SOCIETY 378
Die neue SOCIETY-Ausgabe mit den Fokusländern United Kingdom und China, Interviews mit Botschaftern von u.a. Frankreich, Kroatien, Mexiko. Porträts von Prinz Charles, Chris Lohner und Hugo Portisch.
Die neue SOCIETY-Ausgabe mit den Fokusländern United Kingdom und China, Interviews mit Botschaftern von u.a. Frankreich, Kroatien, Mexiko.
Porträts von Prinz Charles, Chris Lohner und Hugo Portisch.
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SOCIETY
Familie aufeinander verlassen kann,
Probleme erkennt und dann gemeinsam
angeht.
Welche sind die Leitmotive Ihrer
Amtszeit als Botschafter? Werden
Sie – wie Ihre Vorgängerin Vesna
Cvjetković – auch stark auf den kulturellen
Bereich setzen?
Auch für mich steht Kultur an erster
Stelle, aber nicht an allererster. An
allererste Stelle setze ich die Politik
als Koordinierungs- und Schnittstelle
für Kultur und Wirtschaft. Ich glaube,
dass Kultur niemals alleine stehen
kann und soll, sie ist vielmehr immer
schon Trägerin für Politik und Wirtschaft.
Gleichzeitig ist Kultur stark
verknüpft mit Sprache und demnach
Bildungspolitik. Laut Statistik Austria
leben in Österreich 83.596 kroatische
StaatsbürgerInnen, über 20.000 ÖsterreicherInnen
mit kroatischen Wurzeln,
und über 40.000 Angehörige der
kroatischen Minderheit in Österreich,
doch Kroatisch wird an Schulen nicht
als eigenständige Sprache anerkannt
und als separates Fach, sondern nur
in Kombination mit Bosnisch und
Serbisch unterrichtet (B/K/S). Die
drei Sprachen und ihre kulturellen
Hintergründe unterscheiden sich aber
natürlich voneinander, weshalb wir
uns dafür einsetzen, dass sie auch als
eigenständig behandelt und bewahrt
werden. Die Bundesministerien haben
in dieser Hinsicht generell ein offenes
Ohr, aber es fällt ihnen schwer, sich
den neunen politisch gesellschaftlichen
und kulturellen Gegebenheiten
anzupassen, was sich im stark
sinkenden Interesse für den muttersprachlichen
Unterricht an österreichischen
Schulen widerspiegelt. Mehr
Sprachkompetenz ist aber immer ein
persönlicher und gesellschaftlicher
Mehrwert. Europa zeichnet sich durch
eine Vielzahl an kulturellen Identitäten
aus und gerade diese Varietät ermöglich
es uns, ein größeres Ganzes
aufzubauen.
Zu Ihnen persönlich: Was hat Sie zur
Diplomatie geführt?
Ich war bereits als Kind von der Politik
fasziniert und habe im Fernsehen
– damals noch in schwarz-weiß –
Debatten verfolgt. Ich bin in Deutschland
als klassisches Zuwandererkind
aufgewachsen und konnte später
dank der Unterstützung meiner
Eltern in Bonn Theologie studieren.
Praktisch habe ich aber immer Politik
gemacht und mich parteipolitisch
engagiert. Dabei habe ich schnell gemerkt,
dass Politik ein fortwährender
Dialog ist, der konstant aufgebaut
werden muss. Letztendlich habe ich
die Möglichkeit bekommen, als local
staff in der Kroatischen Botschaft zu
arbeiten, von dort aus habe ich dann
die Diplomatenlaufbahn eingeschlagen.
Mit Menschen zusammenzusitzen
und zuzuhören hat mich schon
immer erfüllt. Politik und Diplomatie
sind Dienste an Menschen und gehen
daher mit aktivem Zuhören, Empathie
und Emotion Hand in Hand.
KROATIEN
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