WIKO – Wirtschaftskompass Altmühlfranken Ausgabe 2021
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WIKO
liegt schon fertig im Boden. Gut,
aus dem muss man ihn rausholen
und ihn zum Kunden transportieren,
aber dann hat man ein biologisches,
vielseitig einsetzbares und unverwüstliches
Baumaterial. In vielen
historischen Gebäuden liegen Natursteinböden
aus den hiesigen Brüchen
seit Jahrhunderten. Das schafft
kein Teppich, kein Linoleum und kein
Parkett.
Deshalb ist im Innenbereich die Verlegung
eines Natursteinbodens im Vergleich
zu einem Teppich klimatechnisch
die erheblich bessere Wahl.
Die Natursteinindustrie hat sich das
über einen langen Nutzungszeitraum
für Gewerbeimmobilien ausrechnen
lassen. Das Ergebnis war beeindruckend:
Der Teppich war mehr als 200-
mal schädlicher für die Umwelt als ein
Natursteinboden.
Ähnliches – wenn auch weniger umfassend
– gilt für Fassaden. Auch hier
gibt es eine Studie, die zeigt, dass Natursteinfassaden
erheblich nachhaltiger
sind als Glasfronten. Und zwar
in allen relevanten Dimensionen von
Primärenergiebedarf bis Sommersmogpotenzial.
Der geringe Energieverbrauch bei
der Herstellung, seine Unverwüstlichkeit
und die erheblich bessere
Wärmedämmung ergeben beim Stein
im Resultat einen guten ökologischen
Fußabdruck. Als hinterlüftete Fassade
sorgt er dafür, dass sich Gebäude
im Sommer weniger schnell aufheizen
und im Winter weniger schnell
auskühlen. Ganz ohne Energieeinsatz.
Mit Blick auf einen nachhaltigeren
Umgang mit Ressourcen kann man
beim Naturstein grünes Licht geben.
Als Rohstoff der Zukunft macht er in
vielen Fällen Sinn. Aus ökologischen
Gesichtspunkten hat man mit Blick
auf die Zukunft aber in der hiesigen
Natursteinindustrie ein ganz anderes
Problem: die Angst vor dem Loch.
Denn wo Stein aus dem Boden geholt
wird, ist der Boden eben erst mal fort.
Und mit ihm die Wälder, die Pflanzen
und die Tiere auf ihm. So zumindest
sahen das auch Tausende von Altmühlfranken,
die vor rund zehn Jahren
dem hiesigen Bund Naturschutz
folgten und mit Unterschriften gegen
die Ausweitung von Steinabbauflächen
protestierten. Früher oder
später wird die Diskussion wieder geführt
werden müssen.
Im Prinzip sei der Steinabbau nur eine
Zwischennutzung, argumentiert Jens
Geiger vom SSW. „Unser Steinbruch
wandert als Loch durch den Wald. Wo
wir fertig sind, füllen wir wieder mit
Erde auf und forsten mit Tausenden
von Bäumen auf“, erzählt er und deutet
auf einen Lkw. Der fährt ein paar
Hundert Meter weiter gerade wie bestellt
an eine Abbruchkante und kippt
Erde einen Hang hinunter. „Das ist unbelasteter
Erdaushub, den kann man
sich auch in den Garten schütten“,
erklärt Geiger.
Wie das nach einigen Jahren aussieht,
kann man bei einem Spaziergang
beobachten. Es geht ein paar
Hundert Meter einen Waldweg entlang,
steil nach oben, dann ums Eck.
Man steht in einem jungen Mischwald,
Lärchen, Buchen, Elsbeeren, dazu
ein paar lichte Flächen, auf denen
Sträucher und Gräser gedeihen. „Vor
zwei Jahrzehnten war hier ein Bruch“,
erzählt Geiger. „Jetzt hat die Natur
es sich mit unserer Hilfe wieder zurückgeholt.“
Ein Teil des alten Bruchs
blieb sogar mit Absicht stehen.
Die blanke Felswand
sollte Lebensraum
für Felsbrüter wie
den Uhu schaffen.
Längst ist sie zart
bewaldet und bietet
mitten im Weißenburger
Stadtwald eine Kulisse wie in
einem Alpental.
Geigers Kollege Holger Weisel von
der Solnhofen Stone Group (SSG)
geht sogar noch weiter. Für ihn ist
nämlich auch die Zwischennutzung
nicht das Problem. „Unsere Steinbrüche
sind artenreicher als der Wald,
der daneben wächst“, sagt Weisel.
Er kann auf Uhus, Apollofalter, Amphibien
und anderes mehr verweisen,
die den extremen Lebensraum
Steinbruch schätzen und hier ihre
Nischen finden. Im vergangenen Jahr
hat die Stone Group in einem Bruch
in Gundelsheim bei Treuchtlingen ein
Schutzprojekt für die seltene Gelbbauchunke
gestartet. Die findet in
den in Steinbrüchen entstehenden
Tümpeln nämlich Laichplätze, die es
in freier Natur kaum mehr gibt. Steinabbau
und Umweltschutz geht aus
Sicht der beiden Steinmänner zusammen.
Auch wenn die Löcher martialisch
in der Landschaft klaffen.
Einen ökologischen Aspekt sieht
man auch darin, dass man aus dem
Aufwand, den man betreibt, das Maximum
herausholt. Was beim Rind
„From Nose To Tail“ ist, das ist beim
Juramarmor vom Block bis zum
Schotter. Es sind eben nicht nur chinesische
Villen oder kanadische
Wolkenkratzer, die mit Jurastein verkleidet
werden, es sind auch „100
Prozent der Straßen in einem Umkreis
von 40 Kilometern auf Schotter
aus den regionalen Brüchen gebaut“,
sagt Geiger. „Regionaler geht es
nicht.“ Der Schotter macht in Summe
das meiste Material aus, das aus
den Brüchen geholt wird.
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