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WIKO – Wirtschaftskompass Altmühlfranken Ausgabe 2021

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WIKO

Ein Beispiel: Das Landratsamt startete

bereits 2019 eine einjährige Testphase

mit zehn Beschäftigten zum mobilen

Arbeiten, um erste Erfahrungen zu

sammeln. „Ziel war es, technische, organisatorische

und rechtliche Fragestellen

zu klären“, erläutert die Behörde.

Wohl auch dank dieser Vorarbeit

konnte in der Corona-Krise die Zahl

der Arbeitsplätze im Homeoffice verzehnfacht

werden, etwa 100 MitarbeiterInnen

im Landratsamt – also mehr

als ein Fünftel – können derzeit mit

Laptops von zu Hause aus arbeiten.

Da ist allerdings noch Luft nach oben:

Es könnten noch mehr Sachbearbeiter

ins Homeoffice wechseln, wenn Anträge

nur noch digital gestellt, bearbeitet

und zugestellt werden könnten. Wenn

also auch die gesamte Aktenführung

digitalisiert wird.

„Am Homeoffice-Standort der Mitarbeiter

muss ein geeigneter Internetanschluss

zur Verfügung stehen,

was selbstverständlich Grundvoraussetzung

ist“, räumt Pressesprecherin

Claudia Wagner ein. Dass es im Landkreis

stellenweise noch Probleme mit

Breitbandversorgung gibt, hat auch

Amro-Chef Reutelhuber festgestellt.

Aber das seien Einzelfälle. Im Großen

und Ganzen habe man für die meisten

Unternehmen die Arbeitsplätze

zu Hause schnell realisieren können.

Eigentlich erschreckend, wie schnell

und umkompliziert die Umstellung auf

Homeoffice technisch dann doch einzurichten

war – also scheinen die Hürden

zuvor tatsächlich eher im „Wollen“

als im „Können“ gelegen zu haben.

War vor Corona das Arbeiten zu Hause

ein schwer zu erreichendes Ideal, so

zeigen sich nun, da man es vorläufig

erreicht hat, zwar die vielen Vorteile –

aber auch ein paar Probleme. Die guten

Nachrichten zuerst: Profitieren können

vom Homeoffice vor allem Pendler.

Wer im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen

wohnt und einen Arbeitsplatz

in Nürnberg hat, kann ein Klagelied

davon singen, wie viel Lebenszeit

im wahrsten Sinne des Wortes auf der

Strecke bleibt. Sei es im Stau auf der

A6 oder wartend an der Bahnsteigkante,

weil mal wieder ein Zug Verspätung

hat. Die vormaligen Pendler berichten,

dass sie nun im Homeoffice viel

entspannter an die Arbeit gehen und

glücklich über die gewonnene Lebenszeit

sogar freiwillig noch die eine oder

andere Überstunde dranhängen. Ganz

klar: ein Punkt fürs Arbeiten von zu

Hause.

In der Gesamtbetrachtung ist das

ein Vorteil nicht nur für den einzelnen

Arbeitnehmer, sondern für den

Wirtschaftsstandort Altmühlfranken.

Räumliche Distanzen zwischen Unternehmenssitz

und Mitrbeiterwohnsitz

werden aufgeweicht. Qualifizierte

Arbeitskräfte können einfacher im

ländlichen Raum bleiben oder dort

hinziehen, wenn die ständige Präsenz

im Büro in der Großstadt nicht mehr

notwendig ist. Und wer nicht im teuren

Speckgürtel von München oder

„der Audi“ wohnen muss, sondern mit

seiner Familie in Altmühlfranken lebt,

hat mehr Zeit und mehr Geld zur Verfügung,

um es auch in der Region auszugeben.

Und Steuern zahlt er hier auch

noch.

Andersherum eröffnen sich den Firmen

mit Sitz in Weißenburg-Gunzenhausen

ganz neue Märkte auf der Suche

nach Fachkräften. Ob das Personal

nun in Gunzenhausen, Pappenheim

oder Pleinfeld wohnt oder in Nürnberg,

München oder Augsburg, spielt mit

der Möglichkeit zum Homeoffice keine

Rolle mehr. Es hat allerdings erst Corona

kommen müssen, damit erste lokale

Firmen diese Möglichkeit tatsächlich

erkennen und nun verhalten anfangen,

sie auch zu nutzen.

Im Wandel ist auf individueller Ebene

auch die Struktur und Qualität des Arbeitens.

Vor allem jene Arbeitnehmer,

die vor der Corona-Krise im Großraumbüro

saßen, schätzen derzeit die Ruhe

zu Hause. „Ich kann viel konzentrierter

arbeiten“, ist ein Satz, den man häufig

hört. Der ständige Geräuschpegel aus

Telefonläuten, Gesprächen und Bewegungen

fällt weg – und das wird als

sehr wohltuend empfunden.

Ein zweischneidiges Schwert scheint

das Homeoffice für Eltern zu sein. Zwar

profitieren sie grundsätzlich von der

Flexibilität, was auch die Hans-Böckler-Stiftung

in einer Umfrage aus 2020

bestätigt: Von den rund 6.300 befragten

Erwerbstätigen gaben 77 Prozent

an, dass sie Beruf und Familie mit der

Arbeit von zu Hause aus besser vereinbaren

können. Aber gerade mit zusätzlichem

Homeschooling oder dem

coronabedingten Wegfall der Kinderbetreuung

durch die Großeltern steigt

bei einigen Eltern auch die Belastung.

Ein konzentriertes Arbeiten zu Hause

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