WIKO – Wirtschaftskompass Altmühlfranken Ausgabe 2021
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WIKO
Die Zeit der Silberrücken im
Chefsessel geht zu Ende
VON JAN STEPHAN
Die Generation Y fordert Mitsprache, Verantwortung und Freiräume. Das setzt
sich immer mehr auch in Altmühlfranken durch. Bei Gore seit Jahrzehnten aus
Überzeugung, bei manch anderem auch nur aus der Not heraus.
Verantwortung ist der springende
Punkt, in dem sich neue und alte Arbeitswelt
unterscheiden. Früher war
Verantwortung die Währung des Aufstiegs.
Eine Karriere bemaß sich danach,
wer für wie viel Bereiche, Mitarbeiter
und Budget verantwortlich war.
Wer sich Zuständigkeiten erarbeitet
hatte, achtete darauf, sie nicht aus
der Hand zu geben. Verantwortung ist
Macht und Macht wird gut bezahlt. So
die Überlegung der alten Arbeitswelt.
Und heute? Wie stellen sich die aktuellen
Managementlehrbücher die
Führung in Unternehmen vor? Sehr
anders, kann man sagen. War der Vorgesetzte
früher der Boss, soll er heute
eine Art Coach für die Mitarbeiter seines
Teams sein.
Er fällt jetzt nicht mehr im Fünf-Minuten-Takt
staatstragende Entscheidungen
vom Schreibtisch aus, sondern ist
vor allem dafür verantwortlich, dass
die Entscheidungsfindung in einer Art
Schwarmintelligenz quer durch das
Unternehmen stattfindet. Und zwar
immer da, wo die Kompetenz für eine
Entscheidung am größten ist.
Das ist anstrengend für Chefs. Früher
stellte sich keiner die Frage nach
der Motivation eines Mitarbeiters: Er
wurde bezahlt, also hatte er zu arbeiten.
Das war der Deal. Und das ist er
schon immer noch in den meisten Unternehmen
der Region. Im ländlichen
Altmühlfranken lässt man die Trends
der Managementlehre in aller Regel
erst mal ein bisschen abhängen, um zu
sehen, ob sie was taugen. So hat man
sich über die Jahrzehnte auch einigen
Blödsinn erspart.
Blödsinn, der einfach wieder vorbeigeht,
das ist die neue Art der Führung
aber eben nicht. Auch wenn sich das
manche Chefs von altem Schrot und
Korn vielleicht wünschen. Es gibt gute
Gründe anzunehmen, dass es sich
beim Wandel in der Führung nur um
die Spitze des Eisbergs eines gesellschaftlichen
Wandels handelt.
Punkt eins: Die Gesellschaft hat sich in
den vergangenen Jahrzehnten weiter
demokratisiert, Mitsprache ist in allen
Bereichen selbstverständlich geworden.
Warum sollte das im Job anders
sein? Punkt zwei: Mit steigendem
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