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SOCIETY 378

Die neue SOCIETY-Ausgabe mit den Fokusländern United Kingdom und China, Interviews mit Botschaftern von u.a. Frankreich, Kroatien, Mexiko. Porträts von Prinz Charles, Chris Lohner und Hugo Portisch.

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Porträts von Prinz Charles, Chris Lohner und Hugo Portisch.

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SOCIETY

„Die Erde ist in Gefahr. Sie wird nicht fertig mit allem, was wir ihr abverlangen.

Sie verliert ihre Balance, und daran sind wir Menschen schuld.“

Zuvor lernte er 1970 bei einem Polospiel

in Windsor die selbstbewusste Camilla

Shand kennen, eine Begegnung, die

sein Leben auf lange Sicht verändern

sollte. Sie heiratete jedoch 1973 Andrew

Parker Bowles, Charles wurde sogar

Taufpate des ersten Sohnes des Paares.

Der Thronfolger ehelichte 1981 trotz

Unsicherheiten und Bedenken schließlich

die aus einer der ältesten Adelsfamilien

Englands stammende Diana

Spencer. Er war damals 32, sie 19. Der

Druck sich zu verheiraten war zu dieser

Zeit bereits groß. „Mir wird gesagt,

dass die Ehe das einzige Heilmittel für

mich sei – und vielleicht ist das auch

so“, schrieb er einmal in einem Brief

an einen Freund. „Die Medien werden

mich einfach nicht ernst nehmen, solange

ich nicht heirate und offensichtlich

Verantwortung übernehme.“ Ein

Jahr nach der Heirat kam sein erster

Sohn William zur Welt, 1984 folgte die

Geburt Harrys. Das Ende der Ehe mit

Diana 1996 und vor allem ihr tragischer

Unfalltod im darauffolgenden Jahr

beschäftigten Medien und Menschen

weltweit und stürzten das Königshaus

vorübergehend in eine Krise.

VIELSEITIG UND ARTIKULIERT

Im Gegensatz zu seinen Vorgängern

und anderen Mitgliedern der royalen

Familie artikuliert Prinz Charles seine

persönlichen Ansichten – etwa zur Politik

– viel deutlicher. So gilt er auch als

freimütiger Architekturkritiker, der vor

allem modernen Strömungen misstrauisch

gegenüber steht. Sein Verständnis

einer nachhaltigen und kontextuellen

Planung formulierte er in seinem Buch

„A Vision Of Britain“, angelehnt daran

wurde sogar die Modellstadt Poundbury

in der Grafschaft Dorset errichtet.

Seine Wertschätzung von Tradition manifestierte

sich auch im Jahr 2000, als

er nach fast 130 Jahren Unterbrechung

wieder eine Hofharfenistin ernannte.

Auf Reisen engagiert er zudem regelmäßig

Reisemaler, die Landschaften

und einzelne Szenen für die royale

Familie malerisch festhalten. Zum 40.

Jubiläum der Seifenoper „Coronation

Street“ zeigte er aber seine modernere

und gelassenere Seite, als er das Set

besuchte und im Rahmen eines Gastauftritts

sich selbst spielte. 2013 hatte

Charles zudem einen Sprecheinsatz

als Außerirdischer in der Science-Fiction-Serie

„Doctor Who“. Der 72-Jährige

ist außerdem ein passionierter Maler,

bevorzugt mit Aquarellfarben malt er

meist Landschaften.

IM EINSATZ FÜR DIE UMWELT

Seiner Leidenschaft für den Umweltschutz

verlieh der Prince of Wales erstmals

1970 im Rahmen einer Konferenz

in Cardiff öffentlich Ausdruck. Diese

Thematik sollte ihn in den kommenden

Jahren stets begleiten und ein wesentlicher

Teil seines philanthropischen

Engagements werden. Auf Highgrove,

seinem Landsitz in Gloucestershire,

entdeckte er bereits in den 80er Jahren

seine Liebe zum Gärtnern. 1986 entschied

er sich dazu, den Garten und

die Duchy Home Farm von nun an nach

ökologischen Konzepten zu betreiben,

um der Landwirtschaft „wieder eine

Seele zu verleihen.“ Um die Produkte

der Farm zu vermarkten, gründete er

1990 die Marke Duchy Organics, die

heute als Waitrose Duchy Organic bekannt

ist. Die Umsätze aus dem Verkauf

gehen an Charity Projekte des Prinzen.

In seinem 2010 veröffentlichten philosophischen

Manifest „Harmonie – eine

neue Sicht unserer Welt“, plädierte er

ebenfalls für einen sorgsameren Umgang

mit unserem Planeten: „Dies ist

ein Aufruf zur Revolution. Die Erde ist

in Gefahr. Sie wird nicht fertig mit allem,

was wir ihr abverlangen. Sie verliert ihre

Balance, und daran sind wir Menschen

schuld.“ Mit seinem aktuellsten Projekt,

einer nachhaltigen Modelinie, die aus

Brennnesseln seines Landsitzes Highgrove

House hergestellt wird, setzt er

ein weiteres Zeichen für einen bewussteren

und nachhaltigeren Umgang mit

den Ressourcen unserer Erde.

KARITATIVES ENGAGEMENT

Schon seit jungen Jahren engagiert

sich der Prince of Wales für eine Vielzahl

von Projekten mit unterschiedlichsten

Zwecken. 1976 gründete er

zum Beispiel die gemeinnützige Organisation

„The Prince’s Trust“ mit dem

Ziel, benachteiligten Jugendlichen und

jungen Erwachsenen aus schwierigen

Verhältnissen zu helfen. Daneben setzt

er sich unter anderem für den Schutz

der Regenwälder, Nachhaltigkeit und

den Klimaschutz ein, aber auch der

ökumenische und interreligiöse Dialog

liegt ihm am Herzen. Der Spiritualität,

Naturreligionen sowie dem Judentum

und dem Islam schenkt Charles seit

geraumer Zeit große Aufmerksamkeit,

zu den beiden monotheistischen

Religionen betrieb er laut seines Biografen

Jonathan Dimbleby tiefgehende

Studien. Außerdem ist er Schirmherr

des Mihai-Eminescu-Trusts, der sich in

Transsilvanien um den Erhalt historischer

Ortschaften kümmert. In einem

dieser Dörfer – Viscri genannt – kaufte

er ein Guesthouse, in dem man heute

nächtigen und die Ruhe der ländlichen

Region genießen kann. Der Prinz hat

nämlich eine ganz besondere Verbindung

zu Rumänien – in einem Interview

mit dem britischen „The Telegraph“

gab er an, mit Vlad III. Drăculea, dem

berühmt-berüchtigten Fürsten der

Walachei, verwandt zu sein.

Die vielen außergewöhnlichen Seiten

des Prince of Wales, der am 14. November

seinen 72. Geburtstag feierte,

überraschen – die Zeit bis zur Thronübernahme

wird er also weiter gut

überbrücken können.

BUCHTIPP:

Prinz Charles. Ein außergewöhnliches

Leben.

Sally Bedell Smith

Lifestyle BusseSeewald

Fotos: Alex Hammond/Britische Botschaft, HBF Carina Karlovits

COVERSTORY

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