Zeitsprung
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CHRISTIAN KUNZ | MÜNCHEN<br />
Der Rekordmann<br />
Robert Lewandowski hat mit seiner Tor-Gala beim 5:1-Erfolg des FC Bayern München gegen den VfL Wolfsburg gleich mehrere<br />
Rekorde aufgeste lt. Die PZ listet die Tor- und Bestmarken auf, für die der Stürmer nicht einmal ein Dutzend Ballkontakte benötigte.<br />
In 8:59 Minuten traf der polnische Fußball-Nationalspieler fünfmal, seine ersten drei Tore fielen in vier Minuten. Robert Lewandowski .<br />
.gelang der erste Fünferpack<br />
eines Einwechselspielers<br />
in der Bundesliga.<br />
A L S JO KE R<br />
5<br />
SPORT<br />
DONNERSTAG, 24. SEPTEMBER 2015<br />
12<br />
Nach drei Niederlagen hintereinander<br />
– mit insgesamt 0:11 Toren<br />
– konnte der Karlsruher SC am<br />
Dienstagabend gegen Fortuna<br />
Düsseldorf wenigstens einen Teilerfolg<br />
verbuchen und nach<br />
385 torlosen Minuten wieder einen<br />
Tre fer erzielen. Erwin Ho fer<br />
ste lte zehn Minuten nach der<br />
Führung der Gäste durch Kerem<br />
Demirbay (70.) den 1:1-Ausgleich<br />
und den Endstand gegen seinen<br />
vorherigen Arbeitgeber (2013 bis<br />
2015) her und bewahrte die Wildparkprofis<br />
vor einer vierten Nu l-<br />
runde. Bis zu seinem dri ten Saisontor<br />
jedoch war der österreichischen<br />
Ex-Nationalspieler in diesem<br />
Ke lerdue l nicht gerade vom<br />
Spielglück begünstigt.<br />
Mit der ersten großen Chance<br />
für den Fußba l-Zweitligisten<br />
scheiterte er aus spitzem Winkel<br />
von links an Michael Rensing (13.).<br />
Etwas mehr als zwanzig Minuten<br />
später fand „Jimmy“ erneut im<br />
Schlussmann der Fortuna seinen<br />
Meister (34.). Und als der in der<br />
zweiten Halbzeit einen sa ten<br />
Schuss von Dimitrij Nazarov nur<br />
nach vorne abklatschen konnte,<br />
brachte Ho fer den Ba l nicht unter<br />
Kontro le (61.). Hat sein Trainer<br />
nicht daran gedacht, ihn auszuwechseln?<br />
„Überhaupt nicht“,<br />
sagt Markus Kauczinski. „Er<br />
kommt in solche Situationen. Haben<br />
wir jemand anderen? Nein.<br />
Jimmy hat in jedem Spiel seine<br />
Chancen. Und irgendwann macht<br />
er auch mal zwei oder drei Tore.“<br />
Dass der KSC-Coach keine<br />
Zweifel an den Fähigkeiten seines<br />
Goalge ters ha te und hat, zahlte<br />
sich zehn Minuten vor dem Abpfi<br />
f aus. Ho fer erlief eine zu kurze<br />
Rückgabe von Christian Strohdiek,<br />
umkurvte Rensing und<br />
brachte das Wildparkstadion zum<br />
Jubeln. „Wir haben jetzt gesehen,<br />
welchen Weg wir gehen müssen“,<br />
fasste Markus Kauczinski die Erkenntnisse<br />
der letzten Wochen<br />
und aus den jüngsten 90 Minuten<br />
zusammen. „Es geht primär über<br />
den Kampf, über die einfachen<br />
Dinge. Einen Schönheitspreis gibt<br />
es nicht zu gewinnen.“<br />
Im Umfeld des KSC aufgekommene<br />
Spekulationen, dass der<br />
Trainer seine Spieler nicht mehr<br />
erreiche, oder die Mannschaft in<br />
sich zerstri ten sei, sieht Kapitän<br />
Dirk Orlishausen klar widerlegt:<br />
„Wir ziehen a le am gleichen<br />
Strang. Das hat man heute gesehen.“<br />
Nur der jetzt eingeschlagene<br />
Weg, gepflastert mit Leidenschaft<br />
und Zusammenhalt, führe aus der<br />
Gefahrenzone heraus. „Und diesen<br />
Weg“, so Orlishausen, „dürfen<br />
wir nicht mehr verlassen – auch<br />
wenn wir mal stolpern.“<br />
Karlsruher SC sieht sich nach dem Punktgewinn gegen Düsseldorf auf einem guten Weg<br />
„Es geht nur über die einfachen Dinge“<br />
HANS FALSEHR | KARLSRUHE<br />
Als würde er an seinem Stürmer kleben:<br />
KSC-Trainer Markus Kauczinski (rechts)<br />
und Torschütze Erwin Ho fer. FOTO: DECK<br />
<br />
TEN N IS<br />
Eurosport | 11.005 Uhr<br />
St. Petersburg Open: Achtelfinale<br />
<br />
FUSSBA LL<br />
Sky/Sport 1 | 19.45 Uhr<br />
2. Bundesliga: RB Leipzig – SC Freiburg<br />
RU GBY<br />
Eurosport | 20.45 Uhr<br />
WM in England: Neuseeland – Namibia<br />
<br />
GO LF<br />
Sky | 15.00 Uhr<br />
Porsche European Open in Bad Griesbach<br />
T V- S P O R T<br />
FUSSBALL<br />
<br />
1 . BUN D ESL I G A<br />
FC Schalke 04 – Eintracht Frankfurt 2:0<br />
Schiedsrichter: Zwayer (Berlin) – Zuschauer:<br />
60 104 – Tore: 1:0 Matip (76.), 2:0 Sané (90.+1) –<br />
Gelbe Karten: Höger (2), Kolasinac (1) / Abraham<br />
(2), Ru s (2)<br />
Bayer Leverkusen – FSV Mainz 05 1:0<br />
Schiedsrichter: Fritz (Korb) – Zuschauer:<br />
24 805 – Tor: 1:0 Hernández (69.) – Gelbe Karten:<br />
Bender (1), Donati (1), Ramalho (1) / –<br />
Bor. Mönchengladbach – FC Augsburg 4:2<br />
Schiedsrichter: Siebert (Berlin) – Zuschauer:<br />
40 511 – Tore: 1:0 Johnson (5.), 2:0 Xhaka (17.), 3:0<br />
Stindl (19.), 4:0 Dahoud (21.), 4:1 Verhaegh<br />
(51./Foulelfmeter), 4:2 Verhaegh (75./Foulelfmeter) –<br />
Gelbe Karten: Stindl (1), Xhaka (3) / Baier (1), Hong<br />
(2), Ji (1), Stafylidis (1), Verhaegh (4)<br />
1899 Ho fenheim – Boru sia Dortmund 1:1<br />
Schiedsrichter: Welz (Wiesbaden) – Zuschauer:<br />
29 700 – Tore: 1:0 Rudy (42.), 1:1 Aubameyang (55.)<br />
– Gelbe Karten: Bicakcic (2), Vo land (2) / Gündogan<br />
(1)<br />
<br />
2 . BUN D ESL I G A<br />
FSV Frankfurt – 1. FC Union Berlin 3:2<br />
Schiedsrichter: Siewer (Drolshagen) – Zuschauer:<br />
5011 – Tore: 0:1 W od (39.), 1:1 Dedic (52./<br />
Foulelfmeter), 2:1 Ba ry (55.), 2:2 Ke sel (76.), 3:2<br />
Schahin (90.+1)<br />
FC St. Pauli – 1. FC Heidenheim 1:0<br />
Schiedsrichter: Dietz (Kronach) – Zuschauer: 29 154<br />
– Tor: 1:0 Maier (34.) – Gelb-Rote Karten: – /<br />
Wi tek (67./wiederholtes Foulspiel)<br />
MSV Duisburg – Eintracht Braunschweig 0:5<br />
Schiedsrichter: Petersen (Stu tgart) – Zuschauer:<br />
12 509 – Tore: 0:1 Boland (12.), 0:2 Ber gr en (53.),<br />
0:3 Ber gr en (68.), 0:4 Reichel (74.), 0:5 Khelifi (79.)<br />
– Gelb-Rote Karten: Feltscher (40./wiederholtes<br />
Foulspiel) / –<br />
SpVgg Greuther Fürth – SC Paderborn 3:0<br />
Schiedsrichter: Schröder (Ha nover) – Zuschauer:<br />
8435 – Tore: 1:0 Freis (24.), 2:0 Weilandt<br />
(59.), 3:0 Gjasula (79.)<br />
S P A N I E N , PRIMERA D I V I S O N<br />
Celta Vigo – FC Barcelona 4:1<br />
HANDBALL<br />
<br />
B U N D E S L I G A , 7 . SPIELTA G<br />
SG Flensburg-Handewi t – Füchse Berlin 30:30<br />
Frisch Auf Gö pingen – THW Kiel 29:21<br />
Rhein-Neckar Löwen – TVB Stu tgart 31:20<br />
Früher war noch nie! Bereits nach dem sechsten Spieltag<br />
hat Robert Lewandowski die Frage nach dem Torschützenkönig<br />
der laufenden Bundesligasaison beantwortet.<br />
Zumindest für die Buchmacher von mybet.<br />
Denn die haben nach dem Rekord-Fünferpack des Polen<br />
beschlossen, a le bisher auf Lewandowski als Torschützenkönig<br />
abgegebenen Wetten vorzeitig auszuzahlen.<br />
Und weil Lewandowski derart gut in Schuss ist,<br />
kann unter www.mybet.com ab sofort auch darauf gewe<br />
tet werden, dass der Stürmer des FC Bayern<br />
30 oder mehr Saisontore erzielt. dpa<br />
Torjägerkanone bereits vergeben<br />
.erzielte in neun Minuten<br />
den schne lsten Fünferpack<br />
der Bundesliga-Geschichte<br />
(bisher Dieter Hoeneß,<br />
21 Minuten).<br />
S E N S AT I O N E L L<br />
5 .erzielte in sechs Minuten<br />
den schne lsten Viererpack<br />
der Bundesliga-Geschichte<br />
(bisher Martin Petrow,<br />
17 Minuten).<br />
G I G A N T I S C H<br />
4 .erzielte in vier Minuten<br />
den schne lsten Hattrick der<br />
Bundesliga-Geschichte<br />
(bisher Michael Tönnies,<br />
5 Minuten).<br />
U N FA S S B A R<br />
3<br />
.erzielte den ersten Fünferpack<br />
seit 24 Jahren. Zuletz traf Michael<br />
Tönnies am 27. August 1991<br />
fün fach für Duisburg gegen<br />
Karlsruhe.<br />
L A N G IS T ’S HE R<br />
5 .erzielte in der Champions League<br />
schon einmal einen Viererpack:<br />
Am 24. April 2013 für Dortmund<br />
beim 4:1 gegen Real Madrid<br />
(Halbfinale).<br />
F Ü R DEN BV B<br />
4<br />
.ist der 14. Spieler, dem fünf oder mehr<br />
Tore in einem Spiel glückten. Nur Gerd Mü ler<br />
gelang dies mehr als einmal, er scha fte<br />
das vier Mal. Und nur Dieter Mü ler erzielte<br />
mehr Tore in einer Partie: Am 17. August<br />
1977 steuerte er beim 7:2 des<br />
1. FC Köln gegen Werder<br />
Bremen sechs<br />
Tre fer bei.<br />
D I E GR O S S E N<br />
14<br />
.führt die Torschützenliste nach<br />
den Dienstag-Spielen mit acht<br />
Treffern an. In der Historie der<br />
Bundesliga gab es nur vier Spieler,<br />
die an den ersten sechs Spieltagen<br />
häufiger trafen (jeweils 9 Tore,<br />
zuletzt 1973/74 Jupp<br />
Heynckes für Gladbach).<br />
S P I T Z E<br />
8<br />
.hat jetzt 99 Tore in<br />
167 Bundesligaspielen<br />
auf dem Konto.<br />
D A G E HT WA S<br />
99<br />
TORnado Robert Lewandowski<br />
schreit jubelnd seine Freude<br />
über eines seiner fünf Tore<br />
beim 5:1-Sieg gegen Wolfsburg<br />
heraus. FOTO: GEBERT<br />
Lotto am Mittwoch<br />
10 – 14 – 18 – 24 – 33 – 44<br />
Superzahl: 9<br />
<br />
Spiel 77: 0 3 7 3 6 9 7<br />
<br />
Super 6: 4 9 4 7 9 7<br />
(a le Angaben ohne Gewähr)<br />
G E W I N N Z A H L E N<br />
FUSSBALL<br />
<br />
Z W E I TE B U N D E S L I G A<br />
SpV g Greuther Fürth – SC Paderborn 3:0<br />
FC St. Pauli – 1. FC Heidenheim 1:0<br />
FSV Frankfurt – 1. FC Union Berlin 3:2<br />
MSV Duisburg – Eintr. Braunschweig 0:5<br />
1. (1). VfL Bochum 8 5 3 0 13:5 18<br />
2. (3). FC St. Pauli 8 5 2 1 9:4 17<br />
3. (2). SC Freiburg 7 5 1 1 18:10 16<br />
4. (6). Eintr. Braunschweig 8 4 2 2 17:5 14<br />
5. (7). SpV g Greuther Fürth 8 4 2 2 15:12 14<br />
6. (8). 1. FC Nürnberg 8 4 1 3 17:15 13<br />
7. (9). FSV Frankfurt 8 4 1 3 8:8 13<br />
8. (4). RB Leipzig 7 3 3 1 9:5 12<br />
9. (5). 1. FC Heidenheim 8 3 3 2 8:6 12<br />
10. ( 1). SV Sandhausen 8 3 3 2 16:12 9<br />
1. (12). DSC Arm. Bielefeld 8 1 6 1 7:8 9<br />
12. (10). 1. FC Kaiserslautern 8 2 3 3 8:12 9<br />
13. (13). 1. FC Union Berlin 8 1 4 3 13:13 7<br />
14. (15). Karlsruher SC 8 2 1 5 6:16 7<br />
15. (16). Fortuna Dü seldorf 8 1 3 4 8:9 6<br />
16. (14). SC Paderborn 8 2 0 6 5:16 6<br />
17. (17). TSV 1860 München 8 0 4 4 4:10 4<br />
18. (18). MSV Duisburg 8 0 2 6 5:20 2<br />
TENNIS<br />
<br />
W TA -T U RNIER IN TO K I O<br />
Achtelfinale:<br />
Angelique Kerber (Kiel/5) –<br />
Madison Brengle (USA) 5:7, 6:1, 6:0<br />
– ANZEIGEN –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– ––––––––––––––––––––– ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
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Poststraße 5 – 75172 Pforzheim<br />
PZ Pforzheim vom 24.09.2015<br />
AZUBI DES MONATS NUMMER 122<br />
PFORZHEIMER ZEITUNG<br />
Kundenwünsche nimmt Lena Lutz gerne auch auf Englisch,<br />
Französisch oder Spanisch entgegen. Das 23-jährige Sprachtalent<br />
beherrschte bereits zu Beginn seiner Ausbildung bei<br />
Stark Druck im Jahr 2013 zwei Fremdsprachen, in ihrer Berufsschule<br />
lernte Lena mit Spanisch die Dri te. Für sie ist es also<br />
a les andere als ein Problem, Aufträge aus a ler Welt anzunehmen.<br />
Ob per Mail, am Telefon oder auch persönlich: Lena<br />
Lutz weiß mit ihren Kunden umzugehen und geht gerne auf jeden<br />
Wunsch ein. Mit den Zusatzqualifikationen Außenhandel<br />
und Internationales Marketing lernte sie in ihrer zweijährigen<br />
Lehrzeit den weltweiten Markt kennen. Diesen Sommer wird<br />
die Huchenfelderin ihre Ausbildung abschließen – nur noch<br />
die mündliche Prüfung steht aus.<br />
In ihrer Freizeit genießt die 23-Jährige die Natur in vo len<br />
Zügen und liebt es, zu wandern oder Rad zu fahren. Ihre Urlaube<br />
verbringt sie vorzugsweise in den Bergen, wo sie sich die<br />
Sonne auf den Gipfeln der Alpen ins Gesicht strahlen lässt –<br />
vie leicht, um ein bisschen herunterzukommen vom anstrengenden<br />
Berufsa ltag bei Stark Druck. „Man hat in diesem Job<br />
ganz schön viel Stress – aber der ist positiv. Mir wird es nie<br />
langweilig und der Tag vergeht wie im Flug“, erklärt die 23-<br />
Jährige mit einem zufriedenen Lächeln.<br />
„Man mus sehr flexibel sein und außerdem bereit dazu,<br />
sich jeden Tag auf etwas Neues einzulassen“, erläutert Bernhard<br />
Hu f. Er ist Geschäftsführer von Stark Druck und<br />
kümmert sich auch um die Auszubildenden des Betriebs.<br />
An Lena findet er besonders gut, dass sie<br />
nicht nur fachlich kompetent ist, sondern auch<br />
gut im Team arbeitet: „Sie hat eine sehr positive<br />
Ausstrahlung und bringt ein gutes Klima mit in<br />
ihre Abteilung.“<br />
Spaß im Umgang mit Kunden<br />
Ihre Abteilung – das ist die Kundenbetreuung. Nachdem<br />
sie während ihrer Ausbildung a le kaufmännischen Stationen<br />
des Hauses durchlaufen hat, hat die 23-Jährige nun für<br />
sich selbst festgeste lt: „Hier bin ich am liebsten, denn es<br />
macht einfach total Spaß, mit Kunden in Kontakt zu sein.“ Lena<br />
ha te freie Wahl – sie hä te auch in einer anderen Abteilung<br />
bleiben können, denn „sie ist in vielen Bereichen talentiert, alle<br />
Abteilungen haben sich um sie gerissen“, so Geschäftsführer<br />
Hu f. Doch in der Kundenbetreuung hat die junge Frau ihren<br />
Traumjob gefunden. Vor a lem die Auftragsabwicklung<br />
sei spannend, denn „da erlebt man jeden Tag etwas Neues,<br />
denn kein Auftrag ist gleich“, findet sie und zeigt dabei die<br />
Druckprodukte für die verschiedenen Kunden. Vom Rätselheft<br />
bis hin zum Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ werden<br />
zum einen zahlreiche Zeitschriften bei dem Pforzheimer Unternehmen<br />
gedruckt, aber auch Druckprodukte wie Kataloge<br />
und Beilagen zählen zu dem Angebot, das sie mit ihrem Unternehmen<br />
o ferieren kann.<br />
Lena Lutz ist zum Ende ihrer Ausbildung nun dafür zuständig,<br />
individue le Aufträge zu betreuen, den Druckauftrag an<br />
die Produktion weiterzugeben und letztlich auch für die gemeinsame<br />
Abnahme mit dem Auftraggeber. Sie fungiert in ihrem<br />
Unternehmen also als Schni tste le zwischen Kunde und<br />
Fertigung. Zur Koordination hängt in ihrer Abteilung an zentraler<br />
Ste le ein großer Bildschirm, auf welchem der aktue le<br />
Produktionsstatus aus den darunterliegenden Druck- und<br />
Weiterverarbeitungsha len abgebildet wird. In diesen stehen<br />
modernste und leistungsfähige O fset-Druckmaschinen, welche<br />
die Faktoren Schne ligkeit und Qualität zusammenbringen.<br />
Im Pforzheimer Altgefä l steht nach Angaben des Unternehmens<br />
die größte Druckmaschine der Welt.<br />
Verkürzte Ausbildungszeit<br />
Aufgrund ihrer guten Leistungen und ihres Schulabschlusses<br />
– Lena hat ihr Abitur 2012 am Kepler-Gymnasium in Pforzheim<br />
absolviert – durfte die 23-Jährige ihre Ausbildung verkürzen.<br />
Und natürlich wird sie auch danach bei Stark Druck bleiben,<br />
„denn mir hat das Unternehmen schon immer gefa len“, so Lena.<br />
„Ich habe mich damals für diese Ausbildung entschieden,<br />
weil die Firma in der Region bekannt und beliebt ist. Und es ist<br />
einfach etwas anderes, in der Papierbranche zu arbeiten.“<br />
Dort halte man am Ende des Tages ein fertiges Produkt in den<br />
Händen, das direkt an den Endverbraucher übergeht. „Da<br />
sieht man, was man gescha ft hat, das ist das Gute an meinem<br />
Job.“<br />
Stark Druck ist mit fast 500 Mitarbeitern nicht nur das dri t-<br />
größte Druckunternehmen Deutschlands – der Konzern ist<br />
auch international tätig und druckt zahlreiche namhafte Zeitschriften<br />
wie beispielsweise „Der Spiegel“ oder „Stiftung Warentest“.<br />
Durch ständige Investitionen in die Drucktechnik<br />
und die Weiterverarbeitungsprozesse hält sich Stark Druck<br />
unter den führenden Druckereien in Deutschland und weltweit.<br />
Neben Industriekaufleuten werden bei der Pforzheimer<br />
Großdruckerei auch zahlreiche andere Berufe ausgebildet:<br />
Medientechnologe Druck, Medientechnologe Druckverarbeitung,<br />
Maschinen und Anlagenführer für die Druckweiterverarbeitung,<br />
Mediengestalter für Digital- und Printmedien und<br />
Fachkraft Lagerlogistik. Das face tenreiche Ausbildungsangebot<br />
des Druckunternehmen sorgt dafür, dass aktue l 25<br />
Lehrlinge im Altgefä l beschäftigt sind.<br />
Lena Lutz prüft an ihrem Arbeitsplatz die fertigen Produkte für ihre Kunden. FOTO: TÜRSCHMANN<br />
NINA GIESECKE UND<br />
DOMINIK TÜRSCHMANN | PFORZHEIM<br />
Kundenkontakt<br />
in vier Sprachen<br />
Lena Lutz absolviert eine Ausbildung zur<br />
Industriekauffrau bei Stark Druck in<br />
Pforzheim. Gleichzeitig erwirbt sie die<br />
Zusatzqualifikationen Außenhandel und<br />
Internationales Marketing. Mit ihren<br />
Kenntnissen bereichert sie das Unternehmen,<br />
denn Lena spricht drei Fremdsprachen.<br />
In der Serie „Azubi des Monats“ ste len die sechs Volontäre der „Pforzheimer Zeitung“ jeden letzten Samstag im Monat einen Auszubildenden d<br />
Neben der Sonderseite gibt es auf www.pz-news.de/azubidesmonats oder bei Facebook auf www.facebook.com/<br />
Du wi lst „Azubi des Monats“ werden? Dann schick uns deine Bewerbun<br />
Ein Video von<br />
Lena Lutz gibt<br />
es im Internet auf<br />
www.pz-news.de<br />
Was machen Industriekaufleute?<br />
Bei Stark Druck sind Industriekaufleute<br />
in sämtliche kaufmännischen<br />
Prozesse eingebunden, von<br />
der Auftragssteuerung bis zum Versand.<br />
Welche schulischen Leistungen<br />
werden vorausgesetzt?<br />
Notwendig ist eine mi tlere Reife,<br />
wobei die Hochschulreife von Vorteil<br />
ist und auch eine Ausbildungsverkürzung<br />
ermöglicht.<br />
1<br />
2<br />
Welche Fähigkeiten und Interessen<br />
so lte man mitbringen?<br />
Bei Stark Druck so lten Auszubildende<br />
große Interesse am Umgang<br />
mit Papier haben und sich für sämtliche<br />
Werbematerialien interessieren.<br />
Es geht also um eine gewisse<br />
A finität zum Druckprodukt, die in<br />
unserer Branche von entscheidender<br />
Bedeutung ist. Immer wichtiger<br />
wird aber auch der Umgang mit den<br />
neuen, digitalen Medien, welche bei<br />
Stark Druck eine immer größere<br />
Ro le spielen. dot<br />
3<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
„Mit einem Abitur<br />
kann die Lehrzeit<br />
verkürzt werden“<br />
Bernhard Hu f,<br />
Geschäftsführer bei Stark Druck<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
D RE I FRA G EN<br />
Lena Lutz, „Azubi des Monats“ Mai<br />
„Jeden Kundenwunsch individuell<br />
zu realisieren – das ist das Spannende<br />
an der Papierbranche und bereitet mir<br />
sehr viel Spaß.“<br />
INDUSTRIE-<br />
K AUFMANN/-FRAU<br />
18%<br />
mi tlerer<br />
Bildungsabschluß<br />
66%<br />
Hochschulreife<br />
Ausbildungsanfänger/innen 2013<br />
Welchen Schulabschluss<br />
haben<br />
Industriekauffmann/-frau?<br />
2%<br />
Hauptschulabschluss<br />
1%<br />
ohne<br />
Hauptschulabschluss<br />
Prozent a ler Ste len bei Industriekaufleuten<br />
waren im Jahr<br />
2011 von Frauen besetzt. 10<br />
Prozent a ler Industriekaufleute<br />
haben die a lgemeine Hochschulereife<br />
als Schulabschluss.<br />
(Que le: Institut für Arbeitsmarkt-<br />
und Berufsforschung)<br />
offene Ausbildungsste len für<br />
Industriekaufleute gibt es laut<br />
der Agentur für Arbeit in<br />
Pforzheim und dem Enzkreis<br />
noch. Bei der IHK Lehrste lenbörse<br />
wird noch ein Ausbildungsplatz<br />
angeboten.<br />
Z A H L E N<br />
Z U M TH EM A<br />
71<br />
7<br />
WIE VIEL VERDIENT<br />
MAN WÄHREND DER<br />
AUSBILDUNG?<br />
5 0<br />
1 0<br />
15 0<br />
2 0<br />
25 0<br />
1. Ausbildungsjahr<br />
811 bis 870,00 €<br />
864 bis 925,00 €<br />
920 bis 997 €<br />
2. Ausbildungsjahr<br />
3. Ausbildungsjahr<br />
MAI<br />
PZ Pforzheim vom 30.05.2015<br />
Zwei Seiten<br />
Ruhm und Ehre<br />
Es wird auch hin und wieder geschimpft über die PZ.<br />
„So ein Käsblättle“, heißt es dann gern. Oder: „Nicht besser als eine<br />
Schülerzeitung!“ Mal abgesehen davon, dass es wirklich toll<br />
gemachte Schülerzeitungen gibt und ein „Käsblättle“ auch liebevoll<br />
gemeint sein kann, die Qualität der „Pforzheimer Zeitung“ wird<br />
immer wieder bei renommierten Wettbewerben untermauert.<br />
Wir gehören – bei aller Bescheidenheit – dank zahlreicher Preise im<br />
journalistischen und gestalterischen Bereich zu den erfolgreichsten<br />
Zeitungen in Baden-Württemberg. Die beste Auszeichnung ist<br />
und bleibt aber die Zufriedenheit der Leserinnen und Leser.<br />
von Magnus Schlecht<br />
Wirgratulieren der<br />
Pforzheimer Zeitung<br />
zum 70-jährigen Bestehen.<br />
Herzlichen<br />
Glückwunsch!<br />
Seriensieger: Die „Pforzheimer Zeitung“ hat beim European<br />
Newspaper Award, dem wichtigsten Preis für Zeitungsdesign,<br />
schon Dutzende Preise gewonnen – wie damals im Jahr 2008, als<br />
der heutige Chefredakteur Magnus Schlecht von Norbert Küpper,<br />
einem der wichtigsten Zeitungsdesigner Deutschlands und Gründer<br />
des Awards, sowie Medium-Magazin-Chefredakteurin Annette<br />
Milz die Auszeichnung in Wien entgegennahm.<br />
FOTO: EUROPEAN NEWSPAPER AWARD<br />
„Enzkreis extrem“ hieß das Projekt,<br />
extrem gut kam das Ganze an: PZ-Redakteur<br />
wanderte einmal um den Enzkreis<br />
herum und nahm auf seinen<br />
Wanderungen auch immer wieder Lesergruppen<br />
mit. Die Wanderer waren<br />
voll des Lobes und im Glück. Kein<br />
Wunder, erhielt Bernhagen beim Ferag-Wettbewerb<br />
in Berlin einen Preis<br />
für vorbildliche Leser-Blatt-Bindung.<br />
FOTO: ARCHIV/Wittig<br />
Jaaaaaah! PZ-Redakteur Simon Walter und die damalige Praktikantin<br />
Julia Falk hatten allen Grund, aus dem Häuschen zu sein.<br />
Mit ihrer Serie „Verborgene Verbrechen“ landeten sie auf dem<br />
zweiten Platz des Deutschen Lokaljournalistenpreises der Konrad-Adenauer-Stiftung.<br />
Beim renommiertesten Wettbewerb für<br />
Lokaljournalismus wetteifern Hunderte von Arbeiten, dabei nehmen<br />
auch die ganz Großen der Branche teil. Wer hier vorne landet,<br />
muss besten Qualitätsjournalismus abliefern – so wie Falk<br />
und Walter. Sie haben sämtliche Polizeipressemeldungen eines<br />
Jahres mit den offiziellen Kriminalstatistiken verglichen und dabei<br />
erstaunliche Beobachtungen gemacht.<br />
54 4 | Zeit für unsere Leser<br />
Sonderbeilage „<strong>Zeitsprung</strong>“, Dienstag 1. Oktober 2019<br />
MOBILITÄT IN ZAHLEN NUMMER 95<br />
PFORZHEIMER ZEITUNG<br />
SAMSTAG, 25. APRIL 2015<br />
42<br />
Der Verkehr<br />
im Enzkreis<br />
Staus, Baustellen, Straßensanierungen<br />
und Bahnverkehr: Themen,<br />
über die die PZ vielfältig berichtet.<br />
Diesmal stellen wir die Verkehrsentwicklung<br />
im Enzkreis in Zahlen dar.<br />
9662<br />
Kilometer war die durchschnittliche Fahrleistung pro Einwohner im Enzkreis im Jahr 2012.<br />
Die Hälfte davon entfiel auf überörtliche Straßen, knapp 30 Prozent auf die Autobahn, 20 Prozent auf Strecken innerhalb der Orte.<br />
4.600.000<br />
Kilometer legten 2012 die Busse im Enzkreis zurück.<br />
Die Bahnen: rund 1,0 Millionen Kilometer.<br />
Bezogen auf die Personenkilometer werden im Nahverkehr damit rund 5 Prozent<br />
des Straßenverkehrs ersetzt und etwa 2 Prozent der CO2-Emissionen eingespart.<br />
50<br />
Prozent länger soll höchstens die Fahrt mit Bus und Bahn gegenüber dem Auto dauern. Sonst verliert der Nahverkehr an Attraktivität.<br />
Muss ein Fahrgast umsteigen, ist dieser Qualitätsanspruch aber nur schwer zu erreichen.<br />
Im Enzkreis wurden mit 4013 Verkehrsunfällen 2014 annährend gleich viele Unfälle wie im Jahr 2013<br />
durch die Polizei aufgenommen.<br />
Bei den getöteten Personen sind die Gruppen der jungen Fahrer (18 bis 24 Jahre) mit 4 und<br />
die Gruppe der Senioren (ab 65 Jahren) mit 5 getöteten Personen überdurchschnittlich stark betroffen.<br />
In 6 von 14 Unfällen mit tödlichem Ausgang war zu hohe oder nicht angepasste Geschwindigkeit<br />
die Ursache.<br />
Insgesamt war bei den durch die Polizei aufgenommenen Verkehrsunfällen mit Personenschaden<br />
die Vorfahrtsverletzung die Hauptunfallursache.<br />
11.713.254<br />
Fahrzeuge wurden 2014 bei den fünf stationären Blitzern im Enzkreis in Bauschlott, Illingen,<br />
Königsbach, Neuenbürg und Niefern gemessen. Insgesamt gab es dabei<br />
13.971 Geschwindigkeitsübertretungen, die meisten um bis zu 10 km/h (10.197).<br />
>27<br />
Fahrer rasten dabei mit über 40 Stundenkilometer mehr als erlaubt in die Radarfalle.<br />
432<br />
Fahrer aus dem Enzkreis mussten 2014 zur medizinisch-psychologischen Untersuchung.<br />
1.280.000<br />
Euro nahm die Bußgeldbehörde des Landratsamts im Jahr 2014 ein.<br />
51.896 Verfahren wurden verzeichnet.Es gab 42.759 Verwarnungen<br />
und 9137 Bußgeldbescheide (davon 358 mit einem Fahrverbot).<br />
10<br />
der 28 Kommunen im Enzkreis verfügen über einen Bahn-Anschluss.<br />
Aber: Damit ist der Zug für die Hälfte der Bevölkerung erreichbar, so das Landratsamt.<br />
1.840.000.000<br />
Kilometer betrug die PkW-Jahresfahrleistung 2012<br />
der knapp 192.000 Einwohner im Enzkreis.<br />
1521<br />
junge Leute machten 2014 den Führerschein für<br />
das begleitete Fahren ab 17 Jahren.<br />
119.673<br />
Autos waren 2014 im Enzkreis angemeldet.<br />
Das sind 625 Personenwagen pro 1000 Einwohner.<br />
Außerdem:<br />
14.000 Krafträder<br />
5860 Laster,<br />
5853 Zugmaschinen und<br />
112 Omnibusse.<br />
€<br />
QUELLEN: LANDRATSAMT ENZKREIS / STATISTISCHES LANDESAMT STUTTGART; GRAFIK: PZ<br />
€<br />
45%<br />
Fahrer<br />
16% Mitfahrer<br />
8% ÖPV<br />
8% Fahrrad<br />
23% zu Fuß<br />
SO BEWEGT SICH BADEN-WÜRTTEMBERG<br />
&MORGEN<br />
MOBILITÄT HEUTE<br />
PZ Pforzheim vom 25.04.2015<br />
Gemeinsam älter und reifer geworden,<br />
gemeinsam fit und aktiv geblieben<br />
Wir gratulieren der PZ ganz herzlich zum 70-jährigen Jubiläum<br />
Leistung:<br />
126 PS<br />
Sitzplätze: 24<br />
Höchstgeschwindigkeit: 80 km/h<br />
Unseren Büssing 4000 TS–Baujahr 1955kann manmieten!<br />
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Herzliche Glückwünsche von WISI<br />
Der seit 1926 in Niefern ansässige Pionier der<br />
Empfangs- und Verteiltechnik gratuliert der<br />
Pforzheimer Zeitung zum 70-jährigen Jubiläum.<br />
i i d<br />
ieder legt Kim J.<br />
(Name geändert)<br />
den Finger an ihren<br />
Hals. Wieder fährt<br />
sie damit über ihre<br />
Kehle. Um zu erklären,<br />
vor wa sie sich in Nordkorea fürchtete,<br />
braucht die Mi te-30-Jährige keine<br />
Worte. Da reicht diese Geste, dieses angedeutete<br />
Aufschlitzen des Halses.<br />
Dreimal führt sie diese Handbewegung<br />
aus: Einmal, um zu erklären, wie<br />
mit Christen in ihrer nordkoreanischen<br />
Heimat verfahren wird. Einmal, als sie<br />
von der Angst berichtet, die sie ha te, als<br />
sie über einen zugefrorenen Flu sarm zu<br />
Fuß nach China floh. Und einmal, al sie<br />
beschreibt, was pa siert wäre, wenn sie<br />
in China keinen gefälschten Pa s gekauft<br />
hä te. 20 000 Yuán – gut 3000 Euro – bezahlte<br />
sie vor zwei Jahren für die Dokumente,<br />
damit ihre Tochter und sie nach<br />
Deutschland fliegen konnten. Sie glaubt:<br />
Wäre sie erwischt und zurück nach Nordkorea<br />
geschickt worden, würde sie heute<br />
möglicherweise nicht mehr leben.<br />
„Ich bin Christin“, sagt sie sehr leise,<br />
sehr zurückhaltend, in dem holprigen<br />
Deutsch, da sie in einem Sprachkurs in<br />
Pforzheim gelernt hat. „Kein Geld, viel<br />
Hunger und Kim Jong Il war gar nicht<br />
gut“, erklärt sie. Doch wirklich gefährlich<br />
war es in ihrer Heimat für sie wegen<br />
ihres Glaubens. Wie aus dem Weltverfolgungsindex<br />
des christlichen Hilfswerks<br />
Open Doors hervorgeht, werden Christen<br />
derzeit in keinem anderen Land so sehr<br />
W<br />
verfolgt wie in Nordkorea. Die Organisation<br />
schätzt, da s rund 70 000 von ihnen<br />
in einem Arbeitslager eingespe rt sind.<br />
Bereits der Besitz einer Bibel kann in der<br />
Diktatur reichen, um verhaftet zu werden.<br />
In den Umerziehungslagern geht es<br />
so brutal zu, da s Häftlinge sterben.<br />
Unterdrückung, Arbeitslager, Mi s-<br />
handlungen: Vor a l diesen Gefahren<br />
floh Kim J. 2008 nach China. Da sie in<br />
der Nähe der Volksrepublik lebte, war ihr<br />
Glück. So heißt es beim Hilfswerk Open<br />
Doors über Christen in Nordkorea: „Der<br />
Druck bleibt außerordentlich stark und<br />
für diejenigen, die nicht in der Nähe der<br />
chinesischen Grenze wohnen, besteht<br />
praktisch keine Fluchtmöglichkeit.“<br />
Recht gute Chancen auf Asyl<br />
J. aber hat es gescha ft: Nachdem sie<br />
sich und ihrer Tochter vor zwei Jahren<br />
einen Pa s organisiert ha te, floh sie weiter<br />
nach Deutschland – möglichst weit<br />
weg von der lebensgefährlichen Heimat.<br />
„Wegen der dortigen Brutalität gegen<br />
Christen sind die Chancen, Asyl zu bekommen,<br />
recht gut“, erklärt ihr ehrenamtlicher<br />
Betreuer. Da J. anonym bleiben<br />
möchte, wird auch sein Name nicht<br />
genannt.<br />
Noch aber mu s die Mi te-30-Jährige<br />
warten. Erst auf einen Termin für ihre<br />
Anhörung in Karlsruhe – „das Interview“,<br />
wie die meisten Flüchtlinge dazu<br />
sagen –, dann auf die Entscheidung des<br />
Bundesamts. In Heidelberg hat sie nordkoreanische<br />
Bekannte, einmal pro Woche<br />
tri ft sie sich zudem mit Südkoreanern<br />
in Stu tgart. Kontakt zu ihrer Familie<br />
ha te sie dagegen lange nicht: „Meine<br />
Eltern sind tot“, sagt sie. Und zu ihrem<br />
Bruder habe sie zuletzt von China aus<br />
Kontakt gehabt. Damals habe sie ihm<br />
noch etwas Geld schicken können. Wieder<br />
stockt ihre Stimme, sie überlegt kurz,<br />
dann sagt sie: „Es geht ihm nicht gut.“<br />
Sie selbst kann nach einer kurzen<br />
Pause wieder vorsichtig lächeln. Auf der<br />
Wand hinter ihr sind bla se Schriftzeichen<br />
zu erkennen, auf dem Tisch vor ihr<br />
hat sie chinesischen Kuchen geste lt, den<br />
sie ihren Gästen anbietet. Das zähe Gebäck<br />
wird in eine Schü sel mit Zucker<br />
getaucht, beherzt beißt ihre Tochter zu.<br />
Ihre Mama blickt sie an, „sie ist jetzt<br />
in der Schule“, sagt sie stolz. Und noch<br />
etwas lä st Kim J. lächeln. Sie sagt es<br />
kurz vor der Verabschiedung: „Ic habe<br />
hier keine Angst mehr.“<br />
SIMON WALTER | PFORZHEIM<br />
Flucht aus Furcht vor dem Diktator<br />
Bis zu 70 000 Christen so len in Nordkoreas Arbeitslagern gefangen sein – In Pforzheim fühlt sich eine Mi te-30-Jährige endlich wieder sicher<br />
Das einzige Andenken an die Familie ist dieses vergrößerte Foto: Kim J. (Name geändert) ist rechts<br />
unten neben ihrer Schwester zu sehen. Hinter den beiden sitzen ihre Mu ter, ihr Vater und ihr Bruder<br />
(von links). FOTO: WALTER<br />
Wie die Gesprächspartnerin der PZ aus<br />
Nordkorea werden mehrere Asylbewerber<br />
in Pforzheim von ehrenamtlichen<br />
Paten unterstützt. Diese Patenschaften<br />
organisiert die Diakonie Pforzheim.<br />
„Das funktioniert oft ganz to l, optimalerweise<br />
entstehen da sogar<br />
Freundschaften“, sagt Milan Kopriva,<br />
Sozialarbeiter bei der Diakonie. Die Helfer<br />
begleiten Flüchtlinge im A ltag. Zum<br />
Schutz der Asylbewerber ist hierzu ein<br />
polizeiliches Führungszeugnis nötig.<br />
Zudem gibt es mit jedem Bewerber<br />
persönliche Auswahlgespräche. Kontakt<br />
über die Telefonnummer<br />
(0 72 31) 3 78 70. sw<br />
Patenschaft für Flüchtlinge<br />
FLÜCHTLING<br />
SAMSTAG, 21. MÄRZ 2015<br />
30<br />
ie Reise von Atif Mahmood<br />
Mirza dauert bereits acht Jahre.<br />
Geplant war sie nicht, als er<br />
mit dem Bachelor in der Tasche<br />
zum Studium in den türkischen<br />
Teil Zyperns kam.<br />
Nach zwei Semestern ging ihm das Geld aus,<br />
doch er kehrte nicht nach Hause zurück. „Ich<br />
wi l Menschen tre fen, andere Religionen kennenlernen“,<br />
sagt der 28-Jährige aus Kaschmir.<br />
Diese Neugier auf die Welt un die Suche nach<br />
persönlicher Freihei tauchen immer wieder auf,<br />
wenn er über sein Leben erzählt.<br />
Bei Fragen zu seiner Heimat schwächt sich<br />
sein Lächeln ab, er wird einsilbig. Es ist kein Geheimnis,<br />
da s das von Pakistan, Indien und China<br />
beanspruchte Gebiet ein hartes Pflaster ist.<br />
Für Mirza ist Kaschmir nicht einfach eine Region,<br />
sondern eine politische Größe. „Wir haben<br />
immer noch keine Unabhängigkeit“, sagt er. Die<br />
Ze ri senheit ist auch an seiner Familie zu sehen:<br />
Seine Mu ter stammt aus dem pakistanisch,<br />
sein Vater aus dem indisch besetzten Teil. Für<br />
Mirza selbst war es nicht immer einfach. „Ich<br />
ha te häufig Ärger, wenn ich in der Schule nachgefragt<br />
habe, etwa wenn es um Religion ging. Ich<br />
frage immer nach dem Warum“, sagt das jüngste<br />
von fünf Kindern über das traditione le, musli-<br />
D<br />
mische Umfeld. Zurück zu seiner Familie, di er<br />
seit acht Jahren nicht mehr gesehen hat, betont<br />
Mirza, könne er nicht mehr. Mehr sagt er nicht.<br />
Der Preis für seine Suche in der Fremde ist die<br />
Unsicherheit. Nach dem Studium in der Türkei<br />
folgen sechs Jahre in Griechenland, wo er lange<br />
Zeit in einem Restaurant arbeitet. „Ic hab es<br />
mir wie im Traum vorgeste lt“, erinnert er sich<br />
an den Bericht eines Bekannten. Doch dieser<br />
Traum hält nicht lange an. „In Griechenland war<br />
es nicht einfach. Die Regierung hilft dort überhaupt<br />
nicht.“ Er arbeitet acht bis zehn Stunden<br />
am Tag, verdient kaum Geld. „Gleichzeitig arbeiten<br />
und studieren war schwierig.“ 2013 geht Mirza<br />
nach Italien, das er drei Monate später wieder<br />
verlä st. Nach einer Woche in der Schweiz<br />
kommt er in Deutschland an. Seit 20 Monaten ist<br />
er nun hier, die meiste Zeit davon in Pforzheim.<br />
Er lebt mi ten in der deutschen Stadt und<br />
bleibt doch Außenseiter. „Ich kann noch immer<br />
nicht gut Deutsch“, sagt er. E sei schwierig, mit<br />
den Menschen in Kontakt zu kommen, auf die er<br />
außerhalb der Flüchtlingsunterkunft tri ft. Er<br />
wo lt eigentlich in eine Studenten-WG ziehen,<br />
doch dann hieß es: „Du bist Asylbewerber.“ Er<br />
macht kein Hehl aus seiner Unzufriedenheit.<br />
„Wenn ich so weiterlebe, werde ich auch in zehn<br />
Jahren mein Deutsch nicht verbe sern“, sagt<br />
Mirza. Er versucht, nach dem Sprachkurs am<br />
Morgen selbst noch zu lernen, arbeitet wenige<br />
Stunden in der Gastronomie. „Wenn ich die<br />
Chance bekomme, möchte ich gerne eine Ausbildung<br />
machen“, sagt er – nicht wi send, wie lange<br />
er in dem Land sein wird, das ihn mit vermeintlich<br />
Selbstverständlichem zu faszinieren scheint:<br />
„In Deutschland hat jeder Rechte“, betont er.<br />
Wenn er nicht bleiben kann, sagt Mirza, werde<br />
er woanders hingehen. „Eine Lehrerin hat<br />
mal zu mir gesagt: Wenn eine Tür zugeht, mu s<br />
man an eine andere klopfen. Vie leicht führt der<br />
Weg auch irgendwann durchs Fenster“, sagt er<br />
und lächelt. Mirzas Reise könnte also weitergehen.<br />
Doch noch ist es nicht soweit. Seine aktuelle<br />
Suche ist ganz konkret: „Ich würde gern ein<br />
Praktikum machen.“<br />
Atif Mahmood Mirza verließ seine Heimat zum Studium – Der Beginn einer Reise mit unbekanntem Ziel<br />
Auf der Suche<br />
STEFAN DWORSCHAK | PFORZHEIM<br />
Paukt Deutsch für ein be seres Leben und ho ft auf eine<br />
Chance: Atif Mahmood Mirza. FOTO: KE TERL<br />
Leidvolle<br />
in die F<br />
51,2 Mi lionen Menschen befinden sic<br />
Manche fliehen vor Krieg, Verfo<br />
andere vor Armut<br />
In der PZ erzäh<br />
Flüchtlinge,<br />
Pforzheim<br />
Asyl hoff<br />
ihre Gesch<br />
QUE LE: DIAKONIE PFORZHEIM<br />
0<br />
20<br />
40<br />
60<br />
80<br />
100<br />
Nigeria<br />
Irak<br />
Serbien<br />
Kosovo<br />
Mazedonien<br />
Bosnien-H.<br />
Albanien<br />
Syrien<br />
Pakistan<br />
Ru s. Föder.<br />
Georgien<br />
Türkei<br />
Kamerun<br />
China<br />
Nordkorea<br />
Gambia<br />
98<br />
89<br />
66<br />
45<br />
40<br />
17<br />
7 6 6 4 4 3 3 2 2 1<br />
Geschlecht<br />
männlich<br />
51%<br />
Kinder (bis 12 Jahre)<br />
34% Erwachsene<br />
59%<br />
Jugendliche (12 bis 17 Jahre) 7%<br />
weiblich 49%<br />
Alter<br />
FLÜCHTLINGE IN PFORZHEIMS GEMEINSCHAFTSUNTERKÜNFTEN<br />
Viele Flüchtlinge kommen aus dem Irak und aus Syrien. Auf dem Bild sind syrische F<br />
ie Narben, die von den Leiden<br />
der 29-jährigen Nigerianerin<br />
zeugen, sind nicht<br />
zu übersehen. „Hier“, sagt<br />
sie, schiebt den Mantel beiseite,<br />
legt ihre Beine und<br />
den linken Arm o fen. Dort sind die Brandmale,<br />
die sichtbaren Erinnerungen an jenen<br />
Tag vor drei Jahren, an dem Islamisten eine<br />
Kirche in ihrer Heimatstadt in Brand steckten.<br />
Vater und Bruder starben in den Flammen.<br />
Kezia L. (Name geändert) überlebte.<br />
Leider?<br />
Es gab Phasen, in denen sie da so sah.<br />
Phasen, in denen die junge Frau, deren Gesicht<br />
gar nicht mehr so jung au sieht, nicht<br />
mehr leben wo lte. Die Narben an ihrem<br />
Körper zeigt die gläubige Christin recht o fen<br />
– wohl auch deshalb, weil es die inneren<br />
Wunden sind, die viel mehr schmerzen.<br />
Der Leidensweg von L. dauert fast so lange<br />
wie ihr Leben: Eine Woche nach ihrer Geburt<br />
starb die Mu ter, das Mädchen wuchs<br />
bei ihrer Stiefmu ter auf. „Es gab keine Liebe,<br />
kein Ku s, nichts.“ Immer wieder sagt die<br />
Nigerianerin das. Dahinter versteckt sich<br />
mehr als nur emotionale Kälte. Schläge erli t<br />
sie tagein, tagaus. Tagelang hungerte sie.<br />
„Manchmal durfte ich nur zweimal pro Woch<br />
etwas e sen“, sagt sie. Ein Schulbesuch?<br />
Ausgeschlo sen. Einzig ihre Großmu ter gab<br />
D<br />
L. damals Halt. Ein Bild von ihr, ein Zeitungsbericht<br />
über den Brandanschlag, das<br />
Kleid, da sie am Leib trug – mehr nahm sie<br />
nicht mit auf die Flucht, die sie 2013 nach<br />
Pforzheim führte. Die Oma war gestorben,<br />
als L. zehn Jahre alt war. „Danach war ich<br />
ganz a leine.“ Sie blieb auch a leine. Monate.<br />
Jahre. Eineinhalb Jahrzehnte. So lange überlebte<br />
sie die Gewalt zwischen Christen und<br />
Muslimen in ihrem Heimatland. Sie überlebte<br />
auch die körperliche und psychische Gewalt<br />
ihrer Stiefmu ter. Dann aber so lte sie<br />
verheiratet werden: mit einem Muslim, der<br />
sie ihrer Familie abkaufen wo lte. „Er ha te<br />
schon vier Frauen, er ha te Kinder. Und vom<br />
Alter her hä te ich seine Enkelin sein können“,<br />
erzählt L. Ihr letzter Ausweg war die<br />
Flucht. Weg von zu Hause, weg aus Nigeria.<br />
„Die Männer dort sind verdammte Lügner“,<br />
schimpft sie. Sie macht das auf Englisch, der<br />
Sprache, die sie sich in den letzten Jahren<br />
beigebracht hat. Im Klang dieser Sprache<br />
wird ihre Wut auf unehrliche Männer – und<br />
unehrlich waren fast a le, denen sie begegnete<br />
– noch deutlicher: Die „bloody liar“ hätte<br />
nur an zwei Dingen Intere se: „An deinem<br />
Geld, und wenn du kein Geld hast, an<br />
deinem Körper.“<br />
6000 Euro für die Flucht<br />
Der Mann, der sie nach Deutschland<br />
schleuste, nahm sich beides. „Er benutzte<br />
mich, wann immer er wo lte“, sagt die 29-<br />
Jährige. Und einem Voodoo-Priester mu ste<br />
sie schwören, 6000 Euro zu bezahlen, wenn<br />
sie in Deutschland ist. Von Kano im Norden<br />
Nigerias brachte sie ein Kleinbus bis Marokko,<br />
wo weitere Schlepper warteten. „Die waren<br />
gut organisiert“, erinnert sie sich.<br />
„Nachts, so zwischen 0 und 1 Uhr, kam ich<br />
dann mit 70 anderen in ein kleines Boot, das<br />
uns nach Spanien brachte“, berichtet sie. „Da<br />
waren Kinder und Schwangere dabei.“ Es<br />
war eng, gefährlich – und tödlich: „Ich sah<br />
viele gestorbene Menschen.“ Von Spaniens<br />
Küste ging es per Bus nach Deutschland.<br />
„Nichts über uns sagen, nichts ve raten“,<br />
bläuten ihr die Schlepper noch ein. Und sie<br />
sagte nichts.<br />
Sta tde sen bezahlte sie. 325 Euro erhielt<br />
sie pro Monat, 300 davon gab sie den Krimine<br />
len. Geld für E sen blieb da kaum. Der<br />
Druck wuchs, die Depre sionen auch. Ganz<br />
a lein war L. aber nicht – zum Glück: Als sie<br />
ihrem Leben mit 18 Schlaftable ten ein Ende<br />
setzen wi l und leblos in ihrem Zimmer<br />
liegt, wird sie in der Kirche von einer Bekannten<br />
vermi st. „Sie und meine Nachbarn<br />
haben mich gere tet“, erzählt die Frau. Sie<br />
lebte weiter. Und sie zahlte weiter – auch,<br />
nachdem die Schulden beim Schleuser beglichen<br />
waren: „Ich schickte das Geld an<br />
meine Stiefmu ter.“<br />
Warum? Unweigerlich steht die Frage im<br />
Raum. Warum schickt die 29-Jährige Geld an<br />
die Frau, die sie fast drei Jahrzehnte lang<br />
quälte? Die Frage mu s nicht ausgesprochen<br />
werden, L. antwortet von sich aus – mit einer<br />
Gegenfrage: „Was, wenn mein Asylantrag abgelehnt<br />
wird? Dann mu s ich dorthin zurück.<br />
Und dann bin ich tot, wenn ich nichts<br />
gebe.“ Ein Mitarbeiter der Diakonie bemerkte,<br />
da s ihr für elementare Hygieneartikel<br />
und Nahrungsmi tel das Geld fehlte. Er<br />
schri t ein, überzeugte sie, es zu behalten.<br />
„Das war richtig“, sagt sie heute. Doch es<br />
machte sie noch einsamer. Ihre Familie wo l-<br />
te nun überhaupt nichts mehr mit ihr zu tun<br />
haben. Und Kontakt zu anderen Nigerianern<br />
wi l wiederum L. nie wieder haben – obwohl<br />
einige davon in der Region leben. Mehrmals<br />
habe sie mit ihnen gesprochen, stets hä ten<br />
deren Worte ähnlich geklungen: „Du hast einen<br />
schönen Körper, keine Eltern und keine<br />
Kinder hier. Du bist dumm, du bist ve rückt,<br />
wenn du dich nicht verkaufst. Das machen<br />
doch a le.“<br />
Sie prostituierte sich trotzdem nicht. Vieles<br />
hat sie für ihre Flucht über sich ergehen<br />
la sen. Ihren Stolz hat sie bewahrt.<br />
Stolz. Und einen Funken Ho fnung. Vor<br />
einigen Monaten lernte sie einen Mann kennen<br />
– und mit ihm das Gefühl familiärer<br />
Liebe. „Sein Opa möchte zu meinem Geburtstag<br />
eine Feier ausrichten“, sagt sie. Tränen<br />
wischt sie mit dem Handrücken aus ihren<br />
dunklen Augen. Es wäre di erste Geburtstagsfeier<br />
ihres Lebens. Der folgende<br />
Gedanke ist unfair, er zeugt von Vorurteilen,<br />
doch unweigerlich drängt er sich in den<br />
Vordergrund: Liebe. Heirat. Papiere. Dann<br />
dürfte sie in Deutschland bleiben. Ist das<br />
ein Ausweg? Erneut steht die Frage unausgesprochen<br />
im Raum, erneut spricht L. das<br />
Thema selbst an: „Wir sind erst sieben Monate<br />
zusammen. Das ist viel zu kurz für eine<br />
solche Entscheidung. Und Dokumente allein<br />
machen auch nicht glücklich.“<br />
„Er benutzte mich,<br />
wann immer er wollte“<br />
SIMON WALTER | PFORZHEIM<br />
29-Jährige war doppeltes Ziel von Angri fen: als Frau und als Christin. In Nigeria überlebte sie einen Brandanschlag, auf ihrer Flucht sexue le Gewalt.<br />
Nicht viel brachte die 29-jährige Nigerianerin aus<br />
ihrer Heimat mit nach Deutschland: ein Kleid, ein<br />
Zeitungsau schni t und dieses Bild ihrer<br />
Großmu ter. FOTO: KE TERL<br />
ur 22 von 8548 Personen,<br />
0,26 Prozent: So viel – oder: so<br />
wenig – mazedonische Flüchtlinge<br />
durften 2014 nach ihrem<br />
Asylantrag auch in Deutschland<br />
bleiben. Siwan und Beti Sherifov<br />
haben es mit ihrem Sohn Leon trotzdem versucht.<br />
Vor eineinhalb Jahren kamen sie nach<br />
Pforzheim.<br />
Die Geschichte des Paares beginnt wie eine<br />
ganz normale Liebesgeschichte. Sie sind jung, sie<br />
sind schön, sie verlieben sich. 18 und 19 Jahre sind<br />
sie alt, al sie 2009 beschließen, zu heiraten. Da<br />
aber wurde die so normale Geschichte zweier Liebender<br />
zum Spießrutenlauf. Denn: „Ich bin Christin,<br />
Siwan ist Moslem“, erklärt Beti. „Daher akzeptiert<br />
meine Familie ih nicht und seine Familie<br />
akzeptiert mich nicht.“ Seit fünf Jahren rede ihre<br />
Mu ter nicht mehr mit ihr. Und auch die Glaubensgemeinschaften<br />
ste lten sich quer: Bis 2013<br />
dauert es, bis sie wirklich heiraten durften.<br />
Da waren sie schon Eltern, Leon ist heute zweieinhalb<br />
Jahre alt. Mit seiner Geburt wuchs in ihrer<br />
kleinen Heimatstadt im Osten Mazedoniens<br />
der Ha s auf das muslimisch-christliche Paar:<br />
„Als er acht Monate war, haben radikale Muslime<br />
unsere Fenster zerstört“, erinnert sich Beti Sherifova.<br />
Al si einige Monate später mit Leon auf<br />
dem Spielplatz war, hä ten Männer gerufen: „Das<br />
Kind mu sterben.“ Steine flogen. Da entschied<br />
sich das Paar zur Flucht: „Ich ha te Angst um<br />
mein Kind, ic ha te doch keine andere Wahl“,<br />
sagt die 24-Jährige. Wie ihr Mann war auch sie<br />
Schneiderin. Beide gaben ihre Jobs auf, nahmen<br />
die angesparten 1000 Euro und suchten sich einen<br />
Fahrer, der sie nach Deutschland brachte.<br />
Dort haben si einen Bekannten, zudem ha ten<br />
sie in der Schul ein paar Brocken Deutsch gelernt.<br />
Al sie nach 24 Stunden in der Bundesrepublik<br />
ankamen, war die Hälfte des Geldes bereits<br />
verbraucht – für den Fahrer und für Schmiergelder.<br />
Gleich an der ersten Grenze, im bulgarischen<br />
Blagoevgrad, wurde Beti in einen Raum geführt.<br />
N<br />
„Ziehen Sie sich aus“, sei dort die Anweisun gewesen.<br />
„Sie wo lten angeblich sehen, da s ich<br />
sonst nichts mehr bei mir trage“, erklärt die junge<br />
Frau, die dem Befehl folgte. Ihr Mann bezahlte<br />
schließlich 200 Euro, damit sie die Grenze pa sieren<br />
durften – raus aus Mazedonien, ihrer Heimat.<br />
„Sicher, da s wir bald gehen müssen“<br />
Eine Heimat freilich, die fast pleite ist und in der<br />
o fizie l rund 30 Prozent der Menschen arbeitslos<br />
sind. Die Roma – so wie Siwan einer ist – stehen<br />
auf der sozialen Leiter ganz unten. Für Asyl reicht<br />
das nicht aus. Beti und Siwan machen zusätzlich<br />
religiöse Verfolgun geltend, ihr Fa l liegt also etwas<br />
anders als die der meisten Mazedonier. Anders<br />
genug? „Wir haben keine Beweise für die Angri<br />
fe“, sagt Beti. „Daher bin ich mir sicher, da s<br />
wir bald gehen mü sen.“ Drei Abschiebebescheide<br />
haben sie bereits erhalten. Jetzt läuft der Folgeantrag.<br />
Es ist der letzte. „Wi rechnen täglich damit,<br />
die Absage zu erhalten“, sagt Siwan. Dann würden<br />
sie auf jeden Fa l heimkehren. „In Eutingen hat<br />
vor Kurzem die Polizei eine Familie abgeholt“, erzählt<br />
Beti. Das wo len sie sich und ihrem Sohn ersparen.<br />
Ihr Ziel in Mazedonien kennen sie noch<br />
nicht. Denn in ihre Heimatstadt, zu ihren Familien,<br />
könnten sie nur unter einer Bedingung zurück,<br />
sagt die junge Frau: „Wenn wir uns trennen.“<br />
SIMON WALTER | PFORZHEIM<br />
Gefährliche Liebe<br />
Siwan und Beti Sherifov aus Mazedonien glauben an verschiedene Gö ter.<br />
Zu Hause wurden sie und ihr Sohn daher a tackiert. Dennoch müssen sie wohl bald in ihre Heimat zurückkehren.<br />
Nur eines haben Siwan (links) und Beti Sherifov aus ihrer Heimat mitgenommen: ihren Sohn Leon. FOTO: WALTER<br />
GE ERZÄHLEN NUMMER 67<br />
PFORZHEIMER ZEITUNG 31<br />
lle Wege<br />
Freiheit<br />
n sich derzeit weltweit auf der Flucht.<br />
erfolgung und Unterdrückung,<br />
mut und Hunger.<br />
erzählen vier<br />
htlinge, die in<br />
zheim auf<br />
hoffen,<br />
eschichte.<br />
Flüchtlinge in einem Lager im Nordirak zu sehen. FOTO: AKRAYI<br />
Sie wollen helfen?<br />
Kontakt zur<br />
Diakonie unter<br />
www.diakoniepforzheim.de<br />
PZ Pforzheim vom 21.03.2015<br />
Der Höhepunkt: Im Jahr 2015 wurde<br />
die „Pforzheimer Zeitung“ beim<br />
European Newspaper Award mit sage<br />
und schreibe neun Awards prämiert.<br />
Das ist bislang Rekord. Europaweit<br />
gehörte die PZ in diesem Jahr zu den<br />
erfolgreichsten Lokal- und Regionalzeitungen<br />
in ganz Europa.<br />
SAMSTAG, 3. JANUAR 2015 | LEBENSART & UNTERHALTUNG 41<br />
Mach ma langsam! Faulenzen, ein<br />
Buch lesen, entspannen: Das gehört<br />
zu den liebsten Wochenendbeschäftigungen<br />
der Deutschen. FOTO: FOTOLIA<br />
! Auch bem Zeitunglesen lassen sich die Deutschen am Wochenende mehr Zeit: 44 statt 39 Minuten. Deswegen hat das neue Magazin mehr Seiten, neue Inhalte und eine modernere Optik. Viel Vergnügen!<br />
TEXT: SIMON WALTER<br />
Endlich entschleunigt<br />
s klingt wie ein Countdown, wie das<br />
Herunterzählen der letzten Stunden<br />
an einem Freitagnachmi tag,<br />
bis hin zum Start ins Wochenende:<br />
321. Die Zahlenfolge ist aber mehr<br />
als das. Sie bezi fert das Jahr, in<br />
dem der Sonntag zu dem wurde, was er heute ist:<br />
zum Höhe- und Ruhepunkt der Woche.<br />
Zugleich ist er deren Startpunkt. Denn: Der Sonntag<br />
ist – eigentlich – der erste Wochentag. 321 Jahre<br />
nach Christus war es, als de römische Kaiser Konstantin<br />
das Gesetz erließ, das den Sonntag zum Ruhetag<br />
erhob. Der in den Zehn Geboten genannte, besonders<br />
schützenswerte siebte Tag ist dagegen der<br />
Sabbat. Dieser wird auch heute noch von Juden am<br />
Samstag gefeiert wird. Ebendiese Sabbatruhe wo lte<br />
Konstantin der Große bekämpfen – und schrieb daher:<br />
„A le Richter, Stadtbewohner und Handwerker<br />
so len am verehrungswürdigen Sonntag ruhen.“<br />
Ruhen. Für die Mehrheit der Deutschen steht dies<br />
samstags und sonntags auch heute noch im Vordergrund.<br />
Die Frühstücksdauer steigt von 20 Minuten<br />
unter der Woche auf 33 Minuten am Wochenende.<br />
Die Schlafenszeit verlängert sich von 6:50 auf<br />
7:25 Stunden. Und als die Forsa die Deutschen fragte,<br />
wie sie sich am Wochenende erholen, sah die<br />
E<br />
Top 5 wie folgt aus: 1. ausschlafen, 2. faulenzen, 3.<br />
Zeit mit der Familie verbringen (siehe Grafik). Bis<br />
die breite Mehrheit der Bevölkerung a l dies – zumindest<br />
ansatzweise – genießen durfte, mussten<br />
seit Kaiser Konstantins Erlass freilich noch fast 1600<br />
Jahre vergehen: In Deutschland gilt erst seit 1895<br />
für Arbeiter und seit 1919 für Angeste lte das Verbot<br />
der Sonntagsarbeit.<br />
Für ein gutes Viertel der Berufstätigen besteht dieses<br />
Verbot indes nur in der Theorie. Krankenschwester,<br />
Altenpfleger und Köche schuften selbstverständlich<br />
sonntags. Arbeiteten 1992 nur 20,6 Prozent<br />
der Deutschen sonntags, waren es 2002 schon<br />
24,2 und 2012 28,6 Prozent. Doch: Ein Jahr später<br />
ging der Wert wieder um 0,6 Prozentpunkte zurück.<br />
Und dieser Mini-Trend könnte sich fortsetzen. Denn<br />
das baden-wür tembergische Sozialministerium<br />
nimmt derzeit ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts<br />
unter die Lupe. Dieses ha te im November eine<br />
hessische Verordnung gekippt, wonach an Sonnund<br />
Feiertagen in Ca l-Centern, Brauereien und Videotheken<br />
gearbeitet werden durfte. Im Südwesten<br />
könnten nun ähnliche Regeln für Ca l-Center, Lotto-Gese<br />
lschaften, Blumengeschäfte, Brauereien<br />
und Eisherste ler auf den Prüfstand kommen.<br />
„Sonntags ist das Wetter schlechter.“ Wirklich?<br />
Das zunächst nur in Hessen gültige Urteil war ein<br />
Weckruf für die Freunde der sonntäglichen Entschleunigung.<br />
„Der Sonntag muss soweit wie möglich<br />
der Familie zur Verfügung stehen“, forderte der<br />
CDU-Landeschef Christian Bäumler. Und in einem<br />
seltenen Anflug der Einigkeit sagte Verdi-Landeschefin<br />
Leni Breymaier: „Der Sonntag ist der Tag für<br />
Erholung und Gemeinschaft. Darauf muss eine Gese<br />
lschaft sich verlassen können.“<br />
So erobert das Private das Wochenende zurück – ein<br />
wenig: Die Mehrheit der Baden-Wür temberger sagte<br />
in der Forsa-Umfrage, dass sie sich am Wochenende<br />
gut erholen. Den 30- bis 49-Jährigen fä lt dies<br />
leichter als Jugendlichen und Senioren, den Männern<br />
leichter als Frauen und den Haupt- und Realschulabsolventen<br />
leichter als den Studierten.<br />
Viele von ihnen genießen an Wochenenden besonders<br />
gerne die frische Luft – wenn es nicht ausgerechnet<br />
am freien Tag regnet. Oder? „Da ist der Anteil<br />
der Meteorologie kleiner als der der Psychologie“,<br />
meint dazu Uwe Schickedanz, Diplom-Meteorologe<br />
beim Deutschen We terdienst in Stu tgart.<br />
Zwar gebe es eine Studie des Karlsruher Instituts für<br />
Meteorologie und Klimaforschung, wonach es in<br />
Deutschland zwischen 1991 und 2005 an Wochenenden<br />
häufiger regnete als von montags bis freitags.<br />
Jedoch sind die Unterschiede nur marginal. Die<br />
Karlsruher Forscher vermuteten, dass die Abgase<br />
das We ter beeinflussen. Unter der Woche würden<br />
verstärkt Feinstaub-Partikel von Autos und Firmen<br />
ausgestoßen. Diese sammeln sich demnach in der<br />
Luft und wirken am Wochenende am stärksten, indem<br />
sie die Sonne blockieren und zur Regenbildung<br />
beitragen. Bis Montag sei die Luft dann wiede rein<br />
und das We ter besser. „Aber die Unterschiede sind<br />
statistisch nicht signifikant“, sagt Schickedanz. Das<br />
heißt: Sie könnten auch Zufa l sein. So lag die Regenwahrscheinlichkeit<br />
unter der Woche bei 49,7<br />
und am Wochenende bei 50,5 Prozent. Die Pforzheimer<br />
We terdaten für 2014 hat die PZ ausgewertet.<br />
Das Ergebnis: zwar gab es an Wochenenden mehr<br />
Niederschlag, zugleich kam an diesen Tagen aber<br />
auch die Sonne wenige Minuten länger heraus.<br />
Deutlich größer sind da die Unterschiede in der<br />
Freizeitgestaltung der Deutschen. So haben mehrere<br />
Umfragen gezeigt, dass der Samstag vor dem<br />
Sonntag und dem Freitag der beliebteste Tag fürs<br />
Liebesspiel ist. Laut einer Erhebung der Zeitschrift<br />
„Brigi te“ gehört Sex für 59 Prozent der Deutschen<br />
zu einem gelungenen Wochenende dazu. Regelmäßig<br />
in die Kirche gehen dagegen nur noch knapp<br />
fünf Prozent. Und das ha te sich Konstantin der<br />
Große wohl wahrlich anders vorgeste lt. Schließlich<br />
war sein Gesetz im Jahr 321 die Grundlage dazu,<br />
dass sonntags die Go tesdienste gefeiert werden.<br />
Wochenend, mein Sonnenschein.<br />
Samstags und sonntags nehmen sich die<br />
Deutschen mehr Zeit für die Lieben und<br />
die Liebe, fürs Faulenzen und fürs<br />
Frühstücken. Zuletzt sank der Anteil der<br />
Wochenendarbeiter leicht und ein<br />
Gericht stärkte den arbeitsfreien Sonntag.<br />
Zeit für eine Würdigung der schönsten<br />
Tage der Woche.<br />
Sir Peter Ustinov,<br />
britischer Schauspieler, Schriftste ler und Regi seur<br />
„Das beste am Sonntag ist, dass man<br />
sich nie komplett anziehen muss.<br />
Meistens komme ich nicht einmal<br />
dazu, mir die Socken anzuziehen.“<br />
TOP 5 ZUM THEMA<br />
Entspannungsfaktoren am Wochenende, in %<br />
a ler Befragten, die sich erholt fühlen<br />
Stressfaktoren am Wochenende in % a ler<br />
Befragten, die sich gestresst fühlen<br />
57%<br />
51%<br />
50%<br />
48%<br />
48%<br />
Ausschlafen<br />
Faulenzen<br />
Zeit mit der Familie<br />
Freunde treffen, ausgehen<br />
An der frischen Luft sein<br />
QUELLE: FORSA<br />
Arbeit<br />
Haushalt<br />
Regelmäßige Verpflichtungen<br />
Übe raschende Ereignisse<br />
Freizeitstress<br />
51%<br />
51%<br />
32%<br />
13%<br />
22%<br />
MIT FÖHNWELLE UND BRUSTHAARTOUPET: DIETER THOMAS KUHN WIRD 50 | 42<br />
AUS ALT WIRD NEU, HEISST ES IN DER NEUEN SERIE MACHT WAS DRAUS | 43<br />
MIT DEM OBERBÜRGERMEISTER DURCH 2015: PFORZHEIMS WICHTIGSTE TERMINE | 46 / 47<br />
Lisa Belle und Anke Baumgärtel<br />
zeigen, wo der Hammer hängt!<br />
PZ Mühlacker vom 03.01.2015<br />
SONNENF<br />
SAMSTAG, 21. MÄRZ 2015<br />
42<br />
9.40 Uhr<br />
s sind besondere Phänomene,<br />
die den Menschen bewu<br />
st machen, da sie vom<br />
A l umgeben sind. Der Meteorit vom<br />
Sonntagabend. Und natürlich jetzt<br />
der Mond, der zwischen Erde und<br />
Sonne wanderte und das Licht raubte.<br />
Rund um die Sternwarte Nordschwarzwald<br />
in Schömberg-Bieselsberg<br />
wo lten das rund 50 Besucher<br />
mit eigenen Augen sehen. Mitglieder<br />
des Astronomischen Arbeitskreises<br />
Pforzheim (AAP) weihten sie zudem<br />
in die Geheimni se der verschiedenen<br />
Himmelsphänomene ein. In<br />
Pforzheim waren der Wa lberg mit<br />
rund 100 und der Wartberg mit 50<br />
Beobachtern beliebte Punkte.<br />
Wichtigstes Hilfsmi tel war übera<br />
l die Schutzbri le mit der sogenannten<br />
Astro-Solar-Folie. „Bloß<br />
nicht ohne in die Sonne schauen“,<br />
legte Martin Tischhäuser vom AAP<br />
den Schaulustigen nahe. Der promovierte<br />
Physiker und seine Experten-<br />
Gruppe ha ten vor der Sternwarte jede<br />
Menge Gerätschaften aufgebaut,<br />
um ja kein Detail des Naturschauspiels<br />
zu verpa sen. Wer wo lte,<br />
konnte zwischen drei bis vier kleineren<br />
Teleskopen, die zum Teil noch<br />
an einen Bildschirm angeschlo sen<br />
waren, wählen, um einen Blick auf<br />
die sich zunehmend verdunkelnde<br />
Sonne zu werfen. In der Warte stand<br />
auch noch das erst kürzlich angescha<br />
fte 50-Zentimeter-Spiegelteleskop<br />
inklusive Linsenteleskop zur<br />
Verfügung. „Damit schauen wir normalerweise<br />
tief in den Weltraum hinein<br />
und beobachten Kometen oder<br />
Galaxien“, erzählt Bernd Vogt, der<br />
ebenfa ls dem Astronomischen Arbeitskreis<br />
angehört. „Aber auch eine<br />
Sonnenfinsternis hat ihre besonderen<br />
Reize“, bekennt er und lächelt.<br />
„Es ist kein Wunder, da s sich die<br />
Menschen lange davor gefürchtet<br />
haben.“<br />
Auch über Bieselsberg liegt zeitweise<br />
eine gespenstische Atmosphäre. Vor<br />
a lem, als sich der Mond um 10.37<br />
E<br />
Uhr zur maximalen 72-Grad-Bedeckung<br />
vor die Sonne schiebt. „Ich<br />
habe extr auf die Vögel geachtet“,<br />
sagt eine ältere Dame im Publikum.<br />
„Für einen Moment waren sie sti l.<br />
Dann haben sie zum Glück aber wi<br />
der wi<br />
nehme Wärme der Frühling sonne<br />
ist für kurze Augenblicke wie weggeblasen.<br />
„Mich hat es von einer Sekunde<br />
auf die andere richti gefroren“,<br />
gesteht eine Schülerin<br />
Pf<br />
Schwärmen u<br />
schaudern bei<br />
himmlischen Spe<br />
PETER HEPFER, GERHARD KETTERL UND<br />
SIMON WALTER | PFORZHEIM/ENZKREIS<br />
Die Sonnenfinsternis lockt Schaulustige in der ganz<br />
Astronomie-Experten informieren an der Sternwarte Bieselsbe<br />
dem Wa lberg sorgen dagegen viele junge Beobachter für eine<br />
10.00 Uhr 10.07 Uhr 10.35 Uhr<br />
In Huchenfeld ha te Bernd Weisheit (Zweiter von rechts) zur Sofi-Beobachtung Freunde und Nachbarn eingeladen.<br />
Anne te De Gaetano, Waltraud Knö ler sowie Wolfgang und Ulrike Trautz sahen sich das Himmelsereignis auf dem Wartberg an.<br />
Kristina Wilhelm aus Pforzheim, die auf dem Wa lberg gen Himmel blickte.<br />
„Die Sonnenfinsternis war to l, aber ich hätte damit<br />
gerechnet, dass es dunkler wird.“<br />
Marcus Meyer, der die Sofi<br />
zusammen mit seinen Freunden<br />
Sven Bolmer, Marvin Fuchs und Daniel<br />
Schweikl verfolgte.<br />
„Bri len gabs nicht mehr.<br />
Daher haben wir Wärmefolie<br />
aus dem Auto und<br />
eine Zigarenhü le genommen<br />
und daraus einen<br />
Ersatz gebastelt. Das<br />
funktioniert echt gut.“<br />
Bernd Vogt, Astrono<br />
„Wenn wir die nächste totale<br />
im Jahr 2081 mite<br />
müssen wir uns e<br />
Anne te Grimm, Straubenhardt, die das Naturschauspiel in Bieselsberg erlebte<br />
„Ich bin begeistert. Wenn es am he lichten Tag plötzlich<br />
dunkel wird, hat das schon was Geheimnisvo les.“<br />
Romina Fiorenca, die keine So<br />
und das Spektakel auf dem<br />
„Not macht eben erfinderisch<br />
gelesen, dass es mit einem kle<br />
auch funktio<br />
FINSTERNIS NUMMER 67<br />
PFORZHEIMER ZEITUNG 43<br />
kaum losreißen kann. Denn, wer<br />
ganz genau hinschaut, erkennt zumindest<br />
mit dem Spezialteleskop<br />
neben einem Sonnenfl k<br />
sen. Und mit dem H-alpha-Licht<br />
kann man das leuchtende Gas erkennen“,<br />
erklärt Martin Tischhäuser<br />
und gerät dabei ins Schwärmen.<br />
„Der Diamantring-E fekt an der Sonnen-Corona<br />
ist unbeschreiblich<br />
schön. Das hinterlä st bei jedem einen<br />
bleibenden Eindruck.“<br />
Schüler im Sofi-Fieber<br />
Das himmlische Spektakel<br />
war auch an den Schulen<br />
das Thema schlechthin.<br />
Die Sternwarte des Kepler-<br />
Gymnasiums in Pforzheim<br />
zum Beispiel war ständig belegt.<br />
Physiklehrer Daniel Hofsäß<br />
ha te die Touren organisiert und<br />
selbst die Fünftklä sler konnten sich<br />
ein Bil der partie len Finsternis in<br />
der Sternwarte machen. Über das<br />
Teleskop wurde die Sonnensichel<br />
auf Papier projiziert. Während manche<br />
Grundschulen die Kinder aus<br />
Angst vor Augenschäden in der großen<br />
Pause nicht nach draußen ließen,<br />
befanden sich die Eleven der<br />
Haidachschule im Sofi-Fieber. Sie<br />
schauten sich das seltene Naturereignis<br />
über ein interaktives Whiteboard<br />
im Livestream an. Die Bri len<br />
wurden gegenseitig ausgeliehen, so<br />
da s die Kinder auch einen direkten<br />
Blick auf die Sonne werfen konnten.<br />
Den nicht jeder ha t eine der begehrten<br />
Bri len erga tert. Dagegen<br />
ha te Klaus Pflüger, der ste lvertetende<br />
Schu leiter am Kepler, gut lachen.<br />
Er ha te sich bei der Sonnenfinsternis<br />
1999 sechs der PZ-Bri len<br />
gesichert, so gab es genügend Vorrat.<br />
Gemütlich und genüsslich war<br />
das Sofi-Vergnügen von Wolfgang<br />
Trautz, dem ehemaligen Verkehrsdirektor<br />
und Veranstaltungsorganisator<br />
zur Sonnenfinsternis von<br />
1999. Zusammen mit seiner Ehefrau<br />
und seinen damaligen Mitsteiterinnen<br />
Waltraud Knö ler und Anne te<br />
de Gaetano genehmigt er sich gestern<br />
ein Picknick<br />
Scherbelino“: Gri lgeruch waberte<br />
über dem Hügel, zwei Mädchen<br />
blickten auf einer Decke liegend<br />
gen Sonne, viele junge Leute widmeten<br />
sich mit Dosenbier und<br />
selbst gebasteltem Sichtschutz (siehe<br />
Artikel rechts) dem Spektakel.<br />
Perfekte Sofi-Stimmung he rschte<br />
auch bei Bernd Weisheit in Huchenfeld.<br />
Der Hobby-Astronom<br />
mit selbst gebautem<br />
Observatorium ha te seinen<br />
Garten für Freunde<br />
und Nachbarn geö fnet.<br />
Die Stimmung stieg. Seine<br />
Gäste bekamen Gänsehaut,<br />
als um 10.37 Uhr der<br />
Gra der Verfinsterung seinen Höhepunkt<br />
e reichte.<br />
und<br />
beim<br />
Spektakel<br />
zen Region ins Freie.<br />
selsberg über das Phänomen, auf<br />
eine Gri lfest-Atmosphäre.<br />
10.49 Uhr 11.18<br />
11.03 Uhr 11.36 Uhr FOTOS: KE TERL, HEPFER, WALTER<br />
Es war ein seltsames Bild, da sich<br />
gestern auf dem Pforzheimer Wa l-<br />
berg bot: Da die Sofi-Bri len ausverkauft<br />
waren, blickten viele mit gebastelten<br />
Alternativen gen Sonne –<br />
a ler Warnungen zum Trotz.<br />
Di einen hielten eine CD in die<br />
Höhe, die anderen versteckten sich<br />
hinter ganz normalen Sonnen- und<br />
Schweißerbri len. Mit Alufolie in<br />
di<br />
Klopapie ro le geklebt ha te. Abgesehen<br />
von diesen zertifizierten Sofi-Folien<br />
bargen aber a l diese Basteleien<br />
eine Gefahr fürs Auge.<br />
Manch einer<br />
schaute gar völlig<br />
ungeschützt<br />
in die Sonne. Daher<br />
ha te Dr. Nikoloaos<br />
Be lios,<br />
Facharzt für Augenheilkunde<br />
am Heli<br />
Ander sei dies, wenn die Strahlung<br />
die Netzhaut beschädigt habe. Dies<br />
sei nicht therapierbar. „Symptome<br />
können bis zu 48 Stunden später<br />
auftreten“, sagte Be lios. Symptome<br />
seien Farbstörungen, eine verze rte<br />
Sicht und Gesichtsfeldeinschränkungen.<br />
„Ich rechne damit, da s ein<br />
paar Geschädigte in den nächsten<br />
Tagen kommen werden“, sagte Bellios.<br />
„Viele werden es aber nicht<br />
sein – und meist wi<br />
Erster Sofi-Patient im Klinikum<br />
Schüler hatte Glück im Unglück – Viele bastelten sich Alternativen zu den Schutzbri len<br />
SIMON WALTER<br />
PFORZHEIM/STUTTGART<br />
Siegfried Vogel aus Grunbach (vorne) und Erik Raus aus Gräfenhausen (hinten) genießen die Sof in der Bieselsberger Sternwarte.<br />
Gerhard Ke terl<br />
PZ-Fotograf<br />
„Die Sonnenfinsternis<br />
ohne Wolken war für<br />
mich eine kleine<br />
Entschädigung für das<br />
verregnete Spektakel<br />
vor 15 Jahren.“<br />
omischer Arbeitskreis<br />
te totale Sonnenfinsternis<br />
miterleben wo len,<br />
einfrieren lassen.“<br />
ofi-Bri le mehr erga tert ha te<br />
dem Wa lberg verfolgte.<br />
erisch. Ich habe auf Facebook<br />
m kleinen Loch in der Alufolie<br />
onieren so l.“<br />
Video und Bildergalerie<br />
zum Thema<br />
Sonnenfinsternis auf<br />
www.pz-news.de<br />
Das Foto des Tages hat der Engelsbrander<br />
Manfred Fie s gescho<br />
sen. Der begeisterte Hobby-Fotograf<br />
scha fte es, nicht<br />
nur die einzelnen Phasen abzulichten,<br />
sondern er hielt auch um<br />
11.21 Uhr und 31 Sekunden<br />
den Moment fest, als ein Flugzeug<br />
die Sonnen- und Mondbahn<br />
kreuzte. Unter Fotografen<br />
kann man das als absoluten<br />
Glückstre fer bezeichnen. Fie s<br />
recherchierte anschließend im<br />
Internet und auf der Webseite<br />
von Flightradar24 wurde er fündig.<br />
Nach seinen Angaben mu s<br />
es sich um einen Airbus A 320-<br />
214 der Fluggese lschaft EasyJet<br />
handeln, der von London nach<br />
Hurgada unterwegs war. gk<br />
Fotografenglück<br />
PZ Mühlacker vom 21.03.2015