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SOCIETY 378

Die neue SOCIETY-Ausgabe mit den Fokusländern United Kingdom und China, Interviews mit Botschaftern von u.a. Frankreich, Kroatien, Mexiko. Porträts von Prinz Charles, Chris Lohner und Hugo Portisch.

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Porträts von Prinz Charles, Chris Lohner und Hugo Portisch.

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SOCIETY

Vom Akademiker

zum Botschafter

SOCIETY sprach mit dem französischen

Botschafter S.E. Gilles Pécout über die

Schlüsselaspekte seiner Arbeit und den

Kampf gegen den Klimawandel.

Bevor Sie Botschafter in Österreich

wurden, waren Sie Rektor der Académie

de Paris und ein renommierter

Historiker in Frankreich. Wie werden

diese Qualifikationen Ihre Arbeit als

Diplomat beeinflussen?

Ich bin von der Ausbildung und vom

Beruf her Akademiker: Professor für

die Geschichte des 19. Jahrhunderts.

Ich hatte einen Lehrstuhl an der École

normale supérieure de Paris und an

der Sorbonne (EPHE) inne und war

Rektor und Universitätskanzler der

Académie de Paris mit Sitz an der

Sorbonne, d. h. verantwortlich für die

gesamte Bildungspolitik im primären,

sekundären und tertiären Bereich in

Paris und der Ile-de-France, der bedeutendsten

Region in puncto Schul- und

Universitätsbildung in Frankreich und

einer der bedeutendsten in Europa.

In dieser Funktion habe ich Präsident

Macron am 26. September 2017 an der

Sorbonne willkommen geheißen, als er

seine Europa-Rede an die Jugend hielt.

Was von meiner Erfahrung wird in meine

Tätigkeit als Diplomat einfließen?

Zuallererst das Bewusstsein eines Geschichtswissenschaftlers

dafür, nach

Österreich entsandt worden zu sein,

in ein Land, dessen Geschichte den

Reichtum und die Komplexität der Geschichte

Europas verkörpert: ein Land,

das sich seiner Vergangenheit bewusst

ist, das sich jedoch eine moderne

Zukunft im Dialog mit seiner Umwelt

schafft und geschaffen hat. Dann, die

Notwendigkeit, Entwicklungen vor

dem Hintergrund der Zeit zu sehen.

Es ist wichtig, zwei widersprüchlich

scheinende Aspekte zu kennen: dass

unsere Epoche nicht alles erfunden

hat, dass wir jedoch in einer Epoche

leben, die eine noch nie dagewesene

Beschleunigung der Geschichte und

der Entwicklungen erfährt. Ich werde

ein Botschafter sein, der der Ausbildung,

der Bildung und der Kultur

einen hohen Stellenwert beimisst. Die

Mobilität der Jungen, der SchülerInnen,

der Studierenden, aber auch der

Berufseinsteiger wird einer meiner

Schwerpunkte sein. Ich begrüße es,

dass französische und frankophone

Persönlichkeiten in Österreich, in Wien,

Schlüsselpositionen innehaben – im

Naturhistorischen Museum, an der

Oper, in wichtigen Bereichen der Forschung

und der Industrie. Ich habe mit

Freude festgestellt, dass Französisch

noch stets nach Englisch die zweite

Fremdsprache ist, und freue mich

über die Strahlkraft des Wiener Lycée

Français und des Instituts für Romanistik.

Ich möchte diesen Austausch

ausbauen und die österreichische

Präsenz in Frankreich ausweiten. Diese

Gegenseitigkeit ist das Herzstück

unserer wirtschaftlichen, intellektuellen

und politischen Beziehungen. Der

dramatische Anschlag vom 2. November,

der Wien und Paris im Unglück

verbindet, führt uns vor Augen, dass

auch die Ausbildung, die Kultur und die

Wissenschaft Mittel im Kampf gegen

die Barbarei sind, die uns angreift.

Auf welche Bereiche und Schlüsselaspekte

möchten Sie während Ihrer

Amtszeit den Schwerpunkt legen?

Neben den Verflechtungen im Bereich

der Bildung, der Ausbildung und der

kulturellen und künstlerischen Entfaltung

möchte ich den Schwerpunkt

auf gemeinsame Maßnahmen zum

Umweltschutz setzen. Dieses Engagement

muss sich auf drei Gebiete

erstrecken: die Wirtschaft und die

sozialen Bedürfnisse, die Forschung

und die Geisteswissenschaften.

In der heutigen Zeit ist der Kampf

für das Klima und die biologische

Vielfalt vorrangig. Doch die Frage des

Umweltschutzes darf nicht isoliert betrachtet

werden. Präsident Emmanuel

Macron war diesbezüglich sehr deutlich:

man muss Fortschritte erzielen

und dabei den sozialen Herausforderungen

Rechnung tragen. Denn das

Engagement für die Umwelt und die

Biodiversität als isolierten Kampf zu

betrachten, würde sich gegen den

Foto: SOCIETY/Probaschnig

NEW AMBASSADORS

068

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