WIKO – Wirtschaftskompass Altmühlfranken Ausgabe 2021
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
WIKO
zum Bedauern von Schulleiter Markus
Scharrer. Er ist überzeugt, dass die
jungen Leute am Ende spannende Ergebnisse
im WIKO hätten präsentieren
können. „Wenn man ihnen diese Möglichkeit
gibt, können sie sehr kreativ
sein“, weiß er.
Scharrer nutzt gerne Chancen an seiner
Schule, um die Lernkultur ein wenig
zu verändern und das Selbstbewusstsein
der Mittelschule zu stärken. Bei
ihm rennt man mit solchen Projekten
parallel zum regulären Lehrplan offene
Türen ein. Weit offene Türen. So gibt
es an der Mittelschule etwa seit Jahren
eine erfolgreiche Schülerfirma, in
der Produkte wie Flaschenöffner und
Schmuck hergestellt und verkauft werden.
Über den Daumen gepeilt einmal
im Monat findet eine Schülervollversammlung
statt, die von den Jugendlichen
selbst initiiert und zu einem
selbst ausgewählten Thema gestaltet
wird. In der Mountainbike-AG, gemeinsam
mit Velovita (S. 6), treffen Sport
und Fahrrad-Know-how aufeinander.
Und einmal im Jahr steigt mit „Miniwug“
ein riesiges Planspiel-Projekt, in
dem die Kinder und Jugendlichen die
regionale Wirtschaft für eine Woche
nachstellen. Sie erwirtschaften Spielgeld
und bringen es in den Wertschöpfungskreislauf
ein. Der Schulleiter
glüht für diese Art von lebensnahem
Vermitteln: „In dieser einen Woche lernen
manche Schüler mehr als in einem
ganzen Schuljahr.“
NETTE KOLLEGEN SIND SEHR
WICHTIG
Die WIKO-Projektklasse in Gunzenhausen
hatte mehr Glück und es sich nicht
nehmen lassen, ihre Utopie vom perfekten
Arbeitgeber zu entwickeln. Zunächst
wurde grundlegend erfragt, wie
es für die Jugendlichen nach dem Abschluss
weitergeht. Mehr als drei Viertel
der 20 SchülerInnen haben bereits
konkrete Pläne: Sie beginnen Ausbildungen
im kaufmännischen Bereich,
im gewerblich-technischen Bereich,
im sozialen Sektor oder in der Pflege
oder gehen auf eine weiterführende
Schule. Zwei Branchen hingegen sind
in der WIKO-Projektklasse in keinem
konkreten Zukunftsplan enthalten: die
Landwirtschaft und die Gastronomie
beziehungsweise Hotellerie.
Leider sind nicht alle künftigen Jobs
auch im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen:
Nur knapp ein Drittel
der SchulabgängerInnen der Projektklasse
bleibt hier, der Rest geht
nach Ansbach, Roth-Schwabach oder
anderswohin. Nur das Donau-Ries
scheint kein beliebter Standort zu sein
– dorthin verschlägt es niemanden aus
der WIKO-Klasse. Generell sind die
Jugendlichen bereit, für den Traumjob
ihre Zelte abzubrechen: Von den
20 Befragten wären acht bereit, den
Landkreis dauerhaft zu verlassen, vier
würden auch das Bundesland wechseln
und drei sogar Deutschland den
Rücken kehren. Nur fünf sähen es als
Option, für den Job zu pendeln. Hier
kann man eine wichtige Botschaft an
die Wirtschaftsregion Altmühlfranken
herauslesen: Sich nahbar und attraktiv
für hier aufgewachsene und ausgebildete
junge Leute zu präsentieren, kann
langfristig Arbeits- und Fachkräfte im
Landkreis halten.
Interessant wird es bei der Frage, was
die Teenager von ihrem Traumjob erwarten.
Denn nicht etwa ein gutes
Gehalt oder Aufstiegschancen sind
die wichtigsten Faktoren. Mehr als ein
Drittel der Befragten gab an, dass ein
sicherer Arbeitsplatz am wichtigsten
ist, gefolgt von netten Kollegen bzw.
einem guten Arbeitsklima (ein Viertel).
Berechnet man die Zweit- und Drittstimmen
aus der Umfrage mit hinein,
sind nette Kollegen sogar auf Platz
eins – noch vor dem guten Gehalt, das
immerhin im Durchschnitt aller Priorisierungen
dann auf Platz zwei landet
(siehe Grafik). An dritter Stelle der Ge-
x88