Zeitsprung
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70 Jahre Pforzheimer Zeitung + 225 Jahre Zeitung in Pforzheim<br />
127<br />
Mutige und<br />
menschliche<br />
Medienmacher<br />
Der Wandel in der Medienbranche ist gewaltig.<br />
Kein Stein bleibt auf dem anderen. Die technischen<br />
Veränderungen flitzen dahin. In immer engerer<br />
Taktung werden neue Kommunikationswege<br />
erfunden. Was bleibt, ist ein mutiger und seriöser<br />
Journalismus. Deswegen wird die PZ gelesen –<br />
ob nun auf Zeitungspapier oder online.<br />
„<br />
„Wichtig ist der Journalismus, den wir<br />
machen. Dazu gehört, neben dem reinen<br />
Handwerkszeug von Recherche und Schreibe,<br />
das Gefühl für die Menschen, die in unserer<br />
Region leben. Emotion und Leidenschaft,<br />
Trauer oder Freude in Texten vermitteln,<br />
das können bislang nur Publizisten mit<br />
der Bindung zu den Menschen.“<br />
IMPRESSUM<br />
An einem Produkt wie<br />
diesem arbeiten von der<br />
Erstellung bis zur Verteilung<br />
im PZ-Medienhaus<br />
traditionell alle mit.<br />
Herzlichen Dank<br />
an ein tolles Team.<br />
Redaktionelle Leitung:<br />
Anke Baumgärtel,<br />
Nadine Schmid<br />
und Magnus Schlecht<br />
Anzeigen:<br />
Albert Esslinger-Kiefer<br />
und Thomas Satinsky<br />
Layout und Grafik:<br />
Michel Pupillo<br />
und Michael Hölle<br />
Foto & Fotodesign:<br />
Thomas Meyer,<br />
Georg Moritz<br />
und Ralf Krenkel<br />
Titelmotiv:<br />
Thomas Meyer,<br />
Georg Moritz (Fotos) und<br />
Michel Pupillo (Gestaltung)<br />
Verlag und Druck:<br />
J. Esslinger GmbH & Co. KG<br />
Poststraße 5,<br />
75172 Pforzheim<br />
Thomas Satinsky<br />
Glauben Sie mir: Wer von sich behauptet,<br />
er wisse, wie die Zukunft der Medien- und<br />
Verlagshäuser aussieht, der schwindelt. Paradox<br />
ist nur, dass ganze Heerscharen von Medienschaffenden<br />
sich genau mit der Antwort<br />
auf diese Frage beschäftigen. Man meint,<br />
dadurch könne ein guter Teil des alten Geschäftsmodells<br />
„Medien und Nachrichtenverbreitung“ gesichert werden.<br />
Zugegeben: Die Druck- und Zeitungswelt<br />
war über Jahrzehnte hinweg<br />
eine heile. Das Internet rüttelte<br />
dieses komfortable Dasein kräftig<br />
durcheinander. Aber war es wirklich<br />
nur das Internet? Waren es tatsächlich<br />
nur die Googles, Facebooks und<br />
YouTubes? Das wäre denn doch zu<br />
simpel. Unsere Gesellschaften verändern<br />
sich rasant – und gerade die<br />
Kommunikationstechnologie prägt<br />
diesen Wandel, wird aber auch gleichermaßen<br />
von ihm geprägt. Im Medienhaus<br />
„Pforzheimer Zeitung“ erkannte<br />
man sehr früh die Chancen<br />
der gesellschaftlichen Veränderung.<br />
Eigentümer und Beschäftigte stemmten sich nicht gegen<br />
Wandel und Weiterentwicklung. Im Gegenteil: Man verstand<br />
sich als aktiver Teil dieses Prozesses. Dass nebenbei etliche<br />
Tochterfirmen – Online-Vermarktung, Bewegtbild-Produktion<br />
und Agenturen – unter dem Dach des PZ-Medienhauses<br />
entstanden und entstehen, war und ist logische Folge der<br />
ständigen Veränderungsbereitschaft. Dieser Prozess wird so<br />
weitergehen, das Tempo wird sich eher noch verschärfen.<br />
G<br />
aranten dafür sind auch die vielen jungen Kolleginnen<br />
und Kollegen, die bei der „Pforzheimer Zeitung“<br />
arbeiten, mitdenken und mitgestalten. Sie stehen für<br />
die Zukunft. Nicht umsonst sind PZ-Beschäftigte immer wieder<br />
auf bundesweiten Kongressen als Redner oder Podiumsteilnehmer<br />
gefragt. Vorbei die Zeiten, in denen nur die großen<br />
Flaggschiffe der Branche – also Süddeutsche, FAZ oder die<br />
Welt – das Sagen hatten. Mittlerweile kommen die Ideen<br />
und Zukunftsmodelle häufig aus den kleineren Häusern.<br />
Denn diese sind wendiger und weitaus stärker in der Umsetzungsgeschwindigkeit.<br />
Aus dieser Erkenntnis heraus<br />
ist in den regionalen Medienunternehmen ein<br />
gesundes Selbstbewusstsein gewachsen. Dort<br />
weiß man um seine Stärke, um die Nähe zu<br />
Lesern und Werbekunden. Die nationalen<br />
Zeitungstitel und die der Großstädte haben<br />
sich in den vergangenen Jahren von ihrer<br />
Klientel entfernt und entfremdet. Man<br />
schreibt häufig über die Leser hinweg als<br />
für sie zu publizieren.<br />
Die Zukunft der „Pforzheimer Zeitung“<br />
wird also nicht durch den digitalen Wandel<br />
entschieden, denn diesen gestalten wir mit.<br />
Kommunikationskanäle sind eh’ nur Mittel<br />
zum Zweck. Viel wichtiger ist der Journalismus,<br />
den wir machen. Und der kann nur gut<br />
sein, wenn die Redakteurinnen und Redakteure ihr Metier<br />
verstehen.<br />
Dazu gehört, neben dem reinen Handwerkszeug von Recherche<br />
und Schreibe, das Gefühl für die Menschen, die in unserer<br />
Region leben. Das Gespür und das Bauchgefühl für die richtigen<br />
Themen. Reine Berichte können viele Autoren schreiben.<br />
Teilweise geht das bereits über Roboter-Sprachprogramme mit<br />
Künstlicher Intelligenz (KI). Doch Emotion und Leidenschaft,<br />
Trauer oder Freude in Texten vermitteln, das können bislang<br />
nur Publizisten mit der Bindung zu den Menschen.<br />
Dafür steht natürlich auch die Marke, das Branding,<br />
„Pforzheimer Zeitung“. Der Verlag der Nachkriegszeit<br />
– erschaffen von Jakob und Rosa Esslinger, und bis<br />
heute geführt von Albert Esslinger-Kiefer – hat sich einen Namen<br />
erarbeitet, der für Qualität und Verlässlichkeit steht. Diese<br />
Tradition macht eine gute Zukunft des PZ-Medienhauses erst<br />
möglich. In den vergangenen Jahren sind einige kleine und<br />
mittelgroße Zeitungshäuser in finanzielle Schieflage geraten<br />
oder wurden von Medienkonzernen aufgekauft. Einher geht damit<br />
meist eine lokale und regionale Entfremdung. Denn der<br />
rein an den Umsatzzahlen orientierte Dirigismus einer räumlich<br />
entfernten Medienholding nimmt der Zeitung – egal ob<br />
Print oder Online – ihre Identität. Publizistische Langeweile feiert<br />
dann fröhliche Urständ. Zu beobachten ist dies in großen<br />
Teilen Nordrhein-Westfalens. Der Lokalkolorit in den dortigen<br />
Medien ist dahin. Zynisch gesagt: Es lebe die Beliebigkeit!<br />
Die Zukunft eines regionalen Medienhauses wird sich also<br />
nicht nur über die Affinität zur Technik und zum digitalen<br />
Wandel entschieden. Viel wichtiger werden die Inhalte sein.<br />
Wer die PZ auf Zeitungspapier, als E-Paper oder im Digital-Abo<br />
liest, merkt, dass immer versucht wird, den Artikeln, den Storys,<br />
dem Content oder den Geschichten einen lokalen Zuschnitt<br />
zu geben. Denn Menschen interessieren sich in erster Linie für<br />
das, was in ihrem Lebensumfeld geschieht. Dort kennen sie<br />
sich aus und dort erwarten sie von ihren Medien Kompetenz.<br />
Und sie dürfen voraussetzen, dass ihnen relevante<br />
Sachverhalte und Meinungen geboten werden. An diesen<br />
Anforderungen wird sich nichts ändern, solange wir in einer<br />
pluralen Gesellschaft, in einer Demokratie leben. Der<br />
Journalismus der Gegenwart wie auch der Zukunft wird<br />
sich bemühen, die Demokratie lebendig mitzugestalten<br />
– fern ab von Fake News und Lügenpresse-<br />
Vorwürfen. Dies haben wir Medienmacher von der<br />
Poststraße seit mehr als 70 Jahren getan und wir<br />
werden uns diesem Credo auch weiter verpflichtet<br />
fühlen.<br />
THOMAS SATINSKY<br />
Geschäftsführender Verleger<br />
der Pforzheimer Zeitung