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SOCIETY 378

Die neue SOCIETY-Ausgabe mit den Fokusländern United Kingdom und China, Interviews mit Botschaftern von u.a. Frankreich, Kroatien, Mexiko. Porträts von Prinz Charles, Chris Lohner und Hugo Portisch.

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Porträts von Prinz Charles, Chris Lohner und Hugo Portisch.

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SOCIETY

Wenn man ein öffentlicher Mensch ist und durch seine Arbeit ein gutes

Leben hat, ist es eine Verpflichtung, auch etwas zurückzugeben.

Zeit beginnt sie ein Schauspielstudium,

das sie auch in Österreich fortsetzt

und 1965 mit dem Staatsexamen

abschließt. Finanziert hat sie sich das

Studium selbst, durch die erfolgreiche

Arbeit als Model in der Schweiz,

Frankreich, Italien und Deutschland;

ein Job, der sie Disziplin gelehrt hat.

In der bewegten Zeit um ‘68 war Chris

Lohner gerade in Paris: „Ich bin nur

streckenweise bei den Demonstrationen

mitmarschiert, weil wir schon

öfter eins über den Schädel gekriegt

haben und ich mir das als Model nicht

wirklich leisten konnte“, erzählt sie im

Interview mit SOCIETY Magazin.

1973 geht sie als Sprecherin und Moderatorin

zum ORF und setzt damit

den Startschuss für eine beeindruckende

Karriere: Im Laufe der Jahre

macht Chris Lohner Fernsehen, Film

und Radio, schreibt Bestseller und

wirkt in zahlreichen Theaterproduktionen

mit. 1,4 Millionen Menschen

hören täglich ihre Stimme an den

Bahnhöfen der ÖBB – und das übrigens

für die Ewigkeit: in digitaler Form

bleibt die vertraute Stimme der Nachwelt

erhalten, bis Chris Lohner selbst

– nach eigener Angabe – „ein Radieschen

ist“. Heute, wo Künstler*innen

weltweit vor leeren Auditorien sitzen,

fehlt auch Chris Lohner ihr Publikum.

Doch trotz abgesagter Buchungen

konnte sie durch selbstgedrehte Youtube-Videos

für ihre Fans das Beste

aus der Situation machen: „Wenn

man irgendwie kann muss man ja

auch während Corona weitermachen,

man darf sich nur nicht in die Enge

treiben lassen!“.

DIE STIMME ERHEBEN

Eines bleibt klar: Chris Lohner zögert

nicht, wenn es darum geht, ihre

Stimme zu erheben. Vor zwanzig

Jahren willigt sie auf Nachfrage des

ehemaligen Pressesprechers Gabriel

Müller ein, Schirmherrin für Licht für

die Welt zu werden. Allerdings unter

einer Bedingung: Sie will etwas bewegen

und nicht nur auf einem Plakat

abgedruckt werden. Bewegt hat sie

mit ihrem karitativen Engagement

vieles; nicht nur für Licht für die Welt,

sondern auch als Ehrenmitglied für

CARE und mit ihrer eigenen Organisation

caftan – it fits. „Wenn man ein öffentlicher

Mensch ist und durch seine

Arbeit ein gutes Leben hat, ist es eine

Verpflichtung, auch etwas zurückzugeben.

Ich bin in der glücklichen Position,

helfen und auch wirklich etwas

bewegen zu können. Man muss mich

nicht beim Buffet vorlassen, aber zu

karitativen Zwecken will ich meinen

Bekanntheitsgrad schon nutzen“,

meint Chris Lohner im Interview mit

SOCIETY Magazin.

Auch hinter den Kulissen kam Chris

Lohner nicht darum herum, ihre

Stimme zu erheben. Während ihrer

Partnerschaft mit dem aus Jamaika

stammenden Tennisspieler und Verleger

Lance Lumsden wurde sie verbal

attackiert und musste sich im Alltag

und am Arbeitsplatz gegen Rassismus

wehren. Unreflektierte, rassistische

Aussagen duldet sie auch heute

nicht: „Für so etwas habe ich sehr wenig

Verständnis, nämlich gar keins!“.

Im Interview mit ooom erzählt Chris

Lohner von ihren #metoo Erlebnissen

und sexueller Belästigung während

der Zeit beim ORF. „Man darf nicht immer

alles hinnehmen, sondern muss

sich auch mal einmischen!“, meint sie

entschlossen.

IM FLOW UND

GEGEN DEN STROM

Mit diesem kritischen Blick hält Chris

Lohner ihren Geist wach. Sie beobachtet

sehr genau, ist neugierig und

hakt gerne mal nach; denn hinter

allem steht schließlich die Meinung

von jemand anderem. Man kommt

nicht darum herum, alles auch selbst

zu hinterfragen und sich umfassend

zu informieren. Das gilt auch für

Nachrichten aus den Medien: Das

Stück „Network“ (nach dem gleichnamigen

Film von Paddy Chayefsky),

in dem sie gerade spielt, ist übrigens

ein Klassiker zu diesem Thema. Als

Jetztmensch macht Chris Lohner

keine Zukunftspläne. Am Ende muss

man sich sowieso überraschen lassen

von dem was kommt. Auch ihre steile

Karriere hat sie eigentlich nie geplant,

sondern lediglich versucht, mit ihren

Talenten Geld zu verdienen. „Go with

the flow, würde ich sagen, wobei man

natürlich immer wieder auch gegen

den Strom schwimmen muss, um an

die Quelle zu kommen“.

Chris Lohner in ihrem Stammcafé Dommayer

PERSÖNLICHKEITEN

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