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SOCIETY 378

Die neue SOCIETY-Ausgabe mit den Fokusländern United Kingdom und China, Interviews mit Botschaftern von u.a. Frankreich, Kroatien, Mexiko. Porträts von Prinz Charles, Chris Lohner und Hugo Portisch.

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Porträts von Prinz Charles, Chris Lohner und Hugo Portisch.

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SOCIETY

Meine ganzen vier Jahre in der Botschaft waren von Verhandlungen und

Vorbereitungen für den BREXIT geprägt. Wir bereiten uns jetzt auf das

Ende der Übergangszeit vor (...)

Nach der Ibiza-Affäre war es für mich

beeindruckend zu sehen, wie stark die

demokratischen Institutionen in Österreich

sind. Abseits vom Politischen

konnte ich unter dem Hashtag

#keenonWien bereits über 500 Mal

teilen, was mir besonders gut an Wien

und Österreich gefällt. Ich habe Lieblingsorte

in allen neun Bundesländern

und nehme es mir immer zum Ziel,

jedes Jahr alle mindestens einmal zu

besuchen. Letztes Wochenende war

ich zum Beispiel in Kärnten (ein weiterer

Grund, Wien besonders zu mögen

ist, dass es nur ein paar Fahrstunden

von Kärnten entfernt ist), auch ansonsten

bin ich viel unterwegs: ich war

in Osttirol, am Weißensee, im Ehrwald,

im Salzkammergut, in Vorarlberg,

Graz, Salzburg, im Ötschergraben, am

Neusiedlersee und in der Ramsau.

Ich habe mich auch mit den verschiedenen

Dialekten beschäftigt und

gelernt, wie man am besten jemanden

beim strawanzen kennenlernen kann

und wie leiwand Wien sei.

Haben Sie einen Vorzug für eine bestimmte

Gegend?

Ich zitiere immer gerne Oscar Wilde

und auch bei dieser Frage gilt: „comparisons

are odious“, vergleichen ist

unangebracht. Das ganze Land zieht

mich magisch an! Es gibt hier so viel

zu entdecken, Österreich ist viel mehr

als nur Wien.

dass wir als Inselstaat seit jeher mit

dem Meer konfrontiert waren und

man so nie das Gefühl hatte, dass

man die Umwelt überhaupt unter

Kontrolle bringen kann. Auch wenn

man an die Geschichte denkt hat

Großbritannien – außer in den Weltkriegen

– lange Zeit keinen Überlebenskampf

führen müssen, im

Gegensatz zu den Ländern auf dem

europäischen Festland, die wiederholt

mit Invasionen gekämpft haben.

Deshalb gibt es in diesen Gegenden

vielleicht ein stärkeres Verlangen

nach Stabilität. Man sagt immer, in

Großbritannien kann man auf alles

wetten, in Deutschland oder Österreich

kann man sich gegen alles

versichern; das fasst den Unterschied

ganz gut zusammen.Das Vereinigte

Königreich hat schon lange eine sehr

diverse Bevölkerung: in London werden

über 300 Sprachen gesprochen,

35% der Einwohner wurden nicht in

Großbritannien geboren. Das führt

zu einer großen Vielfalt auf kultureller

und kulinarischer Ebene. Das Vorurteil,

man esse in Großbritannien

nicht gut, ist daher übrigens längst

überholt. Auch der Humor – vor allem

Monty Python und John Cleese – ist

für mich ein wichtiger Teil des britischen

Charakters.

Welche Auswirkungen hat der BREXIT

bisher für die Relationen zu Österreich

und was kann gemacht werden,

um die Beziehungen eng zu halten?

Meine ganzen vier Jahre in der Botschaft

waren von Verhandlungen

und Vorbereitungen für den BREXIT

geprägt. Wir bereiten uns jetzt auf das

Ende der Übergangszeit vor und wollen

sichergehen, dass die ungefähr 11.000

britischen Bürgerinnen und Bürger

in Österreich weiterhin problemlos

ihre Rechte ausüben können. Für die

in Großbritannien lebenden Österreicherinnen

und Österreicher hat das

bereits sehr gut geklappt. Was mich

beeindruckt ist, dass die Beziehungen

zu Österreich und der EU weiterhin

Was unterscheidet das Vereinigte Königreich

von Österreich und anderen

europäischen Ländern und welche

Eigenheiten liegen Ihnen besonders

am Herzen?

Großbritannien ist natürlich genauso

europäisch wie Österreich, trotzdem

gibt es ein paar Besonderheiten.

Manchmal scheint es, als seien die

Briten von Unsicherheit unbeeindruckt.

Das kommt vielleicht daher,

S.E. Leigh Turner im Gespräch mit SOCIETY-Herausgeberin Gerti Tauchhammer

INTERVIEW UNITED KINGDOM

045

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