80 („So viel Geld“, klagten viele.) Dennoch<br />
kam eine stattliche Zahl Leser zusammen.<br />
Anders, als die Zeitung später auf DM 3,20<br />
aufschlug. Es folgten einige Abbestellungen<br />
und ich kam nach dem Kassieren weinend<br />
nach Hause. Was wird wohl der nette Herr<br />
Vallen dazu sagen? Überhaupt war das Zeitungsgeld<br />
einziehen so eine Sache, vor der es<br />
mir immer graute. „Was, schon wieder?“, hieß<br />
es oft und das Geld wurde mühsam aus alten<br />
Kaffeetassen und Schubladen zusammengekratzt.<br />
Ich muss unbedingt noch erwähnen, dass<br />
damals die Zeitung mit der Kleinbahn ausgeliefert<br />
wurde. Für unser Dorf gab es eine Haltestelle,<br />
die etwa einen Kilometer von der<br />
Ortsmitte entfernt war. Eine kleine Holzhütte<br />
mit ein paar Brettern als Bank diente als Unterstand,<br />
in die meistens der Schaffner Franz<br />
(mein Lieblingsschaffner weil er oft ein Auge<br />
zudrückte, wenn man seine Fahrkarte vergessen<br />
hatte – er war übrigens der Vater der Fußballer-Dynastie<br />
Spankowski) das Zeitungspaket<br />
hineinwarf. Die Hütte war nicht wasserdicht<br />
und wenn es regnete, waren die ganzen<br />
Zeitungen durchweicht und kaum noch lesbar.<br />
Die Sache hatte noch einen Haken! Ich<br />
konnte die Zeitungen erst nach der Schule<br />
Spontan und unkompliziert: Auf einen Sprung kommt Leni<br />
Wolfinger in der PZ-Redaktion vorbei – einmal Lächeln fürs<br />
Foto und weiter geht´s im Tagesprogramm der Niebelsbacherin.<br />
FOTO: SCHMID<br />
abholen und austragen, das heißt, manche<br />
Leute beschwerten sich zu Recht, dass die<br />
Zeitung oft nicht mal zum Mittagessen da<br />
war. Dafür gab’s dann abends beim Vesper<br />
die ganzen Neuigkeiten und man hatte auch<br />
mehr Muße zum Lesen.<br />
Für mich ist heute die „Pforzheimer Zeitung“<br />
unentbehrlich und ich habe größte<br />
Achtung und Respekt vor den Zustellern, die<br />
jeden Morgen pünktlich unsere Zeitung bringen.<br />
Ist einmal keine Zeitung da, schmeckt<br />
das Frühstück nicht, denn es fehlt etwas ganz<br />
Wichtiges – meine „Pforzheimer Zeitung“!<br />
Leni Wolfinger<br />
Keltern-Niebelsbach<br />
„Hallo Geburtstagskind“, schreibt Josef Koch aus Königsbach,<br />
der als treuer Abonnent dieses Bild gestaltet hat. „Ich muss<br />
Dir mitteilen, dass ich von Deiner Geburt indirekt Kenntnis<br />
genommen habe. Ich war neunzehn Jahre alt und kann mich<br />
an den Wandkalender meines Vaters erinnern. Es war ein<br />
Kalender 1948 oder 1949, darauf stand zu lesen: Pforzheimer<br />
Zeitung, Jakob Esslinger. Ich gehe davon aus, dass<br />
mein Gedächtnis der Realität entspricht. Alles Gute zum<br />
Geburtstag und weiterhin eine gesunde Zukunft.“