Lehrermangel spitzt sich zu - BLV
Lehrermangel spitzt sich zu - BLV
Lehrermangel spitzt sich zu - BLV
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
62<br />
Regionalgruppe Stuttgart<br />
„Warum fahrt Ihr denn ausgerechnet nach Polen?“<br />
„Warum fahrt Ihr denn ausgerechnet<br />
nach Polen?“ Diese Frage mussten <strong>sich</strong><br />
viele der Teilnehmer der vom <strong>BLV</strong> organisierten<br />
Pfingstreise vorher von manchen<br />
Freunden gefallen lassen. Lapidare<br />
Antwort: Es soll <strong>sich</strong> lohnen. Die<br />
(Frühsommer-)Reise führte eben nicht<br />
nur <strong>zu</strong> Krapülinski und Waschlapski in<br />
ein Polenstädtchen in der Polackei, sondern<br />
umfasste binnen 7 Tagen Besuche<br />
der vier größten polnischen Städte.<br />
Der Kontrast zwischen <strong>zu</strong>sehends <strong>sich</strong><br />
westlich gebenden Metropolen (mit den<br />
uns vertrauten Verkehrsstaus) und dem<br />
weiten grünen Land dazwischen war beeindruckend.<br />
Polen ist ein aufstrebendes Land mit 38<br />
Mio. Einwohnern auf gut 300.000 km2<br />
Fläche verteilt. Trotz EU-Mitgliedschaft<br />
seit über 4 Jahren gilt als Währung noch<br />
der polnische Zloty. Es war beeindruckend,<br />
wie weit man inzwischen in Europa dank<br />
des Schengener Abkommens ohne Grenzkontrollen<br />
reisen kann. Wie weit man <strong>sich</strong><br />
schon im Osten befand, wurde manchem<br />
erst bewusst, wenn auf Wegweisern Städte<br />
angegeben waren mit dem Zusatz Ukraine,<br />
Weißrussland oder Litauen. Deutsch<br />
und insbesondere Englisch konnten neben<br />
internationaler Zeichensprache trotz<br />
fehlender Polnisch-Kenntnisse der Reisenden<br />
die nötige Kommunikation stets<br />
ermöglichen.<br />
Zum Erreichen der Ziele mussten die<br />
Teilnehmer immerhin knapp 3.000 km<br />
in einem bequemen Reisebus <strong>zu</strong>rück-<br />
legen. Am ersten Tag wurde über Nürnberg,<br />
Dresden und Görlitz <strong>zu</strong>erst Krakau<br />
angesteuert. Neben Führungen durch<br />
die wunderschöne Altstadt und über<br />
den Burgberg Wawel hoch über der jungen<br />
Weichsel konnten die Reisenden auf<br />
eigene Faust den Rest der Stadt erkundigen.<br />
Magischer Anziehungspunkt war<br />
immer wieder der Hauptmarkt mit den<br />
berühmten Tuchhallen, worauf <strong>sich</strong> vom<br />
Turm der Marienkirche ein besonders<br />
schöner Blick ergab. Auf die Spuren von<br />
Papst Johannes Paul II stieß man auf<br />
Schritt und Tritt.<br />
Dank unergründlicher Beziehungen des<br />
Reiseleiters konnte die Reisegruppe in<br />
Tschenstochau trotz dichter Besucherströme<br />
ohne Wartezeit direkt ins Innerste<br />
des Heiligtums, <strong>zu</strong>r Ikone der<br />
„Schwarzen Madonna“, vorstoßen.<br />
Beim Anblick der Menschenmassen<br />
konnte man <strong>sich</strong> die Bedeutung des Katholizismus<br />
in Polen – auch während der<br />
kommunistischen Zeit – sehr gut vorstellen.<br />
Das zweite Quartier wurde in der polnischen<br />
Hauptstadt aufgeschlagen. Nach<br />
einer ausgiebigen Stadtrundfahrt war<br />
auch dort die Stadt auf eigene Faust<br />
<strong>zu</strong> be<strong>sich</strong>tigen. Allemal sehenswert die<br />
Altstadt, Schlösser und Paläste, die<br />
Weichselbrücken, grüne Parks und gro-<br />
ße Plätze, das Gebiet des ehemaligen<br />
Ghettos, das dortige Denkmal mit Willy<br />
Brandts legendärem Kniefall und natürlich<br />
der von den Warschauern nicht sehr<br />
geliebte Kulturpalast im Zuckerbäckerstil,<br />
war er doch ein Geschenk Stalins.<br />
Angeblich gefällt er aber vielen Polen<br />
deshalb recht gut, weil man von seinem<br />
30. Stockwerk ganz Warschau sehen<br />
kann – außer dem Palast selbst...<br />
Nicht gerade von Touristen überlaufen<br />
zeigte <strong>sich</strong> Lodz als eine ehemalige<br />
Textilindustriestadt. Interessant <strong>zu</strong><br />
sehen, was moderne Städteplaner aus<br />
alten wunderschönen Backsteinbauten<br />
und Industriebrachen alles (nicht) machen<br />
können. Dass man in Lodz gerade<br />
das nicht unbedingt runde 585-Jahres-<br />
Fest der Stadt beging, zeugt davon,<br />
dass uns die Polen im Feste feiern nicht<br />
nachstehen. Der Heimweg führte über<br />
Breslau (poln. Wroclaw), wo dann bei<br />
einer kleinen Stadtrundfahrt und einem<br />
Rundgang auf der Sandinsel zwischen<br />
zwei Oderarmen (der Abstecher <strong>zu</strong>m historischen<br />
Marktplatz fiel leider dem einzigen<br />
Regen der Reise <strong>zu</strong>m Opfer) immer<br />
wieder die jüngere deutsche Vergangenheit<br />
dieser schlesischen Stadt ins<br />
Bewusstsein drang.<br />
Vergangenheit und Gegenwart verbanden<br />
<strong>sich</strong> auch nahtlos in den Namen, auf<br />
die man in irgendeiner Form immer wieder<br />
stieß: Marie Curie und Roman Polan<br />
ski, die Zwillingsbrüder Kaczy ´ nski, Nikolaus<br />
Kopernikus und Lech Walesa, Karol<br />
Woytyla und Frédéric Chopin...<br />
Die Reisegruppe setzte <strong>sich</strong> nicht nur<br />
aus Badenern und Württembergern, aus<br />
pensionierten und noch aktiven Lehrern<br />
und Bekannten <strong>zu</strong>sammen, sondern mit<br />
den Gewerblern waren erstmals Wirtschaftler<br />
dabei – ein Zeichen, dass die<br />
Fusion der Verbände auch in diesem<br />
Bereich Früchte getragen hat. In einem<br />
Schlusswort sprach der Calwer Kollege<br />
Albert Weik dem rührigen Reiseleiter<br />
Erwin Ranger den Dank der Teilnehmer<br />
aus. Die Akribie der Reiseplanung und<br />
die Fülle der geschichtlichen Hintergrundinformationen,<br />
die ausgeklügelte<br />
Logistik unterwegs und die stetige<br />
Hilfsbereitschaft – alles Gründe genug<br />
dafür, dass es <strong>sich</strong> eben doch gelohnt<br />
hat, mit dem <strong>BLV</strong> und Erwin Ranger nach<br />
Polen eben <strong>zu</strong> reisen. Wir sind gespannt<br />
auf weitere Angebote.<br />
Rudi Klittich<br />
<strong>BLV</strong>-MAGAZIN Ausgabe 4/2008